ParalympicsBeginn der XVI. Sommerspiele in Tokio mit Botschaft der Hoffnung

Paralympics / Beginn der XVI. Sommerspiele in Tokio mit Botschaft der Hoffnung
Das paralympische Feuer wurde am Dienstag von der Powerlifterin Karin Morisaki, der Rollstuhltennisspielerin Yui Kamij und dem Para-Boccia-Athleten Shunsuke Uchida (v.l.n.r.) entfacht Foto: AFP/Charly Triballeau

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Die laut IPC-Präsident Andrew Parson „wichtigsten“ Paralympics der Geschichte sind eröffnet. Sie sollen in Pandemie-Zeiten Hoffnung und Mut machen – alles begann mit einer tollen Show.

Mit einer farbenfrohen, einfühlsamen und künstlerisch-verspielten Eröffnungsfeier haben die wohl außergewöhnlichsten Paralympischen Spiele begonnen. Unter dem ermutigenden Titel „We have wings“ (Wir haben Flügel) boten die japanischen Darstellerinnen und Darsteller, darunter Behinderte, am Dienstag eine bunte Show, die etwas von einem fröhlichen Zirkus hatte. Die Zeremonie vor Corona-bedingt leeren Zuschauerrängen, aber in Anwesenheit von Kaiser Naruhito und Ehrengästen wie IOC-Präsident Thomas Bach, strahlte Wärme aus und sollte nicht nur Behinderte, sondern der ganzen pandemiegeplagten Welt Hoffnung und zugleich Mut zum Wandel machen.

„Ich kann es nicht glauben, dass wir tatsächlich hier sind“, sagte Andrew Parsons, Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC), mit Blick auf die einjährige Verschiebung: „Von morgen an beginnen die paralympischen Athleten wieder, die Welt zu verändern.“ Auch Japan als Gastgeber hofft, dass die Paralympics einen gesellschaftlichen Wandel im eigenen Land hin zu Inklusion einleiten und Diskriminierung überwunden wird. Parsons bedankte sich vor den rund 3.400 Athletinnen und Athleten, Offiziellen und Ehrengästen sowie rund 2.400 anwesenden Journalisten wiederum bei den Gastgebern auf Japanisch mit den Worten „Arigatou Japan, arigatou Tokio“ – danke Japan, danke Tokio. Um 22.08 Uhr Ortszeit erklärte Kaiser Naruhito die XVI. Sommerspiele für eröffnet.

Das von der Polizei abgeriegelte Olympiastadion, vor dem es bei der Eröffnung der Olympischen Spiele zu Protesten gekommen war, verwandelte sich in einen quirligen „Para-Flughafen“. Über der Arena stieg ein Feuerwerk auf, bevor die Para-Athletinnen und Para-Athleten aus 159 Nationen zu einheizender Musik „landeten“. Als erstes zog das Flüchtlingsteam unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln in das fast leere Olympiastadion ein. Als „Zeichen der Solidarität“ mit den afghanischen Para-Athleten, die wegen der Machtübernahme der Taliban nicht nach Tokio kommen können, wurde als fünfte die Flagge Afghanistans von einem Freiwilligen ins Stadion getragen. Die luxemburgische Fahne trug Kugelstoßer Tom Habscheid, der einzige Athlet aus dem Großherzogtum, bei diesen Sommerspielen in Tokio.

„Die wichtigsten Spiele der Geschichte“

Dass Menschen auch mit Behinderungen über sich hinauswachsen können, erzählte die Eröffnungsfeier wie in einem Märchen. Protagonistin war ein Mädchen im Rollstuhl in Gestalt eines kleinen Flugzeugs, das nur einen Flügel hat. Es hatte den Traum vom Fliegen aufgegeben. Doch dann sieht sie seltsame Gestalten wie aus einem japanischen Manga-Comic um sich, die trotz mancher körperlicher Behinderungen vor Leben nur so strotzen und zu fetziger Rockmusik tanzen und herumwirbeln. Von ihnen inspiriert und angefeuert, beginnt das kleine Flugzeug zu spüren, dass es auch fliegen kann. Dies ist die Botschaft der Paralympics.

Um 22.50 Uhr Ortszeit wurde schließlich das paralympische Feuer in einem mit Wasserstoff gefüllten Behälter entzündet, der die Sonne symbolisiert. Die Erleichterung darüber, dass die Spiele mit einem Jahr Verspätung nun stattfinden können, ist riesig. IPC-Präsident Parsons hatte die Paralympics in Tokio im Vorfeld als „die wichtigsten“ in der Geschichte bezeichnet. „Menschen mit Behinderungen sind weltweit überproportional von der Pandemie betroffen.“ Die Spiele würden ihnen eine Stimme geben. Er bekräftigte, dass die Wettkämpfe mit rund 4.400 Athletinnen und Athleten trotz der in Tokio auf Höchststände gestiegenen Infektionszahlen sicher über die Bühne gehen könnten.

Noch während die Eröffnungsfeier lief, meldeten japanische Medien jedoch, dass der Corona-Notstand auf acht weitere Präfekturen des Inselreiches ausgeweitet werden soll, um die größte Infektionswelle seit dem Pandemiebeginn in den Griff zu bekommen.