CHEV DiekirchSchwierige Zeiten für den Handball-Verein aus dem Norden

CHEV Diekirch / Schwierige Zeiten für den Handball-Verein aus dem Norden
Cédric Dos Santos (7) und Sascha Marzadori (11) stehen mit CHEV Diekirch vor einer großen Herausforderung Archivbild: Le Quotidien/Luis Mangorrinha

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Am vergangenen Montag gab Trainer Ivo Ivesic bekannt, dass er den CHEV Diekirch, im gegenseitigen Einvernehmen mit den Vereinsverantwortlichen, verlassen würde. Eine bittere Pille für den Traditionsverein aus dem Norden, der nun auf der Suche nach einem neuen Übungsleiter ist – derzeit jedoch nicht die einzige Herausforderung für den Klub aus dem Norden.

Der Diekircher Verein ist in den Luxemburger Handballkreisen beliebt und angesehen, hatte aber schon seit jeher Schwierigkeiten, Spieler oder Trainer für den Klub zu begeistern. Das liegt bestimmt nicht an der sportlichen Herausforderung, sondern eher daran, dass viele den langen Weg in die Nordstadt scheuen. Handball wird hauptsächlich im Süden des Landes gespielt, wo das größte Reservoir an Spielern zu finden ist. Wenn man für mindestens drei Trainingseinheiten und eine Partie aus dem Süden nach Diekirch anreisen muss, kommen schnell 300-400 Kilometer pro Woche zusammen, was nicht nur für die Sportler einen hohen Zeitverlust bedeutet, sondern auch für den Verein einen erheblichen Kostenfaktor darstellt.

Übergangssaison

Trotzdem gelang es dem CHEV über Jahre hinweg, die Handballgeschichte im Großherzogtum mitzuschreiben. Der 1964 gegründete Verein feierte in den Neunzigerjahren seine größten Erfolge: 1990 holte Diekirch erstmals den Pokal in den Norden, drei Jahre später war auch der erste Meistertitel unter Dach und Fach. Ende der Neunziger und Anfang des neuen Jahrhunderts kam auch das Damenteam zu ersten Erfolgen – der absolute Höhepunkt folgte 2012 mit dem ersten Double der Vereinsgeschichte. Zwei weitere Titel kamen hinzu, der letzte in der vergangenen Spielzeit. Diese Saison befindet sich die Mannschaft im Umbau. Mehrere Leistungsträgerinnen haben ihre Karriere beendet oder suchten eine neue Herausforderung. Der Verlust der Estin Alina Molkova, die in die erste Bundesliga wechselte, schmerzt besonders. Mit ihr verlor man nicht nur die MVP der letzten Saison, sondern auch eine kompetente Trainerin im Jugendbereich. Während man sich für den Nachwuchs neue Übungsleiter suchen muss, befindet sich auch das Diekircher Damenteam in einer schwierigen Übergangssaison.

Bei den Herren ist die Situation anders. 2018 hatte eine neue, junge und voll motivierte Vorstandsmannschaft unter der Präsidentschaft von Ex-Nationalspieler Frank Link die Leitung des Vereins übernommen. Und das gleich ganz erfolgreich, denn nach einer langen Durststrecke gelang gleich im ersten Jahr der Einzug in die Titelgruppe. Doch 2020/21 lief nicht mehr so, wie man es sich vorgestellt hatte und Diekirch musste wieder in die Relegation, wo es den Klassenerhalt schaffte.

Trainer Ivo Ivesic blieb bereits vor seiner zweiten Saison mit seinen Prognosen eher vorsichtig. Die Vorbereitungsphase verlief nicht nach seinem Geschmack: Zu wenige Vorbereitungsspiele und zu wenig Trainingsfleiß bei einigen Spielern, so blieben viele Wünsche offen.

Schwierige Zeiten

„Es ist schwierig, ich opferte sehr viel Zeit für den Verein, was verschiedene Spieler aber nicht zu würdigen wussten“, so Ivo Ivesic. Und Jacquy Link, seit gefühlter Ewigkeit „cheville ouvrière“ und Sekretärin des Vereins, zeigt Verständnis: „Wir hätten weiterhin hinter dem Trainer gestanden, da wir uns bewusst sind, dass die Spieler nicht schuldlos an seinem Rücktritt sind. Der Funke zwischen ihm und der Mannschaft ist einfach nicht mehr übergesprungen, was wir bedauern.“

Auch im administrativen Bereich war es eine schwierige Zeit. Aus verschiedensten Ursachen verloren die Diekircher einige Vorstandsmitglieder, sodass die Belastung der verbliebenen immer größer wurde und fast nicht mehr zu bewältigen ist. Da ein großer Teil des Vereinsbudgets aus den Einnahmen von außersportlichen Veranstaltungen besteht und diese aufgrund der Pandemie nicht stattfinden konnten, entstand auch in der Kasse ein Loch. Und so ist es verständlich, dass der Wunsch des Trainers nach Verstärkungen unerfüllt blieb, was sicherlich auch zu seiner Demission beitrug.

Keine einfache Zeit also für den Verein. Doch dieser hat schon schwierigere Krisen bewältigt. Es sei daran erinnert, dass die Herren nach 30 Jahren Nationaldivisions-Zugehörigkeit 2011 den bitteren Gang in die Ehrenpromotion antreten mussten. Damals ein Schock, den man jedoch überwinden konnte. Man kann nur hoffen, dass der Klub auch diese schwierigen Zeiten überstehen wird. Denn der Traditionsverein ist wichtig, nicht nur für die Entwicklung des Sports in der Region, sondern ebenfalls für die gesamte Handballfamilie.