FußballBüste der AS Differdingen verschwunden: Wo ist „Bolchen“?

Fußball / Büste der AS Differdingen verschwunden: Wo ist „Bolchen“?
Früher wurden hier die Fußballschlachten der AS Differdingen geschlagen. 2017 begannen die Abrissarbeiten und „Bolchen“ verschwand. Auf dem Gelände steht derzeit nur das Differdinger Jugendhaus. In Zukunft soll hier ein Freizeitareal entstehen. Foto: Editpress/Dan Elvinger

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In diesem Jahr hätte die AS Differdingen 100 Jahre gefeiert – wäre es 2003 nicht zur Fusion mit den Red Boys gekommen. Erinnerungen werden wach. Auch daran, dass seit drei Jahren eine Büste verschwunden ist, die an den ehemaligen Präsidenten des Kultklubs erinnert. Viele fragen sich jetzt: Wo ist „Bolchen“?

Was für die Luxemburger die „Gëlle Fra“ war, ist für die ehemaligen ASD-Anhänger und -Mitglieder die Büste des „Bolchen“. Zur Erinnerung: Das Mahnmal wurde während der deutschen Besatzungszeit (am 21. Oktober 1940) abgerissen, blieb danach bis 1980 verschollen. Nach Recherchen des Tageblatt-Journalisten Josy Braun wurde die Skulptur in den Katakomben des Stade Josy Barthel wiedergefunden. Der Rest der Geschichte ist bekannt.

Zugegeben: Die historische Tragweite ist bei weitem nicht dieselbe und der Vergleich ist natürlich sehr  überspitzt. Dass das Monument für viele Differdinger Fußballanhänger nostalgischen Wert hat, ist jedoch nicht von der Hand zu weisen. Jean-Paul Nurenberg, genannt „Bolchen“, war einer der Gründerväter des Vereins. Als der Klub 1921 ins Leben gerufen wurde, war er Sekretär. Nach dem ersten Präsidenten der ASD, Henri Jungers, wurde später das Stadion benannt. Nurenberg wurde in den 70er-Jahren Vorsitzender des Vereins, dessen Gelände direkt an das riesige Arbed-Areal grenzte. „Bolchen“ galt bei den Kongressen des nationalen Fußballverbandes als „gefürchteter Kritiker und Verteidiger der kleinen Vereine“, wie aus einer ASD-Broschüre zu entnehmen ist.

Nach 64 Jahren Vereinstreue verstarb der Fußball-Liebhaber 1985. Zu seinen Ehren wurde zwei Jahre später ein Monument im Stade Henri Jungers errichtet. Unter „seinen Augen“ feierte die ASD 1989 ihren größten Erfolg, als sie ins Finale der Coupe de Luxembourg einzog, sich in diesem jedoch dem Swift Hesperingen geschlagen geben musste.

Dabei war 1989 auch Guy Bragard. Damals ein kantiger Abwehrspieler, heute fast schon ein ASD-Urgestein. Als vor drei Jahren die Abrissarbeiten am Stade Henri Jungers begannen, ahnte Bragard Böses. „Ich habe zu dieser Zeit eigentlich fast jeden Tag einmal am Stadion vorbeigeschaut. Als ich die Arbeiter bei den Abrissarbeiten sah, habe ich sie auf den sentimentalen Wert des Gedenksteins hingewiesen“, sagt Bragard. Das half jedoch nichts. Seit drei Jahren ist „Bolchen“ verschwunden. Bragard wurde bei seiner Suche nach dem Monument meistens mit den Worten vertröstet: „Mach dir keine Sorgen, die Büste wurde irgendwo verstaut.“ Nur wo, das weiß in Differdingen keiner so recht. „Ich habe mehrmals nachgehakt, aber immer nur ausweichende Antworten bekommen“, beschwert sich Bragard.

Keiner weiß so recht etwas

Remo Pantaleoni, ehemaliger ASD-Mann, heutiges Vorstandsmitglied von Déifferdeng 03 und zurzeit stellvertretender Leiter des kommunalen Regiebetriebs (CID), ist sich der Problematik bewusst: „Das Logo der Arbed, das große A, haben wir sichergestellt. Wo die Gedenktafel ist, wissen wir derzeit jedoch nicht“, so Pantaleoni, der sich vorstellen könnte, dass die Monumente in den geplanten Park – wo früher das Stade Henri Jungers stand – mit eingebunden werden. Schöffe Tom Ulveling (CSV) sieht das ähnlich: „Wir werden mit Sicherheit einen Platz finden. Ich gehe davon aus, dass sowohl das Arbed-A als auch die Büste im Park auf dem alten ASD-Gelände wieder errichtet werden.“ 

Zum 100-jährigen Jubiläum der AS Differdingen würde sich Bragard wünschen, dass der Gedenkstein  wieder aufgebaut wird – so ähnlich wie damals die „Gëlle Fra“ auf ihren neuen/alten Sockel gestellt wurde. Er fordert auch, dass ein Red-Boys-Monument, das vor einigen Jahren auf dem „Thillebierg“ abgerissen wurde, wiedergefunden wird und auch neu errichtet wird. Immerhin konnte Pantaleoni in dieser Hinsicht Entwarnung geben. Das „Monument aux morts“ wird auch nach den geplanten Umbauarbeiten (u.a. neue Umkleidekabinen) Bestandteil des alten Red-Boys-Stadions sein. Vor rund fünf Jahren wurde dieses Monument durch heftige Regenfälle so schwer beschädigt, dass es in sich zusammenfiel. Die Mauer, auf der die Gedenktafel befestigt war, wurde vergangenes Jahr wieder aufgebaut.

„Leider haben solche alten Gegenstände und Fahnen der beiden ehemaligen Vereine für verschiedene Menschen in der Gemeinde und den neuen Klub keinen Wert. Ich will diese Tradition jedoch erhalten, weil es mir wichtig scheint, dass an die Vergangenheit erinnert wird“, sagt Guy Bragard.

Genau am 26. Juni 1921 wurde die AS Differdingen gegründet. Wenn der ehemalige Verein im Frühsommer 2021 seinen 100. Geburtstag feiert, wäre es für die vielen früheren „AS’ler“ wohl ein schönes Geschenk, wenn die Büste eines ihrer Gründerväter aus der Versenkung wieder auftauchen würde.  

Diese Gedenktafel wird vermisst
Diese Gedenktafel wird vermisst Foto: ASD-Brochüre
Martine Reuter
26. Februar 2021 - 6.58

Merci fir dësen Artikel. Just zur Informatioun: de "Bolchen" war mäi Bopa an huet Jean-Pierre geheecht, net Jean-Paul. LG - Martine Reuter