Doping / COSL-Präsident Marc Theisen zu den Fällen Stacchiotti und Schleck: „Es geht um Glaubwürdigkeit“

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Die Bilanz der Olympischen Spiele von Peking sollte gezogen werden. Routine für COSL-Präsident Marc Theisen, wären da nicht die neuesten Enthüllungen im Fall Frank Schleck gewesen. Zu allem Überfluss platzte dann im Laufe des Nachmittags auch noch die Bombe Raphaël Stacchiotti. Schwere Zeiten demnach für den Luxemburger Sport. Philip Michel

Die Bilanz der Olympischen Spiele von Peking sollte gezogen werden. Routine für COSL-Präsident Marc Theisen, wären da nicht die neuesten Enthüllungen im Fall Frank Schleck gewesen. Zu allem Überfluss platzte dann im Laufe des Nachmittags auch noch die Bombe
Raphaël Stacchiotti. Schwere Zeiten demnach für den Luxemburger Sport.

Philip Michel

Tageblatt: Herr Theisen, Luxemburg kommt aus den Doping-Schlagzeilen nicht heraus. Nun ist mit Raphaël Stacchiotti nicht nur Luxemburgs Fahnenträger von Peking, sondern auch noch der mit 16 Jahren jüngste Olympiateilnehmer aus Luxemburg positiv getestet worden. Das ist erschreckend!
Marc Theisen: „Absolut erschreckend. Für mich ist das traurig, die Neuigkeit hat mich erschlagen. Ich habe selber einen 16-jährigen Jungen und kann mir nicht vorstellen, dass Raphaël Stacchiotti bewusst gedopt hat.“

„T“: Fakt ist, dass der Luxemburger Sport in ein schlechtes Licht rückt. Für weltweite Schlagzeilen sorgt momentan aber nicht Stacchiotti, sondern Frank Schleck. Wie ist die offizielle Position des COSL gegenüber Schleck?
M.T.: „Es gibt momentan keine. Denn das COSL ist natürlich stark in der Anti-Dopingagentur ALAD involviert. Die ALAD hat im Grunde genommen drei Funktionen: Sie ist einerseits Ankläger, andererseits Untersuchungsrichter und hat aber auch eine beratende Rolle als, wenn man so will, eine ‚chambre de conseil‘.
Zum jetzigen Zeitpunkt eine Meinung zu äußern, würde in das laufende Verfahren eingreifen. Ob das eine glückliche Situation ist, ist eine andere Frage. Denn es ist eine schwere Situation für den Luxemburger Sport und auch für seine Institutionen. Und es geht auch um deren Glaubwürdigkeit.“

„T“: Mit der Glaubwürdigkeit ist das so eine Sache. Wie kann man sich dem Vorwurf der Befangenheit entledigen, wenn man sich im Zielbereich der Tour de France oder aber in Peking, mit dem Roten Löwen bewaffnet, quasi als größter Fan der Sportler ausgibt?
M.T.: „Das ist ein allgemeines Problem. Wir stehen den Athleten nah, ich bin mir dessen durchaus bewusst und habe das Problem mit mir selbst persönlich, aber auch mit dem Büro der ALAD aufgeworfen. Wenn was geschieht, dann ist man mit drin, muss aber anschließend die Sachen trennen.“

„T“: Das heißt, dass sie als Mitglied der ALAD kein Fan mehr sind?
M.T.: „Wir gehen professionell und unabhängig an die Sache ran. Die Entscheidung ist von einer äußersten Tragweite. Und man muss eine Entscheidung objektiv begründen können.“

„T“: Im Dopingfall Benoît Joachim hat das COSL 2001 klar Position bezogen, jetzt tut es das nicht. Warum?
M.T.: „Das hat eben mit der ALAD zu tun. Vor deren Gründung waren Dopingverfahren Sache der Fachverbände. Demnach stand das COSL außen vor und konnte so eine klare und unabhängige Position beziehen. Mit der Gründung der ALAD wurde die Dopingbekämpfung den oft mit solchen Sachen überforderten Verbänden entzogen. Dafür sitzt aber nun das COSL mit im Boot. An der generellen Aussage ändert das freilich nichts, es gilt auch nach wie vor Null-Toleranz gegenüber Doping. Nur muss man eben vorsichtiger mit Aussagen im laufenden Verfahren sein. Momentan geht es zunächst einmal darum, zu klären, was es mit der Überweisung von 7.000 Euro (an den Dopingarzt Fuentes, d.Red.) auf sich hat.“

„T“: Wann ist denn mit einem Resultat zu rechnen?
M.T.: „Für unsere Glaubwürdigkeit, aber auch im Interesse des Athleten ist es wichtig, so schnell wie möglich die Wahrheit zu erfahren. Das Ziel muss also sein, die Affäre schnellstmöglichst zu klären und eine glaubwürdige Erklärung abzugeben.“