Die Aggressivität kommt von selbst

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Ben Gastauer geht als einziger Luxemburger in die Vuelta a España. Es ist der letzte Höhepunkt einer langen Saison.

Wie bereits beim Giro wird Gastauer jede Menge Arbeit für sein Kapitäne verrichten. Arbeit die anerkannt wird, denn der Vertrag des Luxemburgers wurde um zwei Jahre verlängert. In Zukunft könnte er zudem von größeren Freiheiten profitieren.

Tageblatt: Die Vuelta steht unmittelbar bevor. Wie verbringst du die letzten Tage vor dem Rennen?

Ben Gastauer: „Wir sind heute (Mittwoch) angekommen und am Nachmittag etwas trainieren gefahren. Das werden wir auch morgen und am Freitag tun. Am Freitag steht dann zusätzlich die Teamvorstellung an und am Samstag geht es bereits los.“

„T“: Wie steht es um deine Form, nach deinem Sturz bei der Vuelta a Burgos?

B.G.: „Die Wunden sind noch da, aber eigentlich habe ich mich gut erholt. Ich war beim Osteopathen, der hat wieder alles an den rechten Platz gerückt. Bei meinen letzten Trainingsfahrten habe ich mich jedenfalls gut gefühlt.“

„T“: Die Vuelta ist die letzte große Rundfahrt einer anstrengenden Saison. Wie sieht es aus mit der Müdigkeit? Muss man sich anders vorbereiten als auf den Giro zum Beispiel, den du im Juni bestritten hast?

B.G.: „Man muss vor allem das Training anpassen. Vor dem Giro habe ich viele lange Trainingseinheiten absolviert, um die Form aufzubauen. Zu diesem späten Zeitpunkt der Saison ist die Form normalerweise schon da, so dass man kürzere Ausritte vornimmt, um die Form zu halten.

Ich habe jetzt bereits 70 Renntage hinter mir, was nicht gerade wenig ist. Nach der Vuelta werden es deren 90 sein, aber dann ist meine Saison auch so gut wie beendet.“

„T“: Abgesehen von der Vorbereitung, gibt es noch Unterschiede zwischen dem Giro und der Vuelta?

B.G.: „Bei der Vuelta geht es ruhiger zu. Das Medieninteresse ist geringer, es stehen weniger Zuschauer am Streckenrand und es ist im großen und ganzen weniger stressig. Vom Streckenprofil her ähneln sich die beiden Rundfahrten aber. Die Etappen bei der Vuelta sind jedoch regelmäßiger von der Distanz her. Während es beim Giro an einem Tag 250 km zu bewältigen gibt und dafür am darauffolgenden Tag nur noch 120 km, pendeln sich die Etappen der Vuelta in der Regel um die 170 km ein. Aber beide Rundfahrten suchen das Spektakel, um neben der Tour de France bestehen zu können. So wird es dieses Jahr elf Bergankünfte geben. Ich glaube, das gab es zuvor noch nie.“

„T“: Mit Domenico Pozzovivo und Carlos Betancur geht ihr mit den gleichen Leadern ins Rennen als beim Giro. Sind die Ziele auch die gleichen?

B.G.: „Ja wir wollen wieder versuchen, einen unserer Leader unter die Top 10 zu bringen. Wobei wir bei Carlos nicht genau wissen, wie es um seine Form steht, da er bereits seit längerem kein Rennen gefahren ist. Zudem hat er uns erklärt, dass er keine optimale Vorbereitung hatte, weil er krank war. Aber wir haben ein starkes Team am Start. Denn neben den beiden Fahrern fürs Gesamtklassement haben wir auch Rinaldo Nocentini, der durchaus in der Lage ist, eine Etappe zu gewinnen.“

„T“: Sieht deine Rolle ebenfalls gleich aus wie beim Giro?

B.G.: „Meine Rolle ist es, so lange wie möglich an der Seite unserer Kapitäne zu bleiben. Ich werde wieder Trinkflaschen und Jacken holen und anschließend versuchen, bis zum letzten Anstieg bei unseren Leadern zu sein, um sie noch gut zu platzieren.“

„T“: Dein Vertrag wurde vor kurzem um zwei Jahre verlängert. Gehst du die Rennen dadurch anders an?

B,G.: „Ich kann auf jeden Fall befreiter fahren. Ich weiß jetzt, dass ich nächstes Jahr noch eine Arbeit habe und brauche mir erst einmal keine Sorgen um meine Zukunft zu machen. Ich bin jedenfalls froh, dass ich weiter für Ag2r fahren kann.“

„T“: Dein Team-Manager Vincent Lavenu hat während der Tour de France gesagt, dass du das Potenzial hast, in der Weltspitze mitzufahren. Bist du auch dieser Meinung?

B.G.: „Ich versuche mich ständig weiterzuentwickeln und habe zum Beispiel beim Giro gesehen, dass ich bereits gut mithalten kann. Ich hoffe natürlich, dass meine Entwicklung auf diesem Weg weitergeht.“

„T“: Wurde bei deiner Vertragsverlängerung bereits über deine zukünftige Rolle im Team gesprochen?

B.G.: „Nein darüber haben wir so direkt nicht gesprochen. Das Management will, dass ich so weitermache. Ich soll noch aggressiver werden. Nicht unbedingt bei den großen Rundfahrten, wo ich mich auch weiterhin in den Dienst unserer Kapitäne stellen werde, aber bei kleineren Rennen.

Dort soll ich in Zukunft auch mal versuchen, selbst ein Resultat zu erzielen und werde aller Voraussicht nach das ein oder andere Mal mehr Freiheiten bekommen. Dann wird das mit der Aggressivität auch von selbst kommen.“

„T“: Bob Jungels wird wohl auch im Straßenrennen der WM an den Start gehen. Hat der Nationaltrainer auch mit dir gesprochen?

B.G.: „Ja der Nationaltrainer hat mich kontaktiert. Bob hat es verdient, die WM zu bestreiten, denn er hat sich durch gute Leistungen empfohlen und hat auch zuletzt gezeigt, dass er über eine sehr gute Form verfügt. Ich bin zurzeit als Reserve für das Rennen gemeldet, aber wie bereits gesagt, nach der Vuelta werde ich bereits 90 Wettkampftage in den Beinen haben.“