Andy Schleck auf UCI -World-Tour-Punktejagd

Andy Schleck auf UCI -World-Tour-Punktejagd

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Der Ausgang der Tour de France ist nicht nur eine Prestigesache für Andy Schleck, sondern für den gesamten Luxemburger Radsport. Patzt Schleck, ist der Traum von einem Dreierteam bei der Weltmeisterschaft in Florenz ausgeträumt.

Die Tour de France stöhnt unter der Hitze, und es bleibt auch diese Woche warm. Am Montagnachmittag wurden in der Nähe des Pressesaales in St-Nazaire 35 Grad gemessen, in La Baule, nur 20 km entfernt, immerhin noch 33 Grad am Strand. Dort sorgte wenigstens der Wind für eine frische Brise, so dass die Temperaturen leichter zu ertragen waren.

Rund die Hälfte der Mannschaften waren an diesem ersten Ruhetag der Jubiläumstour privilegiert, denn sie durften in der Nähe des Atlantiks (La Turballe, La Baule, St-Nazaire) wohnen, die andern dagegen mussten im Landesinnern die Strapazen der letzten Tage verdauen. Das galt auch für das RadioShack-Team, das zusammen mit den Mannschaften Ag2r, Cannondale und Vacansoleil im Westotel in La Chapelle-sur-Erdre, etwas nördlich von Nantes, einquartiert war. Dort empfingen Andy Schleck und Laurent Didier am Montagmorgen die Luxemburger Presse.

Andy, der Diesel

Die einzigen beiden Fahrer aus dem Großherzogtum, die dieses Jahr an der Tour de France teilnehmen, liegen nach 9 Etappen an 15. (Schleck) und an 58. (Didier) Stelle. Andys Rückstand ist mit 4 Minuten in erträglichen Grenzen, Laurents Abstand beträgt über zehnmal mehr, doch ist seine Rolle innerhalb der Mannschaft auch eine andere. Andy ist der Chef, der General, Laurent der Gehilfe, der Leutnant.

Es war von vornherein klar, dass Andy Schleck diese Tour nicht gewinnen könnte. Und darum ist sein bisheriges Ergebnis auch eine eher positive Sache. Diejenigen, die ihn nicht kennen und die nicht wissen, wie er funktioniert, hätten ihm nach den Pyrenäen ein Klassement unter den 15 Ersten und einen Rückstand von „nur“ 4 Minuten nicht zugetraut. Diejenigen aber, für die es kein Rätsel ist, dass Schleck junior wie ein Diesel erst auf Touren kommt, je länger der Motor läuft, sind nicht überrascht von der soliden Arbeit, die er insbesondere in der zweiten Pyrenäenetappe ablieferte.

Um es mal klar und deutlich zu sagen: Andy Schleck ist der Einzige, der imstande ist, Radsport-Luxemburg dieses Jahr vor einer Blamage zu bewahren. Trotz der bisherigen guten Leistungen von Jempy Drucker oder Ben Gastauer, und obwohl Nachwuchsstar Bob Jungels bereits einige Siege eingefahren hat, steht Luxemburg nicht in der UCI-World-Tour-Wertung, in der 31 Nationen geführt werden. Warum? Ganz einfach, weil noch kein Fahrer einen einzigen Punkt in diesem Klassement, das die 28 größten Rennen umfasst, erzielte.

Diese Zähler aber sind wichtig im Hinblick auf die kommenden Weltmeisterschaften, die vom 21.-29. September in der Toskana mit Florenz als Hauptort ausgetragen werden. Im Zeitfahren darf ein Fahrer pro Nation starten, da ist keine Punktezahl verlangt, so dass Bob Jungels’ Nominierung nur eine Formalität sein dürfte. Da es für das Rennen auf der Straße aber theoretisch unmöglich ist, dass Luxemburg bis zum Stichtag am 15. August als Mannschaft genügend Punkte einheimst, um mehr als einen Fahrer zu qualifizieren, ruhen alle Hoffnungen nun auf Andy Schleck.

Viel auf dem Spiel

In der Tat dürfen alle Länder, die einen Fahrer unter den 100 Ersten in der Einzelwertung haben, fünf Konkurrenten nominieren und deren drei auf die Strecke schicken. Der 100. in der derzeitigen Wertung ist Schlecks Teamgefährte Andreas Klöden mit 10 Punkten. Bei der Tour de France werden am meisten Punkte vergeben, so dass Schleck mit einem 10. Rang in der Schlusswertung (50 Punkte) sein Land mit Sicherheit qualifizieren würde. Für die nächsten Plätze werden folgende Punkte vergeben: 11.=40 P., 12.= 30 P., 13.=24 P., 14.=20 P., 15.=16 P.

Für den Luxemburger Radsport, aber auch für Andy Schleck persönlich steht viel auf dem Spiel. Ein Etappensieg in den Alpen würde die Moral und das Image weiter aufpolieren, doch darf er bei den beiden Zeitfahren am Mittwoch zum Mont-St-Michel und nächste Woche am Lac de Serre-Ponçon nicht zu viel Zeit im Hinblick auf ein gutes Gesamtklassement verlieren. So weit aber sind wir noch nicht, vorerst gilt es, diese Woche die relativ flachen Teilstrecken in der Bretagne und nach Lyon hinunter zu meistern. Am „14 juillet“, dem französischen Nationalfeiertag, wird dann beim Aufstieg zum Mont Ventoux ein anderes Lied gespielt.

Leader Chris Froome dürfte dann immer noch im „Maillot Jaune“ sein, es sei denn, die Sky-Mannschaft würde mit Absicht eine „échappée fleuve“ zulassen, um das Gelbe Trikot und die Last des Rennens bis zum Sonntag auf andere Schultern zu übertragen. Riesenabstände gibt es bisher nicht, die ersten 15 liegen innert 4 Minuten.

Wobei das Team Movistar mit Valverde (2.), Quintana (7.) und Costa (10.) gleich drei heiße Eisen im Feuer hat. Das Überraschendste: Valverde scheint ohne „Strom“ stärker als zuvor, und Kreuziger ist für Contador ein „Schlepper“ wie letztes Jahr Froome für Wiggins.