Debatte um Nazi-Vergangenheit des FC Bayern

Debatte um Nazi-Vergangenheit des FC Bayern
(AFP/Guenter Schiffmann)

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Lange galt der FC Bayern als Club, der sich lange Zeit den Nazis widersetzte. Nun kratzt ein Forscher an dem Image und erhält heftigen Widerspruch. Hintergründe zu einer Debatte.

Der FC Bayern polarisiert und begeistert rund um die Welt. Auch in Luxemburg ist der deutsche Fussballclub einer der am beliebtesten und verhassten Sportvereine. Umso interessanter dürfte die aktuelle Debatte rund um den amtierenden Meister für viele Beobachter sein. Von einem Historikerstreit kann nicht die Rede sein, aber immerhin: ein Relgionsphilosoph und zwei Autoren streiten sich über die Nazi-Vergangenheit des FC Bayern, berichtet die Süddeutsche Zeitung.

Ausgangspunkt des Streits war wiederum ein Artikel aus dem deutschen Nachrichtenmagazin Der Spiegel , der einen Artikel mit dem Titel „Münchner Protokolle“ jüngst veröffentlicht hatte. In dem Text geht es weitgehend, um die Frage des „FC Bayern als Verein, der während der NS-Zeit Distanz zu den Nazi hielt“. Offiziellen Darstellungen zufolge gilt der FCB als Fussballclub, der sich zwar zwischen 1933 und 1945 dem NS-Regime unterordnete – allerdings sei er nicht so willfähig gewesen wie andere Clubs, heißt es im Beitrag der Süddeutschen. Die Bayern hätten spät ihren ehemaligen Präsidenten Kurt Landauer wiedergefunden. Er sei Jude gewesen, habe den späteren Rekordmeister geprägt und sei nach seiner Internierung im KZ Dachau 1939 in die Schweiz geflohen.

Vorzeige-Image Schwindel?

Er kehrte nach dem Krieg zurück, baute den FCB wieder auf und steht heute für die Weltoffenheit des Clubs. Dies ist die offizielle Darstellung. Der Religionsphilosoph Dr. Markwart Herzog kratzt nun gewaltig an diesem Image. Der Leiter der Forschungs- und Schwabenakademie Irsee hat einen kritischen Text verfasst, der grundsätzlich am Saubermann-Image des FC Bayern kratzt. Titel: „Opportunismus und Antisemitismus in den Satzungen des bayerischen Traditionsvereins.“

Bittere Bilanz des Texts: Der FCB habe wenig mit seinem Vorzeige-Image zu tun. Der Club habe sich genauso unterworfen und habe Juden genauso schlecht behandelt wie andere Clubs. Der Artikel ist in dieser Hinsicht eindeutig: „Der Klub betrieb seine Arisierung gewissenhaft“. Herzog nennt als Beleg hierfür drei sogenannte Arierparagrafen, die der FCB zwischen 1935 und 1938 und zwischen 1940 und 1945 in seine Satzung stehen gehabt hätte. Die brutalste und für heftige Diskussionen sorgende Passage: De facto habe der FCB Juden damit schlechter behandelt als der nationalsozialistische Unrechtsstaat in seinen Rassengesetzen. Am Ende heißt es lakonisch: „Die Heldengeschichte gibt es nicht“.

Heftiger Widerspruch

Zwei Tage später erwiderte der Autor Dietrisch-Schulze Marmeling Herzogs Darstellung. Herzog sei kein echter Historiker. Die Arierparagrafen seien keine Neuigkeiten. Es sei kaum verwunderlich, dass es diese auch irgendwann beim FCB gegeben hätte. Herzog unterschlage, dass der FC Bayern seine Juden im Gegensatz zu anderen Vereinen viel später erst ausgeschlossen habe. Marmeling glaubt, Der Spiegel sei instrumentalisiert worden. Mit dieser Meinung ist er nicht allein. Auch Dirk Kämpfer, Autor von „Der Mann, der den FC Bayern erfand“, teilt diese Ansicht. Die Debatte um die Nazi-Vergangenheit des FCB wird demnach so schnell nicht abgeschlossen sein.