Annecy’s Olympiabewerbung für 2018: Untergang befürchtet

Annecy’s Olympiabewerbung für 2018: Untergang befürchtet

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OLYMPIA - Im Dreikampf um Winter-Olympia 2018 kracht es in Annecy (F) gewaltig. Ausgerechnet die beiden französischen IOC-Mitglieder Jean-Claude Killy und Guy Drut haben die Kandidatur des Außenseiters heftig kritisiert und einen deutlichen Rückstand im Duell gegen München und den südkoreanischen Favoriten Pyeongchang eingeräumt.

„Wir steuern auf einen Untergang zu. Drastische Maßnahmen sind nötig“, wetterte Frankreichs Ski-Legende Killy in der Sport-Tageszeitung L’Équipe, „wir gehen einer Niederlage entgegen.“ Sogar Frankreichs Regierung ist alarmiert.

Killy, seit 1995 Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee (IOC), ist als Präsident der Koordinierungs-Kommission für die Winterspiele 2014 in Sotschi mit Hürden im Bewerbungsmarathon bestens vertraut. Auch sein Kollege Drut verfügt über wichtiges Insiderwissen und ein Netzwerk innerhalb des IOC. „Wir haben zu spät begonnen“, gab Drut zu, „trotz aller Anstrengungen haben wir es nicht geschafft, unser Image in den Augen der IOC-Mitglieder zu ändern.“ Annecy werde die Bewerbung „gegen die Wand fahren“.

Annecys Hochglanz-Broschüre für das olympische Winterspektakel sieht vielversprechend aus: Traumbilder vom Mont Blanc, strahlende Menschen, doch der Schein trügt. Die bisherigen Präsentationen vor der olympischen Familie waren eher bescheiden. Im Juni hatte das IOC den Franzosen bereits die Gelbe Karte gezeigt. Dabei wurde vor allem kritisiert, dass die Planer zu viele und zu weit auseinander liegende Standorte mit in ihr Konzept aufgenommen hatten.

Neuanfang

„Wir haben wieder bei Null anfangen müssen“, gab Bewerbungschef Edgar Grospiron zu. Das deutlich gestraffte Konzept schließt auch den knapp 100 Kilometer entfernten Wintersportort Chamonix ein. Auf den Anlagen des früheren Olympia-Ausrichters Albertville (1992) in La Plagne sollen die Bob-, Rodel- und Skeleton-Wettkämpfe ausgetragen werden. Das unauffällige Engagement von Killy und Drut für das olympische Großprojekt war bisher so auffällig, dass sich auch Frankreichs Sportministerin Chantal Jouanno langsam Sorgen macht. Am heutigen Dienstag will Drut mit der Politikerin über die Missstände reden.

Drei bis vier Millionen Euro zusätzlich zum ohnehin bescheidenen Bewerbungsetat von 18 Millionen Euro seien nötig, um internationale Spezialisten anzuheuern.

Noch hat Annecy bis zur Vergabe der Spiele am 6. Juli 2011 in Durban Zeit, die prekäre Lage zu verbessern. So oder so könnten die Franzosen den Münchnern allerdings wichtige Stimmen klauen – und Pyeongchang schon im ersten Wahlgang zum Sieger machen.