/ CSC spielte die Karte Carlos Sastre aus
Aus der Traum von einem eventuellen Luxemburger Tour-de-France-Sieg! Ein halbes Jahrhundert nach Charly Gaul wird kein Landsmann seinen Namen ins Palmarès des größten Radrennens der Welt eintragen. Frank Schleck musste nämlich das Leadertrikot, das er in Prato Nevoso übergestreift hatte, an seinen Teamgefährten Carlos Sastre weiterreichen.
Dem Spanier gelang ein Doppelschlag, denn zusätzlich zum „Maillot Jaune“ gewann er die mythische Etappe auf der Alpe d’Huez. Sastre, an dem Bjarne Riis allen Unkenrufen zum Trotz seit Jahren als Leader festhält, ergriff unten im Anstieg die Initiative, löste sich von der Spitzengruppe und fuhr die letzten 13 Kilometer solo bis ins Ziel.
Schleck sei Dank
Dass er das Gelbe Trikot überstreifte, war nicht allein sein Verdienst. Im Feld, das von Kilometer zu Kilometer auf neun Einheiten zusammenschmolz, verrichtete Andy Schleck als CSC-„Wachhund“ eine Heidenarbeit, während sein Bruder Frank gemäß Mannschaftsorder Gehorsam zu leisten und schön brav das Hinterrad von Cadel Evans zu halten hatte.
Ohne die Riissche „Taktik“ wäre Frank heute aller Wahrscheinlichkeit nach noch in Gelb. Der Boss aber beschloss, zuerst die Karte Carlos Sastre zu spielen. Auf den ersten Blick kann man ihm nicht unbedingt unrecht geben, weil der Spanier den Etappensieg holte und das „Maillot Jaune“ im CSC-Team blieb. Mit Sastre und Frank Schleck belegt das Team CSC vor den letzten vier Etappen sogar die beiden ersten Plätze in der Gesamtwertung.
Der zweite, bei dem Sastre sich für das Gelbe Trikot zu bedanken hat, ist Frank selbst. Unten am Fuß der Alpe meldete der Spanier sich kurz mit: „Jetzt greife ich an.“ Frank gab laut Aussagen Sastres sein O.k. „Ohne die Gebrüder Schleck wäre ich jetzt nicht im ‚Maillot Jaune’“, sagte er bei der Pressekonferenz: „Frank, Andy … und Bjarne gebührt mein Dank. Sie haben mir ins gelbe Leibchen geholfen.“
Rechnung
Nach einer näheren Analyse der Lage muss man sich fragen, ob die Rechnung der CSC-Mannschaft aufgeht. Vor dem Zeitfahren vom Samstag zwischen Cérilly und Saint-Amand-Montrond hat Sastre 1’34“ Vorsprung auf Cadel Evans und 2’39“ auf Denis Mentschow. Wenn man das Klassement des ersten „contre-la-montre“ in Cholet (4. Etappe) als Vergleich nimmt, kann Sastre die Tour nicht gewinnen. Auf der knapp 30 km langen Strecke büßte er 1’16“ auf den Australier und 1’09“ auf Mentschow ein (siehe auch Seite 33).
Am Samstag aber stehen nicht nur 29,5, sondern 53 km auf dem Programm. Zwar verleiht das „Maillot Jaune“ dem Träger bei einem Zeitfahren meist Flügel, doch ist kaum anzunehmen, dass Sastre den Rückstand auf weniger als 1’34“ beschränken kann. Es könnte also vorkommen, dass Riis am Ende nur der dritte Preis bleibt. Das wäre herzlich wenig für die „beste Mannschaft der Welt“.
Nächstes Jahr, das dürfte spätestens nach der gestrigen Etappe feststehen, müssen die CSC-Oberen alles auf die Karte Andy Schleck setzen. Der Jüngere der Schleck-Brüder erwies sich gestern erneut als der stärkste Fahrer im Feld und hätte diese Tour sogar gewinnen können, wenn er beim Anstieg nach Hautacam keinen Leichtsinnsfehler begangen hätte. Aber aus Fehlern kann man bekanntlich lernen.
Andy Schleck festigte gestern sein „Maillot Blanc“ und rückte in der Gesamtwertung auf den zwölften Platz vor, einen Rang hinter Kim Kirchen, der seinen siebten Platz einbüßte. Kim fuhr die Alpe in seinem Tempo hoch und belegte den 20. Rang. Beim „contre-la-montre“ will er sich wieder unter die ersten zehn vorarbeiten.P.L.
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