Die Ronde soll’s sein

Die Ronde soll’s sein
(Jerry Gerard)

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Tageblatt-Journalist Chris Schleimer will am 1. April 2017 die Flandern-Rundfahrt für Hobbyfahrer bestreiten. Über seine Vorbereitung berichtet er regelmäßig in seinem Blog.

So, jetzt gibt es kein Zurück mehr. Schon vor etwas längerer Zeit habe ich mir in den Kopf gesetzt, die Flandern-Rundfahrt für Hobbyfahrer zu bestreiten. Allerdings dachte ich da noch nicht daran, einen Blog zu verfassen. Schließlich ist es noch ein weiter Weg bis zum Start am 1. April in Antwerpen. Von da aus bis nach Oudenaarde, dem Zielort der „Ronde“, gar nicht erst zu reden. Aber jetzt muss ich es durchziehen. Dieser Blog ist hoffentlich eine zusätzliche Motivation, um im Winter aufs Rad zu steigen.

Faszination „Ronde“

Kein anderes Radrennen fasziniert mich so sehr wie die Ronde van Vlaanderen. Die steilen, gepflasterten Anstiege wie der Koppenberg, der Oude Kwaremont oder der Paterberg sind ebenso legendär wie die radsportverrückten flämischen Zuschauer am Streckenrand. Jedes Jahr machen sich am Tag vor der Flandern-Rundfahrt rund 16.000 Hobbyfahrer auf den Weg über die gleichen Straßen wie die Profis 24 Stunden später. Dabei werden Strecken über 75 km, 130 km, 180 km und 230 km angeboten. Nun raten Sie mal, für welche Strecke ich mich entschieden habe? Genau, wenn schon, denn schon. Einmal – wenigstens von der Distanz her – am eigenen Leib erfahren, was Jempy Drucker und Co. ständig durchmachen müssen.

Ich bin nicht unbedingt ein besonders guter Radfahrer, doch dieses Jahr habe ich erstmals die 5.000-km-Marke geknackt, so dass die 230 km – mit dem nötigen Training, versteht sich – im Rahmen des Möglichen liegen sollten. Meine Zielsetzung mag vielleicht unspektakulär klingen, doch einfach nur durchkommen ist, glaube ich, schon ambitioniert genug.

Komfortable Sitzposition

230 km bedeutet mindestens zehn Stunden im Sattel sitzen. Bevor ich mit dem ernsthaften Training beginne, habe ich deshalb im Laden von Tom Flammang vorbeigeschaut, der mir einige Tipps mit auf den Weg gab, was die Position auf dem Rad anbelangt und wie ich die 230 km so „komfortabel“ wie möglich angehen kann. Tom muss es wissen, schließlich hat er die „Ronde“ als aktiver Profi selbst bestritten. „230 km sind schon eine echte Herausforderung. Da musst du den Winter über gut trainieren und hoffen, dass es nicht einen oder zwei Monate lang schneit und regnet und du mit dem Rad nicht vor die Tür kommst“, grinste Flammang.

Können wir nach diesem Motivationsschub zu meinem Fahhrad kommen? „Du hast bereits die richtigen Reifen auf deinem Rad. 25 mm sollten es schon sein. Wegen der Kopfsteinpflaster ist es ratsam, nicht auf 8 bar voll aufzupumpen, sondern eher auf 6,5 bar zu reduzieren. So minimierst du das Risiko, dass du plattläufst und die Schläge werden etwas gedämpft.“

Wie Mathew Hayman

Klingt logisch, trotzdem wird das Gesäß nach 230 km wohl schmerzen. Vor der Tür erklärte der ehemalige Profi dann weiter: „Es bringt nichts, die Sitzposition nur für einen Tag zu verändern. Du sollst dich wohlfühlen. Wichtig auf einem Parcours wie der Flandern-Rundfahrt ist, dass du das Gewicht etwas weiter nach hinten verlagerst, damit das Hinterrad die Bodenhaftung auf den ‚Pavés‘ nicht verliert. Sonst kommst du an den steilen Rampen nicht von der Stelle und auf den geraden Kopfsteinpflaster-Passagen hüpft dein Hinterrad unkontrolliert herum“, so Flammang, der gleich den Lenker etwas verstellte, damit sich mein Gewicht nach hinten verlagert und meine Sitzposition gleichzeitig komfortabler wird. „Weißt du, an wen du mich auf dem Rad erinnerst?“, rief Flammang mir zu, als ich die neue Lenker-Einstellung testete. „An Mathew Hayman, der sitzt so auf dem Rad wie du.“ Dann kann ja nichts mehr schiefgehen, wenn ich bereits jetzt dem letztjährigen Sieger von Paris-Roubaix ähnlich sehe.

Der Mann mit dem Hammer

Zurück im Laden machte mich Flammang darauf aufmerksam, dass vor allem die Kette beim Fahren im Winter mehr Pflege braucht. „Die Kette sieht gut aus. Im Winter musst du sie öfters einsprühen, vor allem wegen des Streusalzes auf den Straßen. Von der Übersetzung her bist du mit deinem 34er-Kettenblatt vorne gut ausgerüstet für die steilen Anstiege.“

Es sind aber nicht so sehr die Anstiege, die mir Kopfzerbrechen bereiten, sondern eher die Distanz. „Du musst aufpassen, dass du genug isst und trinkst. Wenn nach 180 km der Mann mit dem Hammer kommt, wirst du das Ziel wohl nicht sehen.“

Damit mir dies nicht passiert, werde ich jetzt erst einmal fleißig trainieren. Doch jeder Hobby-Radfahrer weiß, dass Radfahren Zeit in Anspruch nimmt. Ich muss also versuchen, mein Training so effizient wie möglich zu gestalten. Ich habe schon eine Idee, wer mir dabei behilflich sein kann. Das lesen Sie dann in meinem nächsten Blog, der in rund zwei Wochen folgen wird.