FLBB-Präsident Henri Pleimling„Die Wertung der abgebrochenen Saison war keine leichtfertige Entscheidung“

FLBB-Präsident Henri Pleimling / „Die Wertung der abgebrochenen Saison war keine leichtfertige Entscheidung“
Für FLBB-Präsident Henri Pleimling war klar, dass der Verband sich seiner Verantwortung nicht entziehen würde Archivbild: Editpress/Julien Garroy

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Die Nachricht schlug gestern ein wie eine Bombe. Nach dem Abbruch der Meisterschaft gab der nationale Basketballverband die Wertung der Saison bekannt. Esch bei den Herren und Ettelbrück bei den Damen wurden zum Meister erklärt. Doch vor allem die Auf- und Abstiegsfrage sorgte in der luxemburgischen Basketballszene für viele Diskussionen. Im Gespräch geht FLBB-Präsident Henri Pleimling auf die Kritik ein.

Tageblatt: Herr Pleimling, die Reaktionen in den sozialen Medien fielen am Donnerstagabend ziemlich heftig aus, hatten Sie mit solch einem Shitstorm gerechnet?

Henri Pleimling: Mir war bewusst, dass nicht jeder mit dieser Situation einverstanden sein würde, denn man kann es in diesem Fall einfach nicht jedem recht machen. Ich muss aber betonen, dass ich auch viele positive Rückmeldungen erhalten habe, die negativen spielten sich vor allem im öffentlichen Raum, in den sozialen Medien ab. Ich kann behaupten, dass ich sehr viele Leute im Basketballmilieu kenne, doch mit vielen Namen, die zum Beispiel auf Facebook kommentiert haben, konnte selbst ich nichts anfangen, das sind kaum Leute aus dem direkten Umfeld der Klubs. Die Reaktion der beiden hauptbetroffenen Vereine, Contern und Steinsel, kann ich natürlich verstehen. Ich habe kein Problem damit, es nun abzubekommen, ich will nur nicht, dass behauptet wird, dass wir diese Entscheidung leichtfertig getroffen hätten, oder dass persönliche Interessen eine Rolle gespielt hätten.

Warum wurde sich nicht, wie eigentlich angekündigt, mit den Vereinen zusammengesetzt, um gemeinsam eine Lösung zu finden?

Es war zwar eine Versammlung angesetzt, doch hier sollte mit den betroffenen Vereinen geschaut werden, wie man im Fall einer Fortsetzung der Meisterschaft hätte vorgehen können. Doch die Corona-Krise hat sich mit einer unwahrscheinlichen Schnelligkeit entwickelt, das war nicht abzusehen gewesen, sodass uns nichts anderes übrig geblieben ist, als die Saison abzusagen. Zu keinem Zeitpunkt hatte der Vorstand der FLBB jedoch vor, die Entscheidung über die Saisonwertung an die Vereine abzugeben. Ein Referendum, wie es etwa der Tischtennisverband angekündigt hat, stand nicht zur Debatte. Schon bei weniger entscheidenden Fragen, wie der Anzahl von Profispielern, schlagen sich die Klubs die Köpfe ein. Wir wollten uns hier der Verantwortung nicht entziehen.

Wie ist die Entscheidung denn zustande gekommen?

Wir haben uns damit alles andere als leichtgetan. Als klar war, dass ein normaler Wettkampf über Monate hinweg nicht möglich sein würde, auch aufgrund der Grenzsituation und der Rückkehr der Profi-Spieler in ihre Heimat, wollten wir den Vereinen so schnell wie möglich Gewissheit geben, dass sie auch für die nächste Saison planen können. Der Vorstand der FLBB hat sich mehrmals virtuell zusammengesetzt, am Ende gab es dann auch eine Abstimmung, die Mehrheit war für die nun angekündigte Lösung, dabei will ich auch betonen, dass die Entscheidung nicht einstimmig war. Im nächsten BIO („Bulletin d’information officielwird sie dann veröffentlicht, sodass es offiziell wird. 

Wurde denn in Erwägung gezogen, keinen Meistertitel zu vergeben, die Saison gar nicht zu werten oder die Total League auf zwölf oder 14 Mannschaften aufzustocken?

Wir haben uns die verschiedenen Divisionen angesehen und da mit der Nationale 3 begonnen, denn auch die hat für mich ihre Wichtigkeit, von hier an haben wir mit der Nationale 2 und dann mit der Total League weitergemacht. Mamer hatte den Aufstieg rein sportlich bereits fest in der Tasche, demnach wäre es nicht fair gewesen, ihnen diesen zu verweigern. Die Saison nicht zu zählen war damit dahin, denn es wäre nicht kohärent gewesen, das auf die eine, aber nicht auf die andere Division anzuwenden. Und somit war auch klar, dass wir einen Meistertitel vergeben würden, denn man kann nicht Auf- und Absteiger festlegen und dann den Titel nicht vergeben. Eine Aufstockung auf 14 Mannschaften wäre utopisch, wie soll das vom Kalender her denn funktionieren? Zudem haben sich die Vereine zuvor bei einer Umfrage mit 75 Prozent dafür ausgesprochen, dass eine Total League mit zehn Teams für sie die optimale Zusammensetzung ist.

Die Entscheidung über Auf- und Abstieg in die bzw. aus der Total League war natürlich die schwierigste. Doch man muss es auch mal so sehen, nicht nur Contern und Steinsel haben in dieser Saison hart gearbeitet, auch Walferdingen und Hesperingen. In der Abstiegsfrage haben wir uns drei verschiedene Tabellen angeschaut – die nach der Qualifikation, die aktuelle und die, bei der nur die Spiele zwischen den Mannschaften der Nationale 1 berechnet wurden. In allen Fällen hatten wir das gleiche Ergebnis.

Ist dies denn mit den Statuten vereinbar?

Unsere Juristen haben sich damit beschäftigt und die Antwort war, dass der Vorstand diese Entscheidung treffen darf. Das Einzige, was laut Modus hätte stattfinden müssen, wäre das Relegationsspiel bei den Damen zwischen dem Vorletzten der Total League und dem Zweiten der Nationale 2. Dass Wiltz uns am Donnerstag aber mitgeteilt hat, auf einen Aufstieg verzichten zu wollen, hat die Sache dann vereinfacht. Ich habe zudem heute den konstruktiven Vorschlag erhalten, in Zukunft in den Statuten das Verfahren bei einem Saisonabbruch genau zu definieren, um ein ähnliches Szenario in Zukunft zu vermeiden. Doch wer konnte noch vor einem Monat vorhersehen, dass dies so einmal eintreffen würde? Zudem haben wir auch noch beim COSL-Präsidenten nachgefragt und uns mit anderen Verbänden beraten. Beim COSL erhielten wir die Antwort, dass man sich nicht ins Verbandsgeschehen einmischen werde.

Rechnen Sie damit, dass ein Klub juristisch gegen die Entscheidung vorgehen wird?

Ausschließen kann ich es nicht, unsere Juristen sehen die Situation so, ein anderer hat vielleicht andere Argumente. Doch ich will betonen, wir sind immer noch im Amateur-Bereich hier in Luxemburg, im nächsten Jahr wahrscheinlich mehr als zuvor. Denn man kann jetzt schon sagen, dass viele Klubs finanziell mit den Konsequenzen dieser Krise zu kämpfen haben werden, auch wir als Verband bekommen das bereits zu spüren, uns fehlen ja bspw. die Einnahmen der Pokalendspiele. Wer weiß auch, ob bis September wieder US-Spieler einreisen dürfen? Vielleicht klärt sich ja so wenigstens die Frage nach der Anzahl der Profispieler.

Auch die Austragung des Pokalfinals zu Beginn der neuen Saison, anstelle des Supercups in Kayl, sorgt für viel Kritik. Vor allem die Gefahr, dass die Halle in Kayl für ein möglicherweise erstes Spiel nach einer langen Unterbrechung viel zu klein sein könnte …

Hier muss ich betonen, dass es eine spontane Idee war. Beim Supercup treten ja der Meister und der Pokalsieger gegeneinander an, einen Pokalsieger gibt es aber nicht. So ist der Vorschlag aufgekommen, hier die beiden Pokalfinalisten spielen zu lassen, dann hatte jemand die Idee, dass man den Gewinner ja auch zum Pokalsieger erklären könnte. Ich hatte am Donnerstag kurz mit Gérard Kraus, dem Präsidenten von Kayl, hierüber gesprochen, er meinte: Warum eigentlich nicht? Mehr ist hier noch nicht entschieden. Wenn die Vereine kein Interesse haben, ein Pokalfinale vor der Saison auszutragen, dann muss es auch nicht gespielt werden. Wenn großes Interesse besteht, warum dann nicht auch in die Coque gehen und Kayl die „Buvette“ machen lassen? Die Idee mit dem Pokalfinale anstelle des Supercups zielte auch darauf ab, einen kleinen Verein zu unterstützen. Vorschläge sind aber willkommen.

Im Überblick

Dass vor allem die beiden Absteiger AB Contern und Amicale Steinsel die Entscheidung hinsichtlich der Saisonwertung nicht einfach so auf sich sitzen lassen würden, war bereits am Donnerstagabend abzusehen. In einem offenen Brief an den Vorstand der FLBB forderte Contern gestern genauere Erklärungen, besonders hinsichtlich der Vereinbarungen mit den Statuten. Für die Vereinsverantwortlichen „privilegiert die Entscheidung der FLBB die Interessen einiger weniger Klubs, opfert hingegen die von anderen“. Demnach bat man darum, die Entscheidung nicht nur zu begründen, sondern forderte den Vorstand auch auf, diese noch einmal zu überdenken. Die Conterner sind für eine vorübergehende Aufstockung der Total League für die Saison 2020/21. Steinsel kündigte hingegen an, sich mit anderen Vereinen zusammensetzen zu wollen, um gegen die „unverständliche und unüberlegte Entscheidung vorzugehen“. J.Z.

Snoppi
27. März 2020 - 23.14

Sou einfach dierfen Verainer dei doten Décisioun net unhuelen....... Keen Championstitel an keng Ofsteiger w.e.g.!!