/ Die Wiederentdeckung der Spannung
Das bezieht sich vor allem auf die Zuschauerzahlen. 16.834 Leute sind bisher durch die Stadiontore geströmt, was einen Schnitt von 602 Zuschauern pro Spiel macht. Das sind etwas mehr als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison (530). „Schuld“ daran ist ohne Zweifel das Escher Derby, das am Sonntag offizielle 2.649 Zuschauer anlockte. Selbst die Nationalmannschaft kriegt solche Zahlen nur selten hin, was nicht nur am veralteten Stade Josy Barthel liegt.
Zwar war das Geschehen auf dem Platz auch beim Escher Derby nicht immer von allererster Güte, aber das ist bei einem Derby nicht ganz so wichtig. Selbst der Luxemburger Premierminister, der bisher nicht unbedingt als ferventer Sportfan aufgefallen ist, wurde in den Tribünen der Escher „Grenz“ gesichtet.
Erfreulich, dass das Nachbarduell die zweitgrößte Stadt des Landes derart elektrisierte, besonders in Zeiten, da der Zuschauerschwund allzu gerne auf die fehlende Identifikation mit den Vereinen zurückgeführt wird. Dass weder Fola noch Esch im dringenden Verdacht stehen, ihre Mannschaften überwiegend aus Eigengewächsen zusammenzustellen, hat die 2.649 Zuschauer am Wochenende nicht interessiert. Es ging um die Vorherrschaft in Esch, die Neugier, wie der finanzstarke Aufsteiger Fola, der in letzter Zeit mehr von Tradition als von Erfolgen lebte, sich auf der „Grenz“ schlagen würde. Wie sich Jeunesse gegen die wieder erwachsene Konkurrenz vor der eigenen Haustür aus der Affäre ziehen würde, um das Duell des Rekordmeisters gegen die „Doyenne“ – kurz, um kein Spiel wie jedes andere. Einige Beteiligte wollten das zwar so sehen, aber die 2.649 wussten es wohl besser. Ob das Derby aber wirklich die erhoffte Vitaminspritze für den Luxemburger Vereinsfußball sein wird, muss sich noch zeigen. Vergangene Saison flauten die Zuschauerzahlen nämlich gegen Ende erheblich ab. Vom 530er-Schnitt nach vier Spieltagen blieben am Ende ganze 398 übrig. Schuld daran waren auch hier nicht die mangelnden und maroden Infrastrukturen (es waren die gleichen wie noch zu Saisonbeginn), sondern eine Saison, die an Langeweile zulegte, umso länger sie dauerte. Die Anziehungskraft eines halbwegs spannenden Kampfs gegen den Abstieg oder um Platz zwei ist eben arg begrenzt, wenn die Meisterschaft schon entschieden ist. Und letzte Saison war allzu früh klar, dass der F91 unantastbar sein würde.
Und der F91?
Das ist in diesem Jahr bisher anders. An der Spitze thronen nämlich der RFCUL und der FC Déifferdeng 03, beide mit jeweils vier Siegen aus vier Spielen. Serienmeister F91 kommt erst auf Platz drei geholpert und ist mit zwei Siegen und zwei Unentschieden noch nicht nach Wunsch in die Gänge gekommen. Was die Düdelinger aber derzeit ärgern wird, freut den Rest der Liga umso mehr. Vor allem den RFCUL, der in den vergangenen Jahren immer wieder mal den Angriff auf die Spitze ausrief, aber dann doch nicht mit dem F91 mithalten konnte. Jetzt hat man den in den vergangenen Jahren uneinholbaren Konkurrenten erst mal hinter sich gelassen. Ob es mehr ist als eine Momentaufnahme, wird sich noch zeigen müssen. Der RFCUL ist allerdings nicht alleine an der Tabellenspitze. Denn Déifferdeng 03 weist derzeit ebenfalls eine makellose Bilanz auf und ist auf dem besten Weg, an die erfolgreiche Saison 2006/2007 anzuknüpfen, als man gleich im ersten Jahr im Oberhaus Platz drei belegte.
Und der F91 dabei? Der schaut dem Treiben an der Spitze derzeit interessiert zu und hat den Nimbus der Unantastbarkeit vorerst verloren. Allzu lange dürfte es zwar nicht mehr dauern, bis die Truppe von Trainer Leflochmoan wieder ganz oben mitmischt, doch die Saison 2008/2009 lässt sich zumindest spannender an als ihr Vorgänger.
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