LeichtathletikCharel Gaspar: Zum Springen in die Berge

Leichtathletik / Charel Gaspar: Zum Springen in die Berge
Charel Gaspar erklärt, warum beim Hochsprung jedes Detail passen muss Foto: Luis Mangorrinha/Le Quotidien

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Tirol hat es ihm angetan: Im vergangenen Jahr nahm sich Hochspringer Charel Gaspar eine Auszeit vom Luxemburger Alltag und wollte sich eigentlich als Sportlehrer in Innsbruck engagieren. Daraus wurde aber nichts – und so blieb mehr Zeit für das Training mit österreichischen Athleten. Zum Auftakt der Hallensaison gab es gleich eine zufriedenstellende Leistung (2,07 Meter). Dabei soll es aber nicht bleiben, denn den Traum vom nationalen Rekord hat der 29-Jährige auch in Corona-Zeiten nicht aufgegeben. 

Es war 2020 sehr ruhig geworden um Hochspringer Charel Gaspar. Das lag nicht nur an Covid-19, sondern auch an Rückenproblemen. Der Sportlehrer hatte wegen andauernder Schmerzen komplett auf eine Sommersaison verzichtet und erst seit Oktober wieder gezielt auf die Wettbewerbe in der Halle hingearbeitet. Allerdings ohne die Unterstützung von Trainer Kevin Rutare: Gaspar entschloss sich im vergangenen Jahr zu einem Jahr „congé sans solde“ – und zog nach Innsbruck.

Statt täglich umgeben von den FLA-Kollegen zu sein, bereitete er sich mit den Tiroler Kaderathleten auf die Wettbewerbe im Januar und Februar vor – und profitierte dadurch auch von einem ständigen Zugang zu den Sportinfrastrukturen. „Der Verein aus Innsbruck hatte beim Verband angefragt, ob man meinen Namen auch auf die Tiroler Kaderliste setzen könnte. Ich hatte also eigentlich bessere Trainingsmöglichkeiten hier als in Luxemburg.“ Die Stadt in den Alpen ist zwar nicht unbedingt als Hochsprung-Hochburg bekannt – allerdings hatte es ihm die Umgebung angetan und auch die beruflichen Optionen schienen gut. „Ich habe meine Freundin während des Studiums immer wieder hier besucht und die Stadt gefällt uns beiden sehr gut. Deshalb haben wir uns überlegt, dass ich während einem Schuljahr hier arbeiten würde.“ 

Allerdings wurde während des Lockdowns zunächst nichts aus dem Plan, einen Posten in der International School anzunehmen. Das könnte sich nach den Semesterferien möglicherweise ändern. Bis dahin genießt Gaspar eine andere Tätigkeit, die ebenfalls in Richtung Lehramt geht: „Ich betreue zwei- bis dreimal pro Woche die jugendlichen Kaderathleten der Region und sammle erste Erfahrungen als Trainer.“ Wie wichtig diese Bezugsperson im Hochsprung ist, machte sich bei der Vorbereitung auf die Hallensaison bei ihm selbst bemerkbar. Der 29-Jährige hat zwar seit ein paar Wochen seinem Coach Kevin Rutare immer wieder die eigenen Videoaufzeichnungen geschickt, allerdings fehlt die direkte Rückmeldung während der Trainingseinheit. „Das ist nicht optimal.“

Aus gutem Grund: Bei jedem Sprung entscheiden die technischen Finessen. „Der Anlauf muss von der Distanz her perfekt bemessen und gleichzeitig rhythmisch sein, die drei letzten Schritte schnell. Nur wenn man die Schnelligkeit selbst kontrolliert, klappt es auch. Beim Absprung darf ich nicht zu einer Seite einknicken und muss so lange wie möglich die Latte fixieren“, erklärte Gaspar den gesamten Vorgang, bevor er überhaupt abhebt. Inzwischen ist es zwölf Monate her, dass er mit Rutare an diesen Details feilen konnte.

2,18 Meter

In Innsbruck trainierte er in den vergangenen Wochen sechsmal pro Woche an den drei anderen Eckpfeilern der Disziplin. Schnelligkeit, Sprungtraining über Hürden oder Treppen sowie Krafttraining standen auf der To-Do-Liste. „Ich bin zum Saisondebüt erst einmal höher als 2,07 Meter gesprungen“, erinnert er sich. „Deshalb bin ich ganz zufrieden gewesen, vor allem, da ich keine Schmerzen hatte.“ Seine Indoor-Bestleistung stammt aus dem Jahr 2019, als er die Latte bei 2,13 Metern überquerte.

Sowohl die fehlende Wettkampfroutine als auch das ausgebliebene Technik-Training gehören bald der Vergangenheit an und das Verbesserungspotenzial kann ausgeschöpft werden: Bereits am Wochenende wird Gaspar ein weiteres Mal in Österreich starten, ehe er danach wieder für kurze Zeit in der Heimat anzutreffen sein wird. Sowohl die nationalen Meisterschaften als auch das bekannte CMCM-Meeting in der Coque stehen auf dem Programm.

Wie hoch es in den nächsten Wochen tatsächlich noch gehen kann, sei schwer einzuschätzen, sagt Gaspar. „Ich weiß selbst, dass ich am vergangenen Wochenende noch nicht das Maximum herausgeholt habe. Man merkt ja selbst, dass es gut beim Training läuft.“ Und im Hinterkopf lauern noch immer die magischen 2,18 Meter: „Einerseits will ich meinen eigenen Rekord verbessern, gleichzeitig habe ich die Idee noch nicht aufgegeben, einen nationalen Rekord aufzustellen.“ Dafür müsste er an den 2,17 Metern vom neuen COSL-Mann Raymond Conzemius vorbei. „Es sind nur fünf Zentimeter, aber auch eine kleine Welt …“, fasst Gaspar zusammen. „Es ist ein ambitioniertes Ziel, das ich als eigentlicher Hobbysportler noch habe. Er würde es mir bestimmt nicht übelnehmen.“