/ Asiatischer Perfektionismus
Von Pascal Gillen
Die Spiele in Pyeongchang 2018 stehen schon seit fast einem Jahr in den Startlöchern. Anders als bei vorherigen Gastgebern waren die Wettkampfstätten sowie die Infrastruktur relativ schnell in trockenen Tüchern. Die Koreaner wiesen im Vorfeld eine ähnliche Mentalität wie die Chinesen 2008 auf, als die Spiele in Peking zu einem perfekten Event wurden.
Die Olympischen Spiele 2018 finden an zwei Orten mit jeweils vier Zentren statt, die sich in den Bergen und an der Küste befinden. Zum Pyeongchang-Gebirgs-Cluster gehört der AlpensiaSport-Park, das Jeongseon-Alpin-Zentrum und der Bokwang- Schnee-Park. Der Gangneung-Olympia-Park im Küsten-Cluster umfasst die Sportstätten für die Wettbewerbe, die auf dem Eis ausgetragen werden.
180 Kilometer östlich von Seoul, in der Provinz Gangwon-do, liegt das Pyeongchang-Gebirgs- Cluster. Dort befindet sich auch das Olympic Stadium, in dem am 9. Februar die Eröffnungs- und am 25. Februar die Abschlussfeier stattfinden wird. 35.000 Zuschauer können dort die Zeremonien und die Siegerehrungen sehen, aktiv wird hier allerdings kein Sport betrieben. 78 Millionen Dollar soll das Olympiastadion gekostet haben, dessen Bau 2013 begann und das im September 2017 fertiggestellt wurde.
Volle Tribünen? Eher fraglich
Nicht weit entfernt liegt der Alpensia Olympic Parc, wo die Skisprung-, Langlauf- und Biathlon-Wettkämpfe ausgetragen werden. 13.500 Zuschauer können im Jumping Center Platz nehmen, in dem seit 2009 internationale Wettbewerbe stattfinden. Ob es volle Tribünen geben wird, ist eher fraglich, da es kaum ein Südkoreaner über die Qualifikation hinaus schafft.
Problematisch sind auch die Wetterverhältnisse, da meist ein starker Wind über die Schanze weht. Den Schanzenrekord hält der Deutsche Stephan Leyhe zusammen mit dem Slowenen Anže Lanišek, den beide am 15. Februar 2017 mit einem Satz auf 139,5 m erstellten. Neben den Spezialspringern werden hier auch die nordischen Kombinierer ihre Sprünge absolvieren, bevor es für sie rüber ins Alpensia Cross- Country Centre (7.500 Plätze) geht.
Auch hier finden schon seit 2011 internationale Wettbewerbe statt. Länger besteht schon das Alpensia Biathlon Center, in dem insgesamt elfmal Edelmetall vergeben wird. Erfahrene Biathleten werden sich vielleicht an Pyeongchang erinnern, da hier 2008 der Weltcup und 2009 sogar die Biathlon-Weltmeisterschaften stattfanden.
Koreaner halten nicht viel von Wintersport
Von den meisten Wintersportarten halten die Koreaner allerdings nicht viel. Gerade die letztgenannten Sportarten, die gerade in Europa sehr beliebt sind, finden bei den Asiaten wenig Zustimmung. Vor allem beim Skispringen, Biathlon oder Langlauf werden wohl einige Plätze auf der Tribüne leer bleiben. Nicht weit davon entfernt befindet sich das Alpensia Sliding Centre, wo neun Wettbewerbe in den Sportarten Bob, Skeleton und im Rodeln ausgetragen werden. Im besten Fall können 7.000 Menschen dort den Favoriten zujubeln. Mit insgesamt 130 km/h werden sich die Athleten den Eiskanal hinunterstürzen. Steil bergab geht es aber auch im Yongpyong Alpine Centre, wo der Riesenslalom und der Slalom ausgetragen werden.
Rund 30 Fahrminuten entfernt werden dann die schnelleren Disziplinen der alpinen Wettbewerbe ausgetragen. Während bei den technischen Disziplinen 6.000 Menschen Platz nehmen können, bietet das Jeongseon Alpine Centre 6.500 Plätze. 2.857 Meter misst die Abfahrt der Männer, die vier Sprünge enthält und einen Höhenunterschied von 825 Metern aufweist. Kritik ist vor allem an den alpinen Strecken entstanden, da rund 58.000 Bäume für die elf alpinen Wettbewerbe gefällt wurden, einige von ihnen waren älter als 500 Jahre, darunter auch der seltene Wangsasre-Baum.
Die letzte Wettkampfstätte im Gebirgs-Cluster nennt sich Phoenix Snow Park. 18 Wettbewerbe im Freestyle Skiing und im Snowboarden werden hier vor maximal 18.000 Zuschauer ausgetragen. Das Alpensia-Skisprung- Zentrum und das Jongseon-Alpin-Zentrum sind die teuersten Anlagen der Olympischen Spiele. Zusammen kosteten sie 166 Milliarden Euro.
Weder Euphorie noch Ablehnung
Weder Euphorie noch Ablehnung herrscht in Pyeongchang, was einfach aufgrund der fehlenden Skitradition zu erklären ist. Nach Sapporo 1972 und Nagano 1998 ist Pyeongchang der dritte ostasiatische Gastgeber von Olympischen Winterspielen. Nachdem sich die Koreaner schon für 2010 und 2014 bewarben, klappte es mit der Bewerbung für 2018.
Ein ausschlaggebender Grund für die erfolgreiche Bewerbung war die Nähe zu den einzelnen Wettkampfstätten. Vom Alpensia Ski Center zum Gangneung Coastal Cluster ist es etwa eine halbe Stunde mit dem Auto. Zwei Eishockey-Stadien enthält das Küsten-Cluster.
8000 potentielle Zuschauer beim Eisschnellauf
Im neu erbauten Gangneung Oval wird die Euphorie wohl etwas höher sein. 8.000 Zuschauer können hier die Wettbewerbe im Eisschnelllauf verfolgen. Die Bevölkerung in Südkorea interessiert sich vor allem für die Kufendisziplinen, insbesondere für den Shorttrack und den Eiskunstlauf. Für diese Disziplinen wurde ein nachhaltiger Eistempel errichtet: Die Ice Arena in Gangneung. Das Stadion hat vier überirdische und zwei unterirdische Stockwerke. Außerdem gibt es ein umweltfreundliches Kühlungssystem für das Eis. Die Ice Arena ist die teuerste einzelne Sportanlage und kostete rund 110 Millionen Euro.
„Wir müssen uns wohl um die Qualität der Anlagen nicht viele Gedanken machen. Die Koreaner wollen alles perfekt machen und werden zu Olympia einiges auf die Beine stellen“, so der deutsche Eissprinter Nico Ihle, der bei der Weltmeisterschaft in Südkorea ein Jahr vorher noch das Eis testen konnte.
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