BasketballDie Neuzugänge in der LBBL: Starker Stein, schwache Steinsel-Profis

Basketball / Die Neuzugänge in der LBBL: Starker Stein, schwache Steinsel-Profis
Während der Conterner Devon Thomas (in Blau) gegen Steinsel sein Potenzial zeigte, blieb der Steinseler Joshua Sykes (Nr. 12) bisher weit hinter den Erwartungen zurück Foto: Jerry Gerard

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Nachdem es in der Zwischensaison auf den Profi-Posten in der LBBL der Herren viele Veränderungen gab, werden nach dem dritten Spieltag bereits erste Tendenzen deutlich. Wer schlug ein, wer blieb hinter den Erwartungen zurück? Das Tageblatt wagt einen ersten Überblick.

Von einer ausgeglichenen Saison, wie sie die Zuschauer schon lange nicht mehr in Luxemburg gesehen hätten, sprachen Trainer und Kapitäne vor dem Beginn der Spielzeit 2021/22, die Ende September begonnen hat. Und sie sollten auf jeden Fall vorerst einmal recht behalten, denn die ersten drei Spieltage in der LBBL der Herren sorgten bereits für mehrere faustdicke Überraschungen. Einen wesentlichen Einfluss darauf hatten auch die Profi-Spieler, denn gerade einmal fünf von ihnen – zählt man den Escher Jordan Hicks mit, der im Frühling kurzfristig bei seinem ehemaligen Klub, dem Basket Esch, aushalf – standen in der letzten Saison schon für ihren derzeitigen Arbeitgeber auf dem Parkett. Neben Hicks wären dies sein Escher Teamkollege Clancy Rugg, die beiden Felser Tyrell Sturdivant und Duane Johnson sowie der Conterner Jerome Frink. Auf 19 von 24 Profi-Posten gab es demnach Veränderungen und dass nicht bei jedem Team der höchsten Spielklasse die Neuzugänge bisher überzeugten, wurde an den letzten beiden Wochenenden mehr als deutlich. 

Starker Eindruck

Alex Stein (Résidence Walferdingen): Bereits in der letzten Saison hatte man in Walferdingen mit der Verpflichtung von Adam Eberhard, der inzwischen seine Karriere beendet und in seiner Heimat einen Trainerjob angenommen hat, ein glückliches Händchen. Dass das Scouting im Alzette-Tal funktioniert, wurde nun auch direkt zu Beginn der neuen Saison deutlich. Auf ganzer Linie konnte nämlich der US-amerikanische Neuzugang Alex Stein bisher überzeugen. Der 1,91 Meter große Aufbauspieler entwickelte sich schnell zum Dreh- und Angelpunkt seines Teams und überzeugt durch seine schnellen Antritte. Vorläufiger Höhepunkt: 43 Punkte und fünf Assists am letzten Sonntag beim 89:81-Sieg gegen Meister T71 Düdelingen. In den bisherigen drei Partien erzielte der 24-Jährige bereits 104 Punkte, was ein Schnitt von 34,7 Zählern pro Begegnung ist. Vom Spieler, der schon Erfahrung in der nordamerikanischen G-League sammeln konnte, wird man in den kommenden Wochen zweifelsohne noch mehr hören.

Bryan Jefferson (Telstar Hesperingen): Beim Telstar hat man sich in der Zwischensaison dazu entschieden, auf Altbewährtes zu setzen und holte folglich die beiden Profi-Spieler der Aufstiegssaison 2019/20 nach Hesperingen zurück, ein Schachzug, der bisher voll und ganz aufging. Denn das vor der Saison als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelte Team steht mit zwei Siegen in drei Spielen zurzeit auf seinem soliden Mittelfeldplatz und konnte mit dem Last-Minute-Sieg am Sonntag in Contern (97:99) den bisher wohl größten Überraschungscoup landen. „Man of the Match“ war US-Spieler Bryan Jefferson, der seinem Team quasi mit der Schlusssirene den Sieg mit einem sicheren Wurf aus dem Halbfeld heraus sicherte. Es war auch der 26-jährige Profi-Spieler, der mit seinen 39 Punkten, 18 Rebounds und vier Assists der tonangebende Mann auf dem Parkett war. Jefferson ist genau der Spieler, den man im letzten Jahr beim Underdog vermisste, er schafft es, die Mannschaft zu führen und kommt zurzeit auf einen Punkteschnitt von 33.

Vielversprechend

Devon Thomas (AB Contern): Mit zwei Niederlagen in den ersten drei Spieltagen ist der letztjährige Viertelfinalist Contern bescheiden in die Saison gestartet, dennoch konnte der erst kurz vor dem Beginn der Meisterschaft verpflichtete Profi Devon Thomas bereits durchblicken lassen, was er dem Team noch bieten kann. Mit seinen 1,83 Metern fällt der Guard auf den ersten Blick nicht sonderlich auf, doch mit seiner Schnelligkeit und seinem Auge – in den Partien gegen Düdelingen und Hesperingen kam er auf jeweils elf Assists – stellt er die Konkurrenz durchaus vor Probleme. Für den Guard gilt es nun, das vorhandene Potenzial nicht nur gegen Gegner wie Steinsel – gegen das Contern souverän mit 92:53 siegte – umzusetzen.

Lamar Mallory (Etzella Ettelbrück): Kurzfristig vor dem ersten Spieltag für den verletzten Daniel Dingle geholt, beeindruckte der ehemalige Felser Lamar Mallory die Konkurrenz beim 93:89-Sieg der Etzella Ettelbrück in Walferdingen, im Duell der beiden letztjährigen Halbfinalisten. 27 Punkte, bei einer Trefferquote von 70 Prozent und zehn Rebounds – der 30-Jährige feierte eine starke Premiere beim Klub aus dem Norden. Direkt nach dem Sieg wurde bereits über eine langfristige Verpflichtung von Mallory geredet. Dann folgte jedoch ein desolates Freitagabendspiel zu Hause gegen Bartringen – 66:90 –, bei dem der US-Spieler erneut 20 Punkte erzielte, sich jedoch auch etliche Turnover leistete. Am bisher letzten Spieltag gab es gegen den Racing dann 29 Punkte und 13 Rebounds. Einmal mehr gab es für Mallory eine hohe Trefferquote von 76 Prozent. Beim Klub aus dem Norden darf man gespannt auf die nächsten Spieltage blicken.

Wackelkandidaten

Henry Pwono (Sparta Bartringen): Der 30-jährige US-Amerikaner spielte in der letzten Saison eine starke Qualifikation bei der Etzella Ettelbrück, enttäuschte dann jedoch gerade zum wichtigsten Zeitpunkt, im Halbfinale gegen den Basket Esch. In Bartringen soll Pwono nun dabei helfen, den vielen talentierten Jugendspielern den nächsten Schritt zu ermöglichen. Ein Spieler, der die Liga bereits kennt, eigentlich ein guter Plan beim Team rund um Coach Chris Wulff. Doch bisher schaffte es der 30-Jährige nicht, die in ihn gesetzten Erwartungen zu erfüllen, auch wenn er gegen ersatzgeschwächte Musel Pikes am Sonntag 30 Punkte erzielte. Beim Sieg gegen Ettelbrück waren es nur sechs, zum Saisonauftakt gegen Fels – ein Spiel, bei dem man nicht den Hauch einer Chance hatte – 14. Es sind auch die Ballverluste und eine, besonders gegen seinen Ex-Verein, erschreckend geringe Trefferquote (30 Prozent), deretwegen bereits kritische Stimmen laut wurden. Bisher bringt der Profispieler jedenfalls nicht die gewünschte Stabilität ins Team, weshalb man sich die Frage stellen kann, ob er noch lange im roten-weißen Trikot zu sehen sein wird.

Rudolphe Joly und Joshua Sykes (Amicale Steinsel): Auch wenn die Steinseler vor der Saison betonten, dass es in der Saison 2021/22 vorrangig um den Klassenerhalt gehen wird, können sie mit dem Beginn der laufenden Meisterschaftssaison nicht zufrieden sein. Drei Niederlagen, eine schwache Offensive – bisher im Schnitt nur 55,7 Punkte, am Sonntag gegen Heffingen gerade einmal 46: Das Team von Trainer Etienne Louvrier hatte sich den Saisonstart sicherlich anders vorgestellt. Fakt ist, dass die beiden Profi-Spieler Rudolphe Joly und Joshua Sykes bisher weit unter ihren Möglichkeiten blieben, auch wenn Bobby Melcher die beiden letzten Spiele aufgrund einer Verletzung an der Lippe verpasste und dem jungen Team sichtlich fehlte. Im Effizienzranking der Non-JICL-Spieler finden sich Joly und Sykes ganz am Ende wieder, hinter ihnen liegen nur noch Spieler wie Cornu, Borozovic oder Traer, deren Hauptjob nicht Basketball ist. Beim vorläufigen Tiefpunkt gegen Heffingen kamen beide auf eine desolate Trefferquote von 22 bzw. 33 Prozent. Bisher konnten beide die Leaderrolle im jungen Kader jedenfalls nicht übernehmen und so wurden auch in Steinsel bereits kritische Stimmen laut, ein schnelles Reagieren ist nicht ausgeschlossen.