Die optimalen Rahmenbedingungen

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Das Luxembourg Institute for High Performance in Sports (LIHPS) soll den Spitzensportlern des Landes bessere Rahmenbedingungen bringen.

Die luxemburgischen Spitzensportler sollen in Zukunft bessere Rahmenbedingungen vorfinden. Hierfür soll das Luxembourg Institute for High Performance in Sports (LIHPS) sorgen.

Von Chris Schleimer

André Hoffmann stellte das LIHPS gemeinsam mit Heinz Thews und Sportminister Romain Schneider vor

Das Luxembourg Institute for High Performance in Sports soll die luxemburgischen Athleten näher an die Weltspitze heranführen. Das hat COSL-Präsident André Hoffmann gestern bei der Vorstellung des LIHPS in der Coque erklärt.

Das Institut ist eine Asbl, die mit externen Dienstleistern zusammenarbeitet, um den Sportlern eine optimale Rundumbetreuung zu gewährleisten. Es geht vor allem um die Bereiche Sportmedizin, Physiotherapie, Sportwissenschaft (Biomechanik usw.), Physisches Training, Sportpsychologie und Laufbahnberatung. Partner des LIHPS sind unter anderem die Coque mit ihrem Trainingszentrum und ihrem „High Performance Training and Recovery Center“. Im medizinischen Bereich wird mit dem CHL in Eich zusammengearbeitet. Benötigt werden allerdings auch noch weitere Partner für sportwissenschaftliche Zwecke.
Nachdem in puncto Athletenbetreuung und Weiterentwicklung zwischen den Olympischen Spielen 2012 in London und 2016 in Rio nicht viel bis überhaupt nichts passiert sei, soll nun der Anschluss an die internationale Konkurrenz wiederhergestellt und der Spitzensport vorangetrieben werden.

Das LIHPS will nun die Rahmenbedingungen hierfür sicherstellen. Allerdings fehlt dem Institut noch ein Direktor/Koordinator, der die Arbeiten leiten soll. Bis zum Sommer soll ein geeigneter Kandidat gefunden werden.

Mit Laurent Carnol hat das Institut bereits seinen ersten Angestellten. Er wird sich, wie bisher beim Sportministerium, um die Duale Karriere kümmern. „Ob sich mein Aufgabengebiet erweitern wird, muss man sehen, wenn das Team erst mal steht“, so der ehemalige Schwimmer, der die Gründung des LIHPS natürlich begrüßt. „Eigentlich hätte man so eine Einrichtung bereits vor 15 Jahren erschaffen müssen. Deshalb gilt es jetzt, keine weitere Zeit zu verlieren.“ André Hoffmann erklärte, dass bereits für Tokio 2020 Resultate erkennbar sein werden. „Das halte ich durchaus für möglich“, so Carnol, „durch eine gezielte Koordinierung kann man sehr schnell Erfolge erzielen. Anschließend, wenn es darum geht, an einzelnen Schrauben zu drehen, muss man etwas mehr Geduld haben“, erklärte der frühere Olympionike.

Finanziert wird das LIHPS über den Staatshaushalt. 2018 fließen 394.500 Euro in die Asbl, bis 2021 sind 1.655.549 Euro geplant. Allerdings könnten es noch mehr werden, wie Hoffmann und Sportminister Schneider erklärten. Als der Haushaltsentwurf ausgearbeitet wurde, fehlten noch einige wichtige Eckdaten, so dass man schwer einschätzen konnte, wie viel Geld tatsächlich benötigt wird. Indirekt wird das LIHPS auch über die Finanzierung des „High Performance Training and Recovery Center“ der Coque unterstützt, schließlich steht dieses den Sportlern zur Verfügung. Hierfür sind im Haushaltsentwurf bis 2021 1,42 Millionen Euro vorgesehen.


INTERVIEW: „Das LIHPS soll Zusatzleistungen erbringen“

Die Struktur des LIHPS wirkt zuerst vielleicht etwas unkonkret. Das Tageblatt hat sich mit dem technischen Direktor des COSL, Heinz Thews, unterhalten, der die praktische Umsetzung des LIHPS erläutert.

Tageblatt: Warum braucht Luxemburg eine Einrichtung wie das LIHPS?
Heinz Thews: Weil wir wollen, dass unserer Sportler in sämtlichen Bereichen möglichst optimal betreut werden, um die bestmögliche Leistung abzurufen.

Wie realistisch ist es, dass das LIHPS dieses Jahr bereits operativ ist?
Das Ganze ist ja eine dynamische Struktur. Es ist nicht so, dass es einfach auf einmal da ist, sondern es wird peu à peu aufgebaut mit Schwerpunkten, die von uns definiert werden. Und diese liegen ganz klar im praktischen Bereich. Wir müssen sehr schnell damit anfangen, die Dienstleistungen anzubieten, die unsere Athleten wirklich brauchen, wie zum Beispiel im Kraft- und Ausdauerbereich oder aber im mentalen Training, wo wir sehr viele Anfragen vonseiten der Sportler haben. Dafür brauchen wir zwei bis drei Experten, die vielleicht einen Vertrag für ein paar Stunden die Woche erhalten.

Erste Resultate sollen schon bei den Olympischen Sommerspielen 2020 zu sehen sein. Ist das nicht etwas zu ambitioniert, wenn man bedenkt, dass der Koordinator wohl erst im Sommer seine Arbeit aufnehmen wird?
Es ist ja nicht so, dass das Training und die Vorbereitung ausschließlich vom LIHPS abhängen würden. Das LIHPS soll Zusatzleistungen erbringen. Die Projekte, die von uns finanziert werden, sind ja bereits im Gange. 2017 hatten wir schon ein komplettes Jahr der Olympiaförderung, was als Neuerung zu den vorherigen olympischen Perioden gilt. Wir haben auch schon sehr gute Konzepte von den verschiedenen Verbänden vorliegen, die dabei sind, umgesetzt zu werden. Parallel zu diesen Maßnahmen kann das LIHPS vielleicht noch Dienstleistungen bringen, für die wir bisher ins Ausland gehen mussten. Das LIHPS funktioniert also parallel zu den jetzigen Programmen der Athleten, aber das LIHPS macht keine Trainingsprogramme.

Viele Sportler nutzen ihre finanzielle Unterstützung, die sie vom COSL bekommen, um bereits solche Services geboten zu bekommen. Zum Beispiel durch eine Einrichtung wie LetzServ. Wie werden die Leistungen des LIHPS finanziert?
Das ist genau die „plus-value“. Die Leistungen des LIHPS sind für die Athleten umsonst. Sie können ihre finanzielle Unterstützung also noch für andere Dinge nutzen und müssen sie nicht mehr für Mentaltraining oder andere Leistungen aufbringen, die sie durch das LIHPS erhalten können. Auch für uns ergeben sich dadurch Vorteile. Bislang haben wir mit den Servicepartnern der Athleten keine Vereinbarungen und haben somit keine Kontrolle. Wenn zum Beispiel ein Sportler einen Fitnesstrainer von seiner Mutter empfohlen bekommt, der sagt, er müsse täglich 15 Minuten Handstand üben, um der kräftigste Athlet zu werden, dann haben wir keine Möglichkeit, ihn davon abzuhalten. Beim LIHPS wissen wir nun, welche Leistungen den Athleten angeboten werden und können somit eine Qualitätskontrolle durchführen. Wir wollen unsere Philosophie durchsetzen.

Wie sieht die konkrete Arbeit des LIHPS aus?
Den Rahmen bilden die Olympia-Förderprogramme, die wir jetzt schon haben. Wir haben zudem Interviews mit fast sämtlichen Sportlern geführt, die von einer Fördermaßnahme profitieren, um herauszufinden, welche zusätzliche Leistungen sie benötigen, und die sind ganz unterschiedlich. Im Mittelpunkt steht jeweils der Athlet mit seinem Trainer und drum herum versuchen wir, die optimalen Rahmenbedingungen zu schaffen. Dann gibt es ein Koordinationsmeeting mit dem LIHPS-Koordinator. Der Trainer erklärt hierbei genau, was er in jedem Bereich haben möchte, der Koordinator erstellt anschließend ein Programm mit den benötigten Dienstleistern. Der LIHPS-Koordinator kümmert sich also darum, dass der Trainer das bekommt, was er gerne hätte, so lange er es für sinnvoll hält.

Hätte man sich nicht auch ein anderes Konzept vorstellen können?
Es gibt unzählige Varianten. Doch man muss auf die Spezifitäten von Luxemburg achten. Um eine Struktur mit hauptamtlichen Spezialisten – Physiotherapeuten, Mentaltrainer usw. – nur wären die in Luxemburg nicht ausgelastet und das Konzept wäre natürlich viel zu teuer. Singapur, das mit 5 Millionen Einwohnern auch recht klein ist, Geld aber keine Rolle spielt, hatte so eine Einrichtung mit hauptamtlichen Spezialisten. Aber auch sie rücken von diesem Modell ab. Wenn du zum Beispiel einen Physio hast, der an einem Tag zwei Patienten hat und am Tag darauf nur die Zeitung liest, weil kein Sportler da ist, der verliert ja auch den Bezug zu seinem Beruf. Da ist es doch sinnvoller, auf Externe zurückzugreifen. Dieses Modell versuchen wir nun umzusetzen.

Gibt es denn diese Experten in Luxemburg?
Wir haben ein großes Problem. Es gibt keine Uni, die Sportwissenschaftler ausbildet. Deshalb fehlen uns auf vielen Gebieten die Experten. Zum Glück haben wir eine Kooperation mit der Lunex. Für den Rest müssen wir uns im Ausland umsehen.