/ Der Mann, der Real einen Hattrick verpasste

Petz Lahure
Von Niederkorn an die Côte d’Azur und danach in die weite Fußballwelt. So oder ähnlich könnte man die Laufbahn des Mannes beschreiben, der berühmt wurde, weil er dem „großen“ Real Madrid in einer Hälfte drei Tore hintereinander schoss.
Er war knapp 21, als er an Silvester 1951 den Schnellzug nach Nice bestieg, um sein Glück als Fußballer zu suchen. Vic Nurenberg, am 22. November 1930 als jüngstes von fünf Kindern in Niederkorn geboren, wollte sich einen Jugendtraum erfüllen, doch an einen Erfolg glaubten damals die wenigsten. Auf Hadir, der damaligen Differdinger „Schmelz“, hatte Vic seine berufliche Lehre als „ajusteur-mécanicien“ abgeschlossen. In sportlicher Hinsicht standen ein Finalsieg mit dem Progrès in der „Coupe Prince Jean“ (1949) und eine Berufung in den Nationalkader (1950) auf der Habenseite.
Die Tormaschine
Recht früh war „Sélectionneur“ Adolf Patek auf den schmächtigen Jungen aufmerksam geworden, recht früh auch klopften die Dirigenten des Profivereins OGC Nice bei den Nurenbergs an. Sie waren vom damaligen Direktor des Luxemburger „Office du tourisme“, Ginsbach, nach Niederkorn gelotst worden. Ginsbach verbrachte seine Ferien des Öfteren in Nice und war ein Freund des Präsidenten des „Olympique Gymnaste Club“.
An der Côte d’Azur wurde Vic von Cafetier Léon Schmit, einem Landsmann, „in Gewahr genommen“. Zuerst durfte er sich mal ordentlich ausschlafen, ehe Trainer Andoire ihn kurzerhand in ein rot-schwarz gestreiftes Trikot steckte und zum traditionellen Neujahrs-Benefizspiel zwischen Nice und Cannes aufs Feld schickte. Nice gewann 7:1, Nurenberg steuerte drei Tore bei.
Weil Vic laut den damals geltenden Bestimmungen nur eine Amateurlizenz unterschreiben durfte, spielte er fortan abwechselnd bei den Amateuren und den Berufsfußballern des OGC Nice. Schon in seinem ersten offiziellen Profispiel gegen Rennes schoss der Niederkorner Bursche zwei herrliche Tore.
Nurenberg und Nice schwammen auf der Erfolgswelle. Die Mannschaft wurde französischer Meister und erreichte das Endspiel der Coupe de France gegen Bordeaux. Vic, erst knappe sechs Monate in Frankreich, realisierte kaum, was ihm geschah. Wie benommen stand der 21-Jährige auf dem Rasen des Stade de Colombes bei Paris, hörte die Marseillaise und schüttelte aufgeregt die Hand von Präsident Vincent Auriol.
Als der Schiedsrichter den Ball freigegeben hatte, „explodierte“ der junge Mann förmlich. Schon nach wenigen Minuten traf Nurenberg in diesem denkwürdigen Finale zum ersten Mal. Am Schluss siegte Nice 5:3.
Die Glanzstunde
Nach den Olympischen Spielen von Helsinki, an denen Vic mit der Nationalmannschaft teilnahm, erhielt er in Nice einen Profivertrag. Bis Anfang der Sechzigerjahre ging der Luxemburger mit seinem Verein durch Höhen und Tiefen. Er holte sich zwei weitere Meistertitel und einen Coupe-Sieg, bei dem er 1954 gegen Marseille für einen der spektakulärsten Kopfballtreffer der französischen Fußballgeschichte sorgte.
Nurenbergs Glanzstunde aber schlug 1960 im Viertelfinal-Hinspiel des Europacups der Meister, als er seine Mannschaft gegen das „großen“ Real zu einem 3:2-Erfolg schoss. Zur Pause lagen die Madrider in Nice 0:2 vorn, danach kippte Kapitän Nurenberg das Spiel ganz alleine. Er erzielte alle drei Tore, das letzte auf Elfmeter hin. Ein „Hattrick“ für die Geschichte.
Bis heute bleibt Vic mit 89 Treffern in 252 Meisterschaftsspielen der erfolgreichste Goalgetter des OGC Nice. Nach seinen Nizzaer Jahren wechselte er nach Sochaux, danach zog es ihn zum Olympique Lyon, mit dem er 1963 noch einmal ein Endspiel der Coupe de France (0:0, 0:2 gegen Monaco) bestritt. Seine Berufsfußballerkarriere beendete Nurenberg in Bastia, danach kehrte er in die Heimat zurück, wo er die Spora als Spielertrainer zum doppelten Pokalerfolg (1965, 1966) führte.
In der Nationalelf kam Vic, der vom OGC Nice kaum freigestellt wurde (damals galten noch andere Reglemente), nur 19 Mal zum Zuge. Er schoss fünf Tore für Luxemburg. Lange hielt der Goalgetter es im eigenen Land nicht aus. Es lockten der Süden und die Sonne an der Côte d’Azur. Als rüstiger, bescheidener Rentner frönte Vic, der in Saint-Laurent-du-Var wohnte, noch bis vor kurzem seiner ganz großen Leidenschaft: dem Boulespiel mit den Freunden von damals.
Neben dem Luxemburger Fußball trauert ganz Nice um den jovialen Ausnahmefußballer. Seiner liebevollen Gattin und der ganzen Familie entbietet das Tageblatt sein aufrichtiges Beileid.
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