Nordkorea nimmt an Olympischen Spielen teil

Nordkorea nimmt an Olympischen Spielen teil

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Von unserer Korrespondentin Susanne Steffen, Tokio

Der Norden und der Süden Koreas haben am Dienstag erstmals seit langem wieder auf hoher Ebene verhandelt. Ein Ergebnis: Der Norden wird an den Olympischen Winterspielen im Süden des Landes teilnehmen.

Um zehn Uhr morgens überquerte die fünfköpfige nordkoreanische Delegation die Grenze zum südkoreanischen Teil Panmunjoms, mitten in der entmilitarisierten Zone zwischen den beiden koreanischen Staaten. Die ersten hochrangigen Gespräche seit gut zwei Jahren fanden in dem dreistöckigen „Friedenshaus“ statt, das für solche Verhandlungen stets mit Kameras und Mikrofonen ausgerüstet ist, damit die Führungsebenen beider Seiten die Gespräche live verfolgen können. Ob Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un und der südkoreanische Präsident Moon Jae-in tatsächlich das Geschehen am Monitor verfolgt haben, weiß freilich niemand.

Gemeinsamer Einmarsch fraglich

Das Ergebnis der Gespräche, die beinahe den ganzen Tag andauerten, klingt auf den ersten Blick mager: Nordkorea nimmt mit einer hochrangigen Delegation an den Olympischen Spielen teil. Zwei Eislaufkünstler haben sich für die Wettkämpfe qualifiziert. Ob weitere Athleten per Sonderregelungen hinzukommen, ist noch unklar. Ein Taekwondo-Team wird wohl eine Showeinlage präsentieren. Und der Norden will Vertreter seines Olympischen Komitees, Künstler, Journalisten, Beobachter und auch ein paar Fans nach Pyoengchang schicken.

Ob Nordkorea die Offerte des Südens annimmt, wie bereits bei den Spielen im Jahr 2006 gemeinsam bei der Eröffnungsfeier einzumarschieren, ist noch unklar. Unklar ist auch, ob der Norden auf die Anfrage des Südens eingegangen ist, im Rahmen der Spiele ein Treffen für Familien zu arrangieren, die durch den Koreakrieg getrennt worden waren.

Sanktionen werden gelockert

Wie Südkoreas Wiedervereinigungsminister Chun Hae-sung gegenüber Reportern erklärte, hat der Süden ferner eine Wiederaufnahme des Dialogs über militärische Fragen und das Atomprogramm des Nordens vorgeschlagen. Ob der Norden solche Gespräche während der Spiele für möglich hält, ist offen.

Südkoreanischen Medienberichten zufolge hat Seoul Pjöngjang darüber hinaus signalisiert, einen Teil der Sanktionen – in Absprache mit den Vereinten Nationen – vorübergehend zu lockern, um die Teilnahme des Nordens zu erleichtern. Ferner soll die seit zwei Jahren unterbrochene direkte militärische Telefonverbindung zwischen den beiden offiziell immer noch im Krieg befindlichen Staaten am Mittwoch wieder aufgenommen werden.

Das alles mag nach einer marginalen Annäherung klingen. Bedenkt man jedoch, dass Kim Jong-un noch vor gut einer Woche wieder einmal mit einem Atomkrieg gedroht und mit seinem „atomaren Knopf“ geprahlt hat, ist allein die Tatsache, dass die Gespräche stattfanden, eine plötzliche und sehr dramatische Kehrtwende.

Trump lobt Dialog

Sogar US-Präsident Donald Trump reagierte positiv auf die Ankündigung des Treffens. Die Gespräche seien „eine gute Sache“, so Trump. Sollte der Dialog über die Olympischen Spiele hinaus weitergehen, werden sich die USA zu einem geeigneten Zeitpunkt beteiligen. Den Ausgang der Gespräche vom Dienstag kommentierte das Weiße Haus jedoch zunächst nicht.

Die Gespräche kamen zustande, nachdem Kim in seiner Neujahrsansprache erklärt hatte, er sei bereit, eine Delegation zu den im Februar beginnenden Olympischen Spielen zu entsenden.

Kim bleibt bei Atomplänen

In der gleichen Ansprache machte Kim aber auch deutlich, dass er nicht daran denke, sein Atomprogramm aufzugeben. Die nordkoreanische Olympiateilnahme mag etwas Ruhe in die zuletzt äußerst angespannte Lage auf der koreanischen Halbinsel bringen, doch die Lösung der Atomfrage ist deswegen keinesfalls näher gerückt.

Besonders schwierig ist die Situation jetzt für Südkoreas Präsident Moon. Er muss nun einen heiklen Spagat vollführen, indem er seine lang ersehnte Annäherung an den Norden vorantreibt, ohne aber seinen engsten Verbündeten, die USA, zu vergraulen.