Rhythmische SportgymnastikDie Vorreiterin sagt Goodbye: Elena Smirnova beendet bei den nationalen Meisterschaften ihre Karriere

Rhythmische Sportgymnastik / Die Vorreiterin sagt Goodbye: Elena Smirnova beendet bei den nationalen Meisterschaften ihre Karriere
Bei der EM 2020 in Kiew holte Elena Smirnova ihre beste Platzierung bei einer großen internationalen Meisterschaft Archivbild: AFP/Sergei Supinsky

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Eines steht fest: Elena Smirnova wird ihren Platz in den Geschichtsbüchern der Rhythmischen Sportgymnastik in Luxemburg sicher haben, immerhin ist die 20-Jährige die erste Turnerin überhaupt, die das Großherzogtum in dieser Disziplin bei Welt- und Europameisterschaften vertreten hat. Am Samstag nun feierte die junge Athletin bei den nationalen Titelkämpfen ihren Abschied.

„Dass es jetzt vorbei ist, war an sich schon abgemacht, denn ich habe dieses Jahr insgesamt viel weniger trainiert und meine Pläne für die Zukunft gemacht. Auf diesen Tag war ich also sehr gut vorbereitet“, erklärt Elena Smirnova nach den luxemburgischen Meisterschaften, die am Samstag in der Halle in Belair über die Bühne gingen. Nach dem letzten Wettbewerb ihrer sportlichen Laufbahn folgt für die 20-Jährige nun ein großer Einschnitt in ihrem noch jungen Leben. In den kommenden Wochen wird Smirnova, die sich im ersten Studienjahr der Biologie an der Uni Luxemburg befindet, den Schritt ins Ausland wagen und ihre Studien in Innsbruck fortsetzen. „In Luxemburg ist dieser Studiengang einfach noch sehr jung und wir haben viele Fächer, die wir zusammen mit der Medizin machen müssen, wie etwa Philosophie und Ethik. In Innsbruck macht man hingegen viel mehr Fächer, die einen stärkeren Bezug zur Biologie haben. Zudem bin ich gerne in den Bergen“, freut sich die 20-Jährige auf die neue Herausforderung in ihrem Leben. 

Dass sie vor keiner Challenge zurückschreckt, das bewies Elena Smirnova eindrucksvoll in ihrer fast zehnjährigen sportlichen Karriere. Erst mit elf Jahren begann sie mit der Rhythmischen Sportgymnastik, ein Alter, bei dem einem normalerweise keine Chancen mehr ausgerechnet werden, Fuß zu fassen, schon gar nicht auf internationalem Level. „Bei meinem ersten Klub wollten sie mich am Anfang gar nicht erst aufnehmen, weil sie sagten, es sei schon viel zu spät“, erinnert sich Smirnova. Doch ihr Ehrgeiz, ihr Wille, es doch zu schaffen, ermöglichten ihr bemerkenswerte Entwicklungssprünge. Im Jahr 2017 feierte sie im italienischen Pesaro schließlich ihr WM-Debüt, es war gleichzeitig der erste Auftritt einer FLGym-Turnerin bei einer internationalen Meisterschaft. „Das war schon enorm. Das war damals für mich der allererste Wettkampf auf diesem Niveau. Ich war zuvor nicht bei einer EM, bei keinem Grand Prix am Start. Direkt zur WM zu dürfen wird immer in Erinnerung bleiben, auch wenn ich damals noch nicht ganz so gut war“, meint die 20-Jährige. Am Ende stand Rang 87 unter 90 Turnerinnen zu Buche.

Um einiges besser lief es dann bei ihrer EM-Premiere 2019, wo sie in Baku Rang 44 holte. Es folgten zwei weitere Europameisterschaften. 2020 landete Smirnova in Kiew – bei einer aufgrund von Corona abgespeckten EM – auf Rang 22, konnte ein Plus von zehn Punkten im Vergleich zu 2019 aufweisen. 2021 war es direkt nach der Abitur-Phase Rang 59. „Von allen Wettbewerben fällt mir direkt noch der von 2019 in Budapest ein. Das war der einzige Wettkampf, bei dem ich alle vier Geräte fehlerfrei gezeigt habe und eine so hohe Wertung bekam, dass ich sogar vor einer Russin landete und mit dem Band Platz eins gemacht habe“, erzählt sie, als sie auf ihre persönlichen Highlights angesprochen wird. 

Nachfolge bleibt in der Familie

Am Samstag griff Elena Smirnova bei den Landesmeisterschaften nun ein letztes Mal zu Reifen, Ball, Keulen und Band: „Ich hatte schon viele Fehler in meinen Übungen. Doch ich habe wenig trainiert und da ist es ganz normal, dass ich nicht auf dem absoluten Top abgeschnitten habe“. Noch in der Woche vor den Meisterschaften verweilte die 20-Jährige in Innsbruck, wo sie nach einer Wohnung suchte. So hatte sie vor den nationalen Titelkämpfen gerade einmal zwei Tage Zeit für eine intensivere Vorbereitung. „Doch die ganze Abschiedszeremonie, die man extra für mich nach dem Wettbewerb vorbereitet hatte, war wirklich schön. Ich werde diesen Wettbewerb schon alleine deswegen in ganz besonderer Erinnerung behalten“, zeigt sich die Turnerin gerührt und dankt noch einmal ganz speziell ihrer Trainerin Larisa Abrosimova und Oksana Vichniakova, Präsidentin ihres Vereins Ecole de GRS. „Sogar kleine Kinder haben mir noch extra Bilder gemalt und geschenkt.“

Am Ende bleiben eine Wertung von 102,150 Punkten und ein zweiter Platz. Doch die Nachfolge bleibt in der eigenen Famile. Denn den Titel bei den Seniors holte sich erstmals ihre jüngere Halbschwester Sophie Turpel. Gemeinsam kletterten die Geschwister am Samtag dann auch auf das höchste Treppchen des Podiums, ein emotionaler Moment für beide. „Ich möchte ihr und allen anderen jungen Turnerinnen mitgeben, dass sie vor allem Spaß an dem haben sollen, was sie tun. Denn ohne diese Freude ist es schwierig so viel zu trainieren, wie es in dieser Sportart nötig ist.“ In Innsbruck wird sie die Rhythmische Sportgymnastik auch nicht auf Hobbyniveau weiterbetreiben, sondern sich vielmehr an neuen sportlichen Herausforderungen versuchen. Ein klarer Schnitt demnach. Dennoch dürfte man Elena Smirnova in Zukunft bei Wettbewerben häufiger auf den Zuschauerrängen sehen. Eines nimmt ihr aber keiner mehr: den Status der Vorreiterin in ihrer Sportart: „Darauf kann ich auf jeden Fall stolz sein. Andere Länder haben das ja schon so lange, und dass ich die Erste in Luxemburg war, dass das Ganze mit mir angefangen hat, das ist schon etwas sehr Cooles.“


Resultate

Kategorie A:
Seniors: 1. Sophie Turpel (Ecole de GRS) 112,300 Punkte, 2. Elena Smirnova (Ecole de GRS) 102,150
Juniors: 1. Zoe Delfino Dubois (Aspelt Gym Academy) 105,050, 2. Elena Meysembourg (Ecole de GRS) 93,000, 3. Lola Diederich (Ecole de GRS) 86,050
Espoirs (2010): 1. Kotryna Zilionyte (Aspelt Gym Academy) 73,000, 2. Emilia Stasane (Rythmica Lux) 66,250, 3. Anna Aleksashina (Ecole de GRS) 51,450
Espoirs (2011): 1. Paris Graas (Rythmo-Cats) 68,800, 2. Sara Melis (GRS Differdingen) 61,400
Minimes (2012): 1. Alexandra Simon (Rythmo-Cats) 60,050
Minimes (2013): 1. Katharina Ragel (Ecole de GRS) 57,150, 2. Lucie Melis (GRS Differdingen) 53,700
Benjamines (2014): 1. Natissa Konwerska (Ecole de GRS) 38,450, 2. Giulia Rodenbourg (Ecole de GRS) 38,350, 3. Agota Zilionyte (Aspelt Gym Academy) 37,850
Benjamines (2015): 1. Daria Ananyeva (Rythmo-Cats) 34,950


Brandenburger mit weiterer Goldmedaille

Die Vorbereitung des Herrennationalkaders auf die beiden Höhepunkte dieser Saison – das European Olympic Youth Festival im Juli in Banská Bystrica (Slowakei) und die Junioren-EM im August in München – geht weiter. Bei einem Wettkampf im belgischen Gent landete Quentin Brandenburger mit einer Wertung von 75,250 Punkten im Mehrkampf auf dem ersten Rang. Dabei überzeugte er besonders am Sprung (14,000 Punkte) und Barren (13,400).