Cancellaras persönlicher Grand Slam

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Auf den Samstag (17.03.12) werden sowohl Profis als auch Fans gespannt und erfreut blicken, denn endlich geht es los mit der ersten „Classique“, dem Frühjahrsklassiker Mailand-San Remo (4. WorldTour-Rennen der Saison).

Titelverteidiger ist der Australier Matthew Goss (GreenEdge), der im vergangenen Jahr noch für HTC fuhr und vor zwölf Monaten vor dem damaligen Leopard-Trek-Kapitän Fabian Cancellara (Schweiz) sowie dem späteren Überflieger 2011, dem Belgier Philippe Gilbert, gewann.

Dagegen wartete auf Fabian Cancellara (RadioShack-Nissan) eine für ihn nicht befriedigende Saison; trotz etlicher Top-Platzierungen. Wer den Schweizer jedoch kennt, der weiß, dass „Spartacus“ auf Revanche sinnt. Seine Vorbereitung auf den für ihn so wichtigen Monat März war daher umso akribischer geplant. Wie sagte doch erst kürzlich Andreas Klöden im „T“-Exklusivinterview: „Fabian Cancellara muss seit Januar zusammengerechnet vielleicht eine Woche zuhause gewesen sein. Ich denke, er ist in diesem Jahr weiter als zum vergleichbaren Zeitpunkt 2011.“

32. Geburtstag

Wie weit der 31-Jährige – der sich mit einem Sieg selbst für seinen 32. Geburtstag, den er am Sonntag feiert, beschenken will – ist, bewies erst der vergangene Woche zu Ende gegangene Tirreno-Adriatico – ein Rennen, das etliche Klassiker-Spezialisten gerne als Vorbereitung auf die „Primavera“ nutzen. Niemand war imstande, beim abschließenden Zeitfahren über etwas mehr als neun Kilometer die sehr früh von Cancellara vorgelegte Bestzeit zu toppen.

„Ein schweres Zeitfahren, vor allem, da ich meine Bestzeit aus dem Vorjahr im Kopf hatte (Cancellara siegte vor Jahresfrist in der Zeit von 10:33 Minuten und am vergangenen Mittwoch gewann er in 10:36 Minuten, d. Red.). Damals aber waren die Verhältnisse anders. Diesmal hatten wir zu Beginn Rückenwind, auf dem Weg zurück aber hatten wir starken Gegenwind. Auch wenn ich drei Sekunden langsamer als letztes Jahr war, bin ich zufrieden. Mir war u.a. wichtig, meine Position auf dem Rad zu testen.“

Seine Form vor dem längsten Eintagesrennen der Saison mit über 290 Kilometern stimmt demnach, wie auch die seiner Teamkollegen. „Aus unserer Sicht war Tirreno-Adriatico eine bessere Vorbereitung auf Mailand-San Remo als Paris-Nice, da die Etappen länger waren; wir sind eine von 230 und eine von 260 Kilometern gefahren, was fast der Länge der Primavera gleichkommt“, so der italienische RNT-Sport-Direktor, der das Luxemburger Team auch morgen betreuen wird.

Fünf-Gänge-Menü

Für die „classicissima“ gibt sich Fabian Cancellara cool: „Ich bin ruhig, es ist ein Rennen, wo niemand vorhersagen kann, was passieren wird. Als ich 2008 hier gewann, war das eher eine Überraschung und heute schaut jeder auf mich, daher wird es nicht einfach werden. Ich bin noch nicht bei 100 Prozent, werde es aber für das Rennen sein.“ „Canci“ versteckt sich also nicht, wie es einige seiner schärfsten Konkurrenten zu Wochenbeginn taten, hinter („Pseudo“-)Verletzungen.

So meinte das RNT-Aushängeschild über Gilbert, Edvald Boasson Hagen, Goss oder noch Mark Cavendish, die allesamt vorzeitig bei Tirreno-Adriatico vom Rad stiegen, Folgendes: „Das interessiert mich nicht, ich muss in erster Linie an mich denken.“ Auf die Frage, ob es ihm entgegenkomme, dass „Cav“ und Co. über Krankheiten und Müdigkeit klagten, war Cancellara ebenso kategorisch: „Das sind Gerüchte. Was plagte sie denn? Cavendish hat sich nicht aufgegeben, weil er sich nicht gut fühlte. Im Endeffekt weiß niemand etwas Richtiges. Und es gibt immer noch genügend andere Favoriten.“

Wen er denn als schärfste(n) Widersacher sehe? „Da gibt es beispielsweise Peter Sagan oder Oscar Freire. Wenn das Rennen sehr langsam wird, wird auch Mark Cavendish sehr gefährlich sein. Aber für jedes Szenario weiß unser Team, was es unternehmen muss, um ihre Strategien zu zerstören.“ Fabian Cancellara, der sich gerne mit seinem Schweizer Landsmann Roger Federer (der Tennisprofi gewann seit längerer Zeit auch kein Grand-Slam-Turnier mehr, d. Red.) vergleicht, sagt abschließend noch über seinen persönlichen Grand Slam: „Ich würde Tour des Flandres, Paris-Roubaix und die Olympischen Spiele sagen. Falls ich träumen darf, dann werfen Sie auch Milan-San Remo sowie die Weltmeisterschaften mit in die Schüssel.“

Bleibt zu hoffen, dass Cancellara für dieses Fünf-Gänge-Menü die richtige Rezeptur findet.