/ Vom Pech verfolgt
Von Pascal Gillen
Als einziger Luxemburger war Kari Peters 2014 in Sotschi bei den Olympischen Winterspielen angetreten. Von einer Erkältung geplagt, erreichte der Luxemburger im Sprintwettbewerb nur den 79. Platz und über die 15 km trat er gar nicht erst an. 2018 will der 31-Jährige in Südkorea wieder angreifen.
„Die Spiele waren eine Riesenenttäuschung. Erst war ich ziemlich krank, dann waren die Schneeverhältnisse relativ schlecht und beim Sprint stürzte noch ein Athlet vor mir. Die 15 km konnte ich dann gar nicht antreten“, so der unzufriedene Langläufer. ,,In Sotschi ist quasi alles schiefgelaufen, was hätte schiefgehen können.“ Die angepeilten 15 km musste der gebürtige Remicher wie gesagt komplett absagen. „Ich hatte halt lange nur auf den Sprint trainiert, die 15 Kilometer wären nur Zusatz gewesen.
Aber am Tag des Sprints wusste ich schon, dass das mit der längeren Distanz nichts werden kann.“ Peters geht davon aus, dass er sich bei der Eröffnungsfeier erkältet hat. Von der Eröffnungsfeier zeigt sich der Langläufer auch etwas enttäuscht: „Wir standen lange in den Katakomben, haben eigentlich kaum was mitbekommen. Das ist aber immer für alle Sportler so, da kann man nichts machen. Der Einlauf war dann aber schon ziemlich schön.“ 79. von 85 Startern wurde Peters dann im Sprint, was nicht seinem Leistungsniveau entspricht.
Olympischer Geist
Die Olympischen Spiele waren aber nicht nur leistungstechnisch enttäuschend, sondern auch was die Atmosphäre angeht. ,,Es hat mir nichts ausgemacht, dass ich der einzige Luxemburger dort war. Es hätte keinen Unterschied gemacht, denn die Olympischen Dörfer haben dort viel zu weit auseinander gelegen. Die Skifahrer waren woanders als die Langläufer und die Bobfahrer waren auch wieder ganz woanders.
Das war schade. So entstand keine besondere Atmosphäre, es war wie bei einer normalen Weltmeisterschaft.“ Vom oft angesprochenen „Olympic Spirit“ fühlte Peters also kaum was. Im Jahr nach Sotschi verspürte er dann eine Art Wut und Übermotivation, wie er selbst beschreibt. „Ich habe dann einfach viel zu viel und zu hart trainiert. Ich war zu oft verletzt und das hat sich bis dieses Jahr hingezogen.“ Erst wurde er am linken Fuß operiert, im April dieses Jahres an der Hüfte und im Sommer kamen dann noch Probleme am rechten Fuß dazu. „Keine Ahnung, wo das alles herkommt, aber ich musste das Training umgestalten. Ich habe viel mehr auf Rollski gemacht als im Fußlauf, fast alles im klassischen Stil. Aber zum Glück ist der Sprint in Pyeongchang auch im klassischen Stil.“ In diesem Jahr hat Peters einiges anders gemacht als in den letzten Jahren. Im Juni hat er in den Bergen Gran Canarias trainiert, alles mit einem Ziel vor Augen: „Seit den letzten Olympischen Spielen arbeite ich eigentlich auf Pyeongchang hin. Die letzten drei Jahre wollte ich mehr Umfang machen, dieses Jahr dann weniger, alles auf Olympia ausgerichtet.“
Ich habe dann einfach viel zu viel und zu hart trainiert. Ich war zu oft verletzt und das hat sich bis dieses Jahr hingezogen.
Wenn alles normal laufen sollte, gibt sich Kari Peters hinsichtlich einer zweiten Teilnahme bei Olympischen Spielen optimistisch. Zweimal unter 100 FIS Punkte ist die Norm, die vom COSL festgelegt worden ist. „Da gibt es ein paar Ungereimtheiten. Da steht drin, dass die Qualifikation ab Juni lief, das wussten wir aber nicht. Ich hätte theoretisch also auch in Neuseeland starten können – das hatte uns keiner gesagt.“ Noch hat Peters die Möglichkeit, sich für die Olympischen Spiele in Asien zu qualifizieren. Sollte es funktionieren, will er auf jeden Fall den Sprint und – je nach der Form – auch die 50 Kilometer laufen. Beim Sprint in Pyeongchang könnte Kari Peters Vorteile haben, da vielen anderen Sprintern die klassische Technik nicht so liegt. Dennoch, sagt er, haben viele andere Nationen sich in der Vorbereitung natürlich auf die klassische Technik spezialisiert.
Weil Peters der einzige Langläufer dieses Levels aus seinem Land ist, trainiert er bei anderen Nationen mit, die eben auch die Top-Athleten in ihren Teams stellen. „Ich habe fünf Jahre mit Dario Cologna (dreifacher Olympiasieger aus der Schweiz) trainiert. Ich muss mich am Ausland orientieren, die Sportart existiert hier ja fast gar nicht. Wir haben hier eben eine andere Kultur.“
Ob Kari Peters im Falle einer sportlichen Qualifikation dann auch nach Pyeongchang fährt, lässt er noch offen. Nachdem große Nationen wie Frankreich und Österreich schon über einen Olympia-Verzicht nachgedacht haben, hat auch der Luxemburger Zweifel.
Training mit der Spitze
„Man muss sehen, wie sich die Lage noch entwickelt. Ich lass erst mal die nächsten Rennen hier laufen und dann schauen wir mal, was sich in Südkorea abspielt.“ Ob es seine letzten Olympischen Spiele sein werden, kann Peters noch nicht sagen: „Es gibt im Langlauf mittlerweile fast 40- Jährige, die oben mitmischen, aber ich glaube nicht, dass ich das noch so lange machen will. Irgendwann möchte man auch mal was anderes tun. Die Gedanken über ein Ende habe ich mir schon vor Sotschi gemacht. Bei Sotschi war das Motto, dass ich entweder hinfahre oder aufhöre. Aber momentan fokussiere ich mich nur auf Pyeongchang.“
Die Saison startete Peters im finnischen Olos. Dort bestritt er den Sprint und die 10 Kilometer in der klassischen Technik, verpasste dort die Olympia-Norm aber noch um einiges. Die ersten Wettbewerbe in Finnland und eine Woche später in Österreich sah Peters aber auch nur als Trainingswettkämpfe. „Ich habe gemerkt, dass ich seit Februar 2015 kein Klassikrennen und seit zwei Jahren nicht mal ein ‚richtiges‘ Rennen laufen konnte. Ich bin die Vorbereitung und vor allem die hohe Belastung eines Sprints überhaupt nicht mehr gewohnt. Es fühlt sich an, als wäre eine Blockade da gewesen, um mehr aus mir rauszuholen.“
Vergangenes Wochenende ist der Remicher in Seefeld bei zwei Sprints und einem Freistilrennen über 15 Kilometer angetreten. Mit einem 46. Platz erreichte Peters 194 FIS-Punkte, was noch weit über der Olympia-Norm liegt. Für Peters waren diese Punkte bislang eher zweitrangig, da er die Rennen noch als Trainingseinheiten ansah. Doch jetzt sollte der Luxemburger so langsam in Fahrt kommen, da Olympia nicht mehr weit entfernt ist.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos