Der Konkurrenz zuvorkommen

Der Konkurrenz zuvorkommen
(Alain Rischard/editpress)

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Kim Kirchen setzte sich 2008 an der Mur de Huy durch. Er weiß ganz genau, auf was es bei der Flèche Wallonne am Mittwoch ankommt.

Meistens fällt die Entscheidung im finalen Anstieg der „Mauer“ von Huy, doch den Grundstein zum Erfolg muss zuvor gelegt werden, wie Kirchen erklärt.

Erinnerungen an 2008

Kim Kirchen: „Natürlich hat man schöne Erinnerungen, wenn man ein solch großes Rennen gewinnt. Es war ganz schlechtes Wetter an dem Tag, doch da ich zuvor schon mal Zweiter geworden war, wusste ich, dass mir das Rennen lag und ich es gewinnen konnte. Taktisch bin ich 2008 etwas anders ins Renen gegangen. Ich habe mir im Vorfeld aber keinen genauen Punkt für meinen Antritt ausgesucht, schließlich weiß man nie so genau, wie es um die Konkurrenz steht.

Mir persönlich lag die Mur de Huy immer und ich habe mich auch im Training dort immer wohlgefühlt. Ich bin lieber mit dem Rad dort hochgefahren als zu Fuß. Heute ist das etwas anders.“ (lacht)

Auf was es ankommt

„Die Entscheidung fällt zwar im Normalfall in der Mur de Huy, doch der Grundstein wird bereits davor gelegt. Es ist ein sehr taktisches Rennen, sowohl auf individueller als auch auf Mannschaftsebene. Um an den steilen Rampen der Mauer noch angreifen zu können, muss man vorher mit der Kraft haushalten. Und dann gilt es, gut positioniert in den letzten Anstieg zu gehen. Wenn man sich zu weit hinten aufhält und bereits alle Kräfte mobilisieren muss, um den Anschluss an die Spitzenleute zu schaffen, dann fehlt einem die nötige Frische, um auf den letzten Metern noch mitsprinten zu können.

Zudem, und da spreche ich aus eigener Erfahrung, ist es wichtig, seinen Konkurrenten zuvorzukommen. Als ich 2005 Zweiter wurde, hat Danilo di Luca einige Sekunden vor mir attackiert, so dass ich erst zu ihm aufschließen musste, was im Endeffekt zu viel Kraft gekostet hat. Für 2008 hatte ich daraus gelernt und es besser gemacht.“

Die Favoriten

„Auf dem Papier sind es immer wieder die üblichen Verdächtigen, die sich die Sterne aufteilen. Katusha, mit Rodriguez und Moreno, wird sicherlich versuchen, das Rennen zu kontrollieren. Ein Valverde, der im vergangenen Jahr gewonnen hat, ist auch immer gefährlich. Ansonsten konnte man beim Amstel Gold Race bereits einen Überblick bekommen, wer gut in Form ist. Vor allem ein Michal Kwiatkowski ist in blendender Verfassung. Nach seinem Sieg am Sonntag kann er nun ganz ohne Druck in die kommenden Rennen gehen und braucht nicht viel Arbeit zu leisten, da er bereits einen Erfolg erzielt hat.“

Die Luxemburger

„Keinem der einheimischen Fahrer liegt die Flèche Wallonne so richtig. Es braucht den nötigen Punch, um in Huy vorne dabei zu sein. Außerdem ist ein Großteil der Luxemburger etwas angeschlagen, was man beim Amstel Gold Race gesehen hat. Zum Beispiel Ben Gastauer, der sich noch von einer Magen-Darm-Erkrankung erholte und logischerweise nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war. In einem solchen Fall kann man zwei oder drei Stunden gut mithalten, doch anschließend fehlt einfach die Kraft. Das wusste Ben sicherlich auch und sein Team musste sich dieser Tatsache auch bewusst gewesen sein.

Laurent Didier kommt von einer Verletzung zurück und weiß noch nicht genau wo er steht, was auch normal ist. Er hat gut für das Team gearbeitet und mehr war nicht drin. Ähnlich sieht es bei Frank Schleck aus. Auch er kommt von einer Verletzungspause zurück.

Bob Jungels machte dagegen einen starken Eindruck. Um ihn braucht man sich keine Gedanken zu machen. Er muss weiter seine Erfahrungen bei diesen Rennen sammeln. Manchmal fragt man sich, wieso er nicht mehr Vertrauen von seinem Team geschenkt bekommt, vor allem da Trek nicht wirklich über einen sehr starken Kapitän verfügt und man nur in der zweiten Reihe fuhr.

Wir bekamen auch manchmal gesagt, dass man sich unter allen Umständen zeigen muss. Auch an einem schlechten Tag muss man versuchen, auf sich aufmerksam zu machen – was Trek nicht getan hat. Aber um noch einmal auf Bob zurückzukommen: Auch ich war als junger Fahrer manchmal gut drauf und durfte nicht fahren. So ist das eben. Man wird ja auch dafür bezahlt, um sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen.“