/ Die Schlecks gegen Gilbert und Co.
Neben den beiden Schleck-Brüdern gehen mit Laurent Didier und Ben Gastauer zwei weitere Luxemburger an den Start des einzigen niederländischen Klassikers. Wie vor zwei Jahren sind gleich vier Luxemburger Profis am Sonntag beim Amstel Gold Race dabei. Das Traditionsrennen in den Niederlanden, das seit 1966 ausgetragen wird, ist der erste Klassiker der sogenannten Ardennen-Woche, die am Mittwoch mit der Flèche Wallonne fortgesetzt und am Sonntag in acht Tagen mit Liège-Bastogne-Liège abgeschlossen wird.
Noch vor zehn Jahren hätte niemand im Entferntesten davon geträumt, dass Luxemburg einmal mit Siegchancen bei einer „Classique“ starten würde. In der Zwischenzeit aber haben sowohl Frank Schleck (Amstel 2006) als auch Kim Kirchen (Flèche Wallonne 2008) und Andy Schleck (Liège-Bastogne-Liège 2009) ein solches Rennen gewonnen.
Seitdem sind die Erwartungen der Fans gestiegen. Ein 2. und ein 3. Podiumsrang, wie Frank und Andy ihn zuletzt bei L-B-L 2011 erzielten, wird von vielen schon als Selbstverständlichkeit oder gar als „Niederlage“ angesehen. Die Latte liegt hoch, der Druck auf die Fahrer ist enorm. Denn gewinnen kann im Endeffekt immer nur einer!
Franks 32. Geburtstag
Ein jeder erhofft sich natürlich, dass das Bruderpaar endlich das Punktekonto des Großherzogtums im Klassement der UCI WorldTour aufbessert. Luxemburg rangiert dort mit einem einzigen Punkt von Ben Gastauer in den Tiefen des Klassements. Solches war man in den letzten Jahren nicht gewohnt.
Insbesondere Andy Schleck war bisher vom Pech verfolgt. Frank dagegen hat eine diskrete, aber konstante Vorbereitung auf die Klassiker hinter sich. Sein Vorteil gegenüber Andy drückt sich in weitaus mehr Renntagen aus. Frank knüpft schöne und weniger schöne Erinnerungen an das Amstel, das er als bisher einziger Luxemburger 2006 gewann. „Ich bekomme immer wieder Gänsehaut, wenn ich an das unbeschreibliche Finale und das Glücksgefühl denke, als ich die Ziellinie als Sieger überquerte“, sagt er in fast jedem Interview vor dem holländischen Klassiker.
Frank, der am Sonntag seinen 32. Geburtstag feiert (unsere besten Glückwünsche), stieg 2008 als Zweiter aufs Treppchen (Sieger Damiano Cunego), doch in den Jahren 2007 (Platz 10), 2009 (Aufgabe), 2010 (7.) und 2011 (22.) machte er Bekanntschaft mit dem Asphalt. Insbesondere sein Sturz vor drei Jahren ist den „suiveurs“ noch in bester Erinnerung. Im Pressesaal lief es einem kalt den Rücken herunter, als Schleck regungslos auf der Straße lag. 2009 war das „Stehaufmännchen“ zum Glück eine Woche später beim Sieg von Andy bei Liège-Bastogne-Liège wieder fit.
Allein diese vier Stürze eines einzigen Fahrers beweisen, dass das Amstel kein Rennen wie all die anderen ist. „Man muss auf den letzten 70 km unwahrscheinlich vorsichtig sein“, warnt Frank Schleck immer wieder: „Nur wenn man heil bis in die Nähe des Cauberg kommt, hat man eine Siegchance.“ Damit allein aber ist es noch nicht getan.
Andys Versuch
Als Andy Schleck vor einem Jahr merkte, dass sein Bruder und der ebenfalls gestürzte Fabian Cancellara weg vom Fenster waren, hatte er nicht mehr viel Spielraum. An seiner Seite fuhr zwar noch Jakob Fuglsang, doch gegen die Spritzigkeit eines Philippe Gilbert oder eines Joaquin Rodriguez konnte der ihm im entscheidenden Anstieg zum Cauberg nur unbedeutend von Hilfe sein.
Und so machte Andy 11 km vor dem Ziel das, was ihm in dem Augenblick richtig schien. Er attackierte aus Fuglsangs Schatten heraus an Philippe Gilbert vorbei, ähnlich wie Frank Schleck 2006, als er es allein auf den Cauberg schaffte. Der Jüngere der Schleck-Brüder hielt bei seinem limburgischen „contre-la-montre“ während 10 km den Verfolgern stand, eher er vor Tausenden von Zuschauern im Cauberg von Rodriguez und Co. eingefangen wurde.
Schließlich wurde Andy noch 11. auf 28 Sekunden, während sein Bruder Frank den 22. Rang mit einem Rückstand von 2:14 belegte. Er kam oben ins Ziel, als Philippe Gilbert bereits seinen damals sechs Monate alten Sohn Alan in den Armen hielt und ihm zuflüsterte, dass Papa seinem Palmarès eben ein weiteres „Doublé“ hinzugefügt hatte.
Philippe Gilbert ist auch diesmal der Favorit, obwohl er nach einem eher schwachen Saisondebüt und einem 11. Rang am Mittwoch bei der Flèche Brabançonne mit Vorliebe tiefstapelt. „Ich bin noch weit vom Form-Niveau des Vorjahres entfernt“, meint er, „doch bis Liège (22. April) dürfte ich dieses Manko wettgemacht haben. Ich glaube nicht, dass ich am Cauberg eine Rolle spielen kann. Das Amstel aber ist eine gute Vorbereitung auf die WM, die im September praktisch auf demselben Rundkurs in Limburg ausgetragen wird.“
Die Hauptkonkurrenten von Gilbert und den Gebrüdern Schleck kommen aus Spanien, Italien und den Niederlanden. Schärfste Rivalen dürften Joaquin Rodriguez und Samuel Sanchez sein, die letztes Jahr aufs Podium stiegen und für die der Schlussanstieg wie geschaffen ist. Ähnliches gilt auch für Alejandro Valverde, der seine Sperre abgebüßt hat, oder den Slowaken Peter Sagan, den Geheimfavoriten dieses morgigen Klassikers.Und da wären auch noch die Holländer Robert Gesink, Thomas Dekker oder Karsten Kroon.Ein Niederländer führt übrigens die Rangliste der Sieger an: Jan Raas gelang als bisher einzigem Fahrer in den Jahren 1977, 1978 und 1979 das Triplé. Solches will ihm Philippe Gilbert gleichtun!
Abwarten …
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