Bjarne Riis angeklagt

Bjarne Riis angeklagt
(dpa/Nicolas Bouvy)

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Die Dänische Anti-Doping-Behörde ADD legt jetzt ihren Bericht vor. Darin werden Ex-Toursieger Bjarne Riis und weitere frühere Radprofis des Landes angeklagt. Die Schleck-Brüder werden darin nicht erwähnt.

Das Timing passt: Wenige Tage vor Beginn der 102. Tour de France hat die Dänische Anti-Doping-Behörde ADD in einem Report Bjarne Riis und weitere ehemalige Radprofis angeklagt. Der Tour-de-France-Gewinner von 1996 (im Team Telekom) hat in seiner Zeit als Teamchef bei CSC Doping in den eigenen Reihen gefördert. Das geht aus dem am Dienstag veröffentlichten ADD-Bericht hervor, der nach dreijähriger Recherche vorgelegt wurde und eigentlich nur Altbekanntes preisgab.

„Riis hat es versäumt, zu intervenieren und das ist völlig inakzeptabel“, sagte ADD-Chef Michael Ask. Sanktionen sind trotzdem nicht zu erwarten, da die Verjährungsfrist der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA von acht Jahren abgelaufen ist.

Schlechtes Licht auf Frank Schleck

„Das ist alles ein bisschen enttäuschend. Was jetzt da drin steht, war ja schon lange bekannt. Wahrscheinlich ist es wieder so: Es wurde etwas festgestellt, aber Sanktionen fallen leider aus“, kommentierte der Ex-CSC-Profi und frühere Kronzeuge Jörg Jaksche am Dienstag den Report mit einigem Sarkasmus. Riis war auch in dem Buch seines Ex-Angestellten Tyler Hamilton („Die Radsport Mafia“) mit Doping in Verbindung gebracht worden.

Damals belastete Hamilton auch der Luxemburger Radprofi Frank Schleck schwer. Gemeinsam fuhren sie seit 2003 beim dänischen Team CSC, später Saxo-Bank. Damals hatte der Mondorfer seine Profikarriere gerade gestartet. Tyler Hamilton belastete Frank Schleck schwer, insbesondere die Kontakte des Luxemburger zum spanischen Doping-Arzt Fuentes.

Verbindungen zum Dopingarzt Fuentes

2008 wurde Frank Schleck von der Luxemburger Anti-Doping-Behörde wegen fehlender Beweise freigesprochen. Hamilton zweifelte jedoch den Beschluss an. Schleck habe genau wie er selbst mit Hilfe von Doktor Fuentes gedopt, erklärte der Tyler Hamilton anschließend.

Bei Frank Schleck (Link) war während der Tour de France 2012 in einer Dopingprobe das Diuretikum Xipamid festgestellt worden. Daraufhin wurde der Luxemburger vom „Conseil de discipline contre le dopage“ für ein Jahr gesperrt.

Riis suspendiert

Jaksche war von der ADD mehrfach als Zeuge gehört worden und hatte in der Vergangenheit Riis beschuldigt, Doping zumindest begünstigt zu haben. In dem Behörden-Bericht, der sich auf Aussagen von rund 50 aktiven und ehemaligen Profis, Ärzten und Betreuern stützt, wird auch eine Zusammenarbeit zwischen Riis und dem verurteilten Doping-Arzt Eufemiano Fuentes belegt. Unter der Regie von Riis, der 2007 die eigene umfängliche Dopingpraxis gestanden hatte, gewann der CSC-Fahrer Carlos Sastre (Spanien) 2008 die Tour.

Zu Beginn dieser Saison war der 51 Jahre alte Däne von seinem Posten als Sportdirektor beim Tinkoff-Saxo-Team suspendiert worden. Der 2010 als Doper überführte Spanier Alberto Contador, ab 4. Juli wieder Tour-Topfavorit, und der Slowake Peter Sagan sind die Kapitäne im Team.

Rückendeckung für Sörensen

Der 97 Seiten umfassende ADD-Report klagt auch die früheren dänischen Topfahrer Michael Rasmussen und Nicki Sörensen des Dopings an. Kurz vor der Veröffentlichung des Berichts, der die Zeit von 1998 bis 2015 umfasst, hatte Sörensen noch schnell ein Geständnis abgelegt. „Ich habe gedopt, ich habe das voll und ganz gestanden. Ich bin darüber traurig und wünschte, ich könnte zurückgehen und es ungeschehen machen“, sagte der heutige Sportdirektor des Tinkoff-Saxo-Rennstalls am Montag der Zeitung „BT“.

Am Dienstag stellte sich das Team des russischen Milliardärs Oleg Tinkow hinter Sörensen, der laut dänischen Medienberichten zugegeben haben soll, während der Olympischen Spiele 2004 gedopt zu haben.

Rasmussen war 2007 vom Rabobank-Team im Gelben Trikot aus der Tour genommen worden, weil er mit der Angabe falscher Aufenthaltsorte Doping-Kontrolleure ausgetrickst hatte. 2013 hatte er gestanden, bei CSC mit Unterstützung der Teamärzte verbotene Cortison-Präparate genommen zu haben.

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