WimbledonDie Kyrgios-Show steuert auf die Blockbuster zu

Wimbledon / Die Kyrgios-Show steuert auf die Blockbuster zu
Nick Kyrgios erledigte nach seinem Skandalmatch gegen Stefanos Tsitsipas seinen Job im Achtelfinale dieses Mal umso seriöser Foto: AFP/Glyn Kirk

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Nick Kyrgios hat zwei Tage nach dem Skandalmatch gegen den Griechen Stefanos Tsitsipas die nächste Hürde genommen und ist ins Viertelfinale von Wimbledon eingezogen.

Nick Kyrgios griff sich ans Ohr, er wollte die Zuschauer hören. In der Royal Box des Centre Court klatschte Sir Ian McKellen, der Gandalf aus den „Herr der Ringe“-Filmen, Beifall. In Wimbledon findet das Schauspiel des streitbaren Australiers im Viertelfinale eine Fortsetzung, und vor dem Duell mit dem Chilenen Cristian Garin stehen die Chancen auf ganz große Blockbuster ziemlich gut.

Am Montag beschränkte sich Kyrgios auf ein kleines sportliches Drama, Mätzchen und Eskapaden wie in der Runde zuvor gegen Stefanos Tsitsipas vermied er beim 4:6, 6:4, 7:6 (7:2), 3:6, 6:2 gegen Brandon Nakashima aus den USA. Das Publikum jubelte ihm dennoch zu, umso lauter, als Kyrgios nach der dreistündigen Partie verkündete: „Heute Abend brauche ich ein Glas Wein. So viel ist sicher.“

Bei der anschließenden Pressekonferenz begnügte er sich mit einer zuckerfreien Cola und gab sich deutlich weniger angriffslustig als zwei Tage zuvor. Eher nachdenklich. „Es gab eine Zeit, da musste ich um 4 Uhr morgens aus dem Pub geholt werden, weil ich später gegen Nadal in der zweiten Runde gespielt habe“, sagte Kyrgios: „Ich bin einen weiten Weg gegangen.“ Und der hat ihn zum zweiten Mal nach 2014 in die Runde der besten acht in Wimbledon geführt.

Leistung stabilisiert

Damals hatte Kyrgios als Teenager Rafael Nadal geschlagen, die großen Erwartungen daraufhin aber nicht erfüllt. Auch weil er unter Depressionen litt, wie er im Februar bekannt gab. Damals habe er getrunken und zu Drogen gegriffen. In dieser Saison hat er seine Leistung stabilisiert und ist damit eine Gefahr für die Größten der Tennisszene. Vor allem, wenn er sich zusammenreißt wie gegen Nakashima.

So sehr er Tsitsipas am Samstag provoziert und zur Weißglut getrieben hatte, so seriös erledigte Kyrgios diesmal seinen Job. Die Kraft brauchte er, denn „das war heute nicht meine beste Leistung. Ich habe hart gekämpft.“ Mit Erfolg, obwohl die Schulter schmerzte. „Ich habe in den letzten anderthalb Monaten viel Tennis gespielt“, sagte er.

Das ist der oft geniale und manchmal ziemlich unverschämte Profi nicht gewohnt. Regelmäßig gönnt sich Kyrgios längere Auszeiten vom Tourleben, bleibt daheim „down under“ und vergnügt sich mit seinen Jungs auf dem Basketballcourt, „so richtig harten Hunden“, wie er sagt. Die French Open ließ er aus, auf Rasen rechnete er sich die größten Chancen aus, dort zählt er sich selbst zu den Top fünf der Welt.

Im Halbfinale könnte wieder Nadal warten, den denkwürdigen Erfolg vor acht Jahren hat Kyrgios nicht vergessen. „Das war heute in meinem Hinterkopf“, sagte er. Das Skandalmatch gegen Tsitsipas, das ihm 4.000 Dollar und seinem griechischen Gegner 10.000 Dollar Strafe eingebracht hatte, war dagegen vergessen. Vielleicht sogar aufgearbeitet, so handzahm wie sich Kyrgios gab. (SID)


Wimbledon-Veranstalter wehren sich gegen Geldstrafe nach Russen-Bann

Die Wimbledon-Veranstalter gehen gegen eine Geldstrafe durch die Damen-Profiorganisation WTA wegen des Banns von russischen und belarussischen Tennisprofis bei Turnieren in Großbritannien vor. Medienberichten zufolge hatte die WTA den All England Club mit einer Geldstrafe von 250.000 US-Dollar belegt, weil nach dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine keine Profis aus Russland und Belarus an drei Vorbereitungsturnieren in Eastbourne, Nottingham und Birmingham teilnehmen durften. „Wir sind tief enttäuscht von der Reaktion der Tour auf diese Entscheidung“, sagte Wimbledon-Geschäftsführerin Sally Bolton gestern. Der britische Tennisverband muss den Berichten zufolge 750.000 US-Dollar zahlen, auch hier wird ein Einspruch erwartet. Ob auch die Herren-Organisation ATP eine Strafe aussprechen wird, sei noch unklar, sagte Bolton. Auch beim Grand-Slam-Turnier in Wimbledon dürfen derzeit keine russischen und belarussischen Profis dabei sein. Deshalb vergeben ATP und WTA keine Weltranglistenpunkte. (dpa)