/ Blatter will von Ticketmafia nichts wissen
Ich weiß von nichts. Ich kümmere mich nicht um Tickets, ich kümmere mich die Politik“, sagte Blatter am Donnerstag (Ortszeit) der brasilianischen Zeitung „Estadão“. Derweil kommen immer mehr Details zu der Affäre ans Licht. Nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler läuft der illegale Tickethandel bereits seit der Weltmeisterschaft 2002.
In Brasilien sollen nun Eintrittskarten für alle 64 Turnierspiele angeboten worden sein, ein begehrtes Finalticket gar für umgerechnet 11.500 Euro. Die Verkaufspreise lagen bei bis zu tausend Prozent über dem regulären Preis. Bislang hat die Polizei elf Verdächtige festgenommen. Nun sucht sie nach einem Funktionär aus den Reihen des Fußball-Weltverbands als mutmaßlichen Drahtzieher sowie nach einem „Mittelsmann von Match Hospitality“, der Fifa-Ticketagentur.
Drahtzieher unbekannt
Wer dieser mutmaßliche Drahtzieher sein könnte, war zunächst unklar. Nach den Worten des Ermittlers Fábio Barucke ist die „Hilfe der Fifa unabdingbar“, um den vollständigen Namen des Gesuchten herauszufinden. Demnach hat einer der Festgenommenen zumindest den Vornamen des Nicht-Brasilianers genannt. Er soll im Copacabana Palace wohnen, einem Luxushotel in Rio de Janeiro, in dem während der WM ranghohe Fifa-Vertreter untergebracht sind.
Der für die Eintrittskarten zuständige Fifa-Marketingdirektor Thierry Weil kündigte an, „die Behörden bei der Identifizierung der Quellen für die Karten unterstützen“ zu wollen. Unter Druck gerät die Fifa zusätzlich durch Berichte, wonach einer der mutmaßlichen Anführer der Bande erstaunliche Nähe zum Fußballverband aufweist. Der Franko-Algerier Mohamadou Lamine Fofana soll einen offiziellen Fifa-Parkausweis in seinem Wagen gehabt haben.
Übergabe am Swimmingpool
Fifa-Manager Weil dementiert aber, dass Fofana bei der Fifa akkreditiert gewesen sei oder Zugriff auf die Pkw-Flotte des Verbands hatte. Nach dem Bericht von „Estadão“ soll Fofana die Übergabe der Tickets am Swimmingpool des Copacabana Palace verhandelt haben. Die noch originalverpackten Eintrittskarten habe er in einem Saal des Hotels entgegengenommen. Die Tickets soll Fofana nach Polizeiangaben dann auf von ihm ausgerichteten Feiern in einer Wohnung in Rio de Janeiro weiterverteilt haben. Vermieter der Wohnung war demnach der frühere Fußballspieler Júnior Baiano. Da unter anderem auch die Ex-Weltmeister Dunga, Jairzinho und Carlos Alberto Torres am 17. Juni eine von Fofanas Partys besuchten, werden sich die Ex-Fußballprofis nun dazu von der Polizei befragen lassen müssen, wie der Sportinformationsdienst SID berichtet.
Die Aktion der Ermittler ist von langer Hand vorbereitet: Im Rahmen der „Operation Jules Rimet“, benannt nach dem legendären Fifa-Präsidenten, sind in den vergangenen drei Monaten zehntausende Telefonate aufgezeichnet worden, von denen ein Großteil noch ausgewertet werden muss. „Wir werden noch mehr entdecken“, sagte Barucke. Schon jetzt bereiten die Fahnder in Zusammenarbeit mit anderen Staaten die Tage nach dem WM-Finale vor: Dann sollen weitere Festnahmen erfolgen.
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