Blau nach Wembley

Blau nach Wembley
(AFP/Adrian Dennis)

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FUSSBALL - Nicht unerwartet und gar nicht unverdient besiegten die Blauen von City die Roten von United im Halbfinale des FA Cups.

Bitter für die Fans von United, die
allerdings in ein paar Wochen eine Meisterschaft feiern könnten, die sie am aller wenigsten erwartet hatten. United steht auch im Halbfinale der Champions League, gegen ein Team, das ebenfalls keiner dort erwartet hatte. United könnte also durchaus ein Finale in Wembley spielen, das in der Champions League, doch was ist das schon im Vergleich zu einem FA-Cup-Finale, diesem Spektakel mit den bunten Hüten, der Hymne „Abide by me“ und den greisen FA-Herren, die jetzt schon den Hofknicks üben, wenn der Duke of Kent und seine Gemahlin als Vertreter des Königshauses in der Loge auftauchen.

Einen Verlierer gab es dennoch bei City letzten Samstag, nämlich Mario Balotelli, der Spieler, der immer wieder beweist, dass Geld nicht nur glücklich macht, sondern zunehmend resistent gegen Intelligenz und gesunden Menschenverstand. Balotelli erdreistete sich, nach dem Spiel in die United-Kurve zu laufen, um dort zu feiern. Das hatte die Mannschaft von Southampton 1976 auch getan, als sie Manchester United sensationell im FA-Cup-Finale besiegt hatte und dann die United-Fans noch zusätzlich demütigte.

Heringe und Elton John

Das Resultat ist bekannt: In Manchester wurden Heringe und Kabeljau aus Southampton über Nacht unverkäuflich, die Immobilienpreise fielen ins Bodenlose, die Arbeitslosigkeit stieg überdurchschnittlich, Rentner prügelten sich im Stadtpark, eine Hitzewelle überfiel die britischen Inseln, der geplante Tunnel von Calais nach England wurde nach Folkestone verlegt, Elton John und Kiki Dee kamen mit „Don’t Go Breaking My Heart“ in die Charts, Rod Stewart wanderte in die USA aus und nahm das Album „Atlantic Crossing“ auf und Liverpool begann seine Siegesserie im Europa-Cup.

Wohl ist der kausale Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen und der provokativen Siegesfeier von Southampton damals, 1976 in Wembley, wissenschaftlich höchst umstritten, mit Ausnahme der Heringe, aber es ist eine Tatsache, dass Southampton dann vor Jahren abstieg und jetzt zwei Klassen tiefer, in der Ligue One, spielt. Dort liegt man gut im Rennen um die Aufstiegsplätze in die Championship, doch im Erfolgsfall wird man sich bei Southampton hüten, noch einmal in irgendeiner United-Kurve zu feiern.

Im Finale trifft Manchester City auf Stoke City, das ein überraschend hilfloses Bolton glatt gebügelt und erbarmungslos vom Platz gefegt hat. Seit 72 Jahren hatte keine Mannschaft mehr ein Halbfinale mit fünf Toren Differenz gewonnen, haben Statistiker nachgerechnet. Stoke hat den FA Cup noch nie gewonnen. Gegen City im Finale ist man nur Außenseiter, dafür wird ihnen der gesamte rote Stadtteil von Manchester die Daumen drücken.
In der Meisterschaft hätte Arsenal fast drei Punkte gegen Liverpool eingefahren. Manager Wenger ärgerte sich über den Schiedsrichter. Der hatte lange genug nachspielen lassen, um Arsenal die Führung zu ermöglichen. Leider zu lange, denn Liverpool erzielte noch den Ausgleich. Wenger spricht von Pech, die Presse von Naivität. Beides zusammen ergibt tollen Fußball, aber keine Punkte. Am Mittwoch holt Arsenal sein Spiel bei Tottenham nach. Das war in letzter Zeit etwas durcheinander, vor allem sein Torwart. Da kommt dieser ungeliebte Kindergarten von Arsenal mit seinem ewig nörgelnden Manager und seinem deutschen Torwart im Vorruhestand gerade recht.