Hans Kammerlander steht in der Coque auf Kirchberg auf einer kleinen Bühne vor vollen Rängen. Er wirkt unscheinbar. Würde man ihn nicht kennen, er könnte auch ein einfacher Angestellter in einem Büro sein. Doch etwas verrät seinen wahren Beruf: Sein von Sonne und Eis gegerbtes Gesicht, seine stramme Körperhaltung und vor allem seine kräftigen Hände geben Einblick in sein Leben. Sein Beruf als Extrembergsteiger und als Bergführer in seiner Heimat Südtirol führt ihn immer wieder auf die Dächer der Welt.
Hans Kammerlander (57) gilt als eine Institution unter der internationalen Bergsteigerriege. Viele sprechen auch von einer „moralischen Instanz“ am Berg. Trotz seiner zahlreichen Erfolge am Berg ist Hans ein bescheidener Mensch geblieben. Er gilt als ruhiger, besonnener und sehr gewissenhafter Extremsportler an der Steilwand.
„Kulturen erleben“
Zudem gilt er als Verfechter des puristischen Bergsteigens. Will heißen, wenig oder einfaches Arbeitsmaterial, kein GPS (digitale Navigationshilfe) und kein Sauerstoff in Flaschen. Schon als Achtjähriger bestieg er die ersten Gipfel in seiner Heimat Südtirol. Aus seiner Leidenschaft wurde eine Berufung. Er machte eine Ausbildung zum Bergführer. An der Seite von Reinhold Messner gelang es ihm später, sieben der 14 Achttausender zu besteigen. Sechs weitere folgten im Alleingang und mit Partnern.
Als der Südtiroler 2001 den zweithöchsten Gipfel der Erde, den K2 bestieg, reifte in ihm ein neuer Plan. Er beschloss, auf allen sieben Kontinenten jeweils die zweithöchsten Gipfel zu besteigen. Lange Schlangen am Mount Everest, Menschenmassen am Kilimandscharo: Die höchsten Berge gelten inzwischen als Katalogware, so die mahnenden Worte in seinem Vortrag. Niemand kam aber bislang auf die Idee, die zweithöchsten Berge zu erklimmen. Sie gelten meist als schwerer zu besteigen und sind logistisch komplizierter zu planen. „Ich war in der Vergangenheit im Wettlauf um die hohen Berge der Welt. Mit meiner neuen Idee wollte ich unter anderem einfach viele Kulturen erleben“, erzählt Kammerlander.
„Höhen und Tiefen“
Gerade bei seinen Extremtouren im Himalayagebirge falle immer wieder der Satz: „Warum tu ich Trottel mir das an?“ Gelächter im Publikum in der Coque. Aber je länger der Weg, umso größer sei am Ende die Genugtuung, betont der Südtiroler. Er zeigt aber auch schonungslos die Schattenseiten am Berg: abgefrorene Zehen, Todesfälle – auch im Freundeskreis – im ewigen Eis. „Die Höhen und Tiefen liegen nah beieinander“, erklärt Kammerlander. Planung sei alles, aber wenn das Wetter oder der Körper nicht mitmache, bleibe nur der Abbruch. Hans Kammerlander spricht dabei von Erfahrungen sammeln.
„Ich habe viele Gesichter, schöne Landschaften und neue steile Wände auf den sieben Kontinenten bewundern dürfen. Das Projekt war für mich ein rundes Programm“, schwärmt Kammerlander. Dieses Schwärmen ging gestern auch auf die Besucher der „Seven Second Summits“
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