Die Football-Schlacht als Wirtschaftsfaktor

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Amerika fiebert dem Super Bowl entgegen. Für Geschäftemacher hat die große Stunde bereits geschlagen: Millionen für Werbesekunden, eine Sonderkonjunktur für Bier, Pizza und Chicken Wings - die Unternehmen sind gerüstet.

Der Super Bowl ist in den USA ein Gesellschafts-Event der Superlative – American Football wird einmal im Jahr zur großen Schaubühne für Popstars und andere Celebrities. Wenn am Sonntag in Phoenix (Arizona) die Seattle Seahawks und die New England Patriots das 49. Finale der National Football League (NFL) austragen, wird das Geschehen auf dem Spielfeld für viele Beobachter eher ein Randaspekt sein.

Der Fokus hat sich über die Jahre immer stärker auf das Drumherum wie etwa die aufwendige Halbzeit-Show verschoben. Diesmal werden unter anderem die Superstars Katy Perry und Lenny Kravitz auftreten. Tickets werden auf dem Schwarzmarkt in Extremfällen für mehr als 28 000 Dollar gehandelt. Durch das enorme Interesse der Massen ist das Spektakel inzwischen auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, von dem die unterschiedlichsten Akteure profitieren.

100 000 Besucher

Phoenix erwartet 100 000 Besucher und erhofft sich eine Finanzspritze von etwa 500 Millionen Dollar für die Wirtschaft Arizonas. Dafür wurde allerdings auch massiv in die Infrastruktur investiert. Und das ist ohnehin nur ein kleiner Teil vom gesamten Kuchen: Mehr als 170 Millionen TV-Zuschauer in 180 Ländern machen den Super Bowl zu einem Mega-Geschäft für viele. So sagen die Marktforscher der Nielsen Company beispielsweise 51,7 Millionen verkaufte Kisten Bier voraus.

Mit einem Absatz von 1,23 Milliarden Chicken Wings – über 100 Millionen Pfund Hühnerfleisch – rechnet der National Chicken Council. Domino’s Pizza schätzt, elf Millionen Stücke Pizza an hungrige Football-Fans auszuliefern. 27 Milliarden Kalorien und 1,8 Milliarden Gramm Fett dürften in Form von 11,2 Millionen Pfund Kartoffelchips vor dem Fernseher verzehrt werden, warnt der Calorie Control Council.

Werbeausgaben steigen und steigen

Atemberaubend sind auch die Werbeausgaben. Von 1967 bis 2015 sind die Kosten für einen 30 Sekunden langen Spot beim Super Bowl von 45 000 auf 4,5 Millionen Dollar geklettert. Firmen geben diesmal im Schnitt 133 000 Dollar pro Sekunde aus, um ihre Botschaft an ein weltweites Publikum senden zu können. Insgesamt dürfte sich das Budget 2015 auf 360 Millionen Dollar belaufen. Allein der Bierriese Anheuser Busch hat seit 2010 für 152 Millionen Dollar Super-Bowl-Werbung gebucht.

Auch deutsche Unternehmen wie Daimler und – nach vierjähriger Abstinenz – BMW sind mit von der Partie. Für die Werbebranche ist der Super Bowl eine Art Laufsteg, auf dem man sich mit exklusiven, teuren und starbesetzten Clips überbietet. In diesem Jahr steht unter anderem Reality-TV-Star Kim Kardashian im Rampenlicht, die sich im Auftrag eines Mobilfunkers selbst auf die Schippe nimmt. Für die NFL ist das Event die wichtigste Einnahmequelle der ganzen Saison.

In den Wettbüros …

Auch für die Glücksspiel-Industrie ist der Super Bowl ein lukratives Geschäft – allein in den Kasinos von Nevada wurden im letzten Jahr fast 120 Millionen Dollar auf den Ausgang des Endspiels gesetzt. Kaum auszurechnen, was an illegalen Wetten noch dazukommt.

Weitere Nutznießer der Super-Bowl-Sonderkonjunktur: Den US-Fluggesellschaften beschert das Event 60 Extraflüge nach Phoenix. Der Kurznachrichtendienst Twitter kann sich auf mehr als 25 Millionen Tweets einstellen. Spieler der Seahawks und Patriots erhalten dem Sender CNBC zufolge ein Startgeld von 49 000 Dollar und eine Siegprämie von 97 000 Dollar.

Doch so beeindruckend die Zahlen auch klingen: Weltspitze ist das alles nicht. Dem US-Einzelhandelsverband zufolge reicht der Super Bowl nicht einmal zum verkaufsintensivsten Ereignis im Februar – das ist der Valentinstag. Und international? Zum Vergleich: Für den vierten WM-Titel bekamen die deutschen Fußball-Nationalspieler vom DFB eine Prämie von 300 000 Euro. Das Endspiel der Weltmeisterschaft sahen rund um den Globus mehr als eine Milliarde Zuschauer.