CoronavirusMasken, Zuschauer und Ungewissheit: Das ändert sich am Samstag für die Sportler

Coronavirus / Masken, Zuschauer und Ungewissheit: Das ändert sich am Samstag für die Sportler
Sportminister Dan Kersch (r., gestern bei der Rundführung im Stade de Luxembourg) mahnte vor zu viel Leichtfertigkeit  Foto: Alain Rischard/Editpress

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Aufatmen bei vielen Luxemburger Sportlern: Am Samstag endet das Kontaktverbot in sämtlichen Disziplinen. Fußballspiele, Judokämpfe und traditionelles Training – die Chamber hat am Donnerstagmittag den Weg zur Normalität geebnet. Welche Lockerungen das neue Pandemiegesetz für die Sportler vorsieht, und warum am Sonntag bereits alles anders aussehen könnte, dazu bezog Sportminister Dan Kersch Stellung. 

„Der Druck war groß“: Auf Sportminister Dan Kersch prasselten während und nach dem Lockdown unzählige Anfragen ein. Die Elitesportler und deren Umfeld verlangten Trainingsmöglichkeiten – und beriefen sich dabei auf bessere Bedingungen für die ausländische Konkurrenz. Neben der mühevollen Ausarbeitung von spezifischen Hygienekonzepten durch die Verbände wurden später die Vereine in der Notsituation kreativ. So trugen mehrere Luxemburger Fußballvereine ihre Testspiele am vergangenen Wochenende in Frankreich oder Belgien aus, um sich auf den anstehenden Europapokal vorzubereiten. 

Mit den Umwegen ist am Samstag – vorerst – Schluss. Das neue Pandemiegesetz räumt sämtliche Kontaktverbote aus dem Weg. „Die juristischen Einschränkungen, die es bislang gab, werden am Samstag aufgehoben. Das bedeutet also, dass theoretisch wieder alles möglich ist. Es heißt aber nicht, dass man tatsächlich auch alles machen sollte …“, schränkt Kersch sogleich mahnend ein. Wieder einmal erinnerte der Politiker an den gesunden Menschenverstand: „Die Sicherheitsvorkehrungen sollten weiterhin beachtet werden. Die Verbände haben sich bei der Ausarbeitung der Hygienekonzepte, die sie an die Vereine weitergegeben haben, sehr viel Mühe gegeben. Ich habe gehört, dass in den Klubs sogar strengere Regeln angewendet worden sind als tatsächlich vorgesehen. Ich gehe also davon aus, dass man Sport, mit gesundem Menschenverstand, betreiben kann. Dazu gehört auch der Kontaktsport.“

Wie beim Einkauf oder dem Restaurantbesuch bleibt die Maskenpflicht in geschlossenen Räumen bestehen, bis sich der Sportler tatsächlich in der Halle befindet. Das Tracing, also die Rückverfolgung der Kontakte, sei in diesem Fall nicht problematisch, bestätigte Kersch. Mit der Aufhebung der Einschränkungen liegt die Verantwortung nun also wieder auf den Schultern der Verbände und Vereine, welche die Risiken selbst einschätzen müssen. 

Sitzplätze

Einfluss hat das Pandemiegesetz auch auf die Zuschauerzahl. Ein konkretes Beispiel wäre das Escher Fußballderby, das am 23. August auf dem Galgenberg stattfindet: Das Auftaktprogramm könnte nach den langen fußballfreien Monaten ein breites Publikum anlocken. Wie viele Zuschauer allerdings ins Stade Emile Mayrisch reingelassen werden, hängt von der Sitzplatz-Kapazität der Spielstätte ab: „Zwischen den Sitzschalen müssen die zwei Meter Distanz gewährleistet sein. Können diese nicht eingehalten werden, gilt weiterhin die Maskenpflicht. Der Organisator hat dafür zu sorgen, dass die Regeln eingehalten werden.“ 

Wie lange diese neugewonnenen Freiheiten allerdings tatsächlich bestehen bleiben, hängt u.a. von den nächsten Infektionsauswertungen ab. Dass Premierminister Xavier Bettel am Sonntag erneut strengere Maßnahmen ankündigt, ist zwar nicht undenkbar, dennoch überwiegt beim Sportminister die Zuversicht: „Der Premier hat am Mittwoch erklärt, dass der Regierungsrat noch nichts Neues entschieden hat. Wir warten auf weitere wissenschaftliche Informationen. Ich gehe weiterhin davon aus, dass es gute Nachrichten geben kann und die Wissenschaftler uns mitteilen, dass es zwar einen Peak gab, nicht aber eine zweite Welle. Sollten wir am Sonntag allerdings schlechte News bekommen, dann müssen wir reagieren.“ 

Denn in Coronazeiten können innerhalb weniger Stunden neue Tendenzen gelten: „Was wir heute (gestern) entscheiden, geschah aufgrund der Zahlen vor zwei Wochen. Wir als Regierung sind überzeugt davon, dass wir uns die nötigen Mittel geben müssen, um schnell reagieren zu können.“ Kersch betonte auch, dass nicht am neuen Gesetz gefeilt werden wird: „Wenn wir in der Logik der schlechten Covid-Zahlen eingreifen müssen, dann wird es über einen neuen Gesetzesvorschlag laufen und nicht über Anpassungen eines bestehenden Gesetzes.“

Der Sportminister appellierte in diesem Zusammenhang bereits im Vorfeld an den Solidaritätsgedanken aller Betroffenen: „Der Sport ist nicht vom Rest der Gesellschaft losgelöst anzusehen. Ich verstehe die tausenden Sportler, die froh waren, wieder normal trainieren zu können. Ich verstehe aber auch alle, die sich um die Gesamtentwicklung im Land sorgen. Wenn sich die Zahlen weiter so entwickeln und sich einzelne Länder entscheiden, die Landesgrenzen zu schließen oder die Kontrollen zu verstärken, dann hat das ganz große Auswirkungen auf Luxemburg und die Wirtschaft.“ 

Nations League ohne Zuschauer?

Werden die anstehenden Nations-League-Begegnungen der FLF-Nationalmannschaft zwischen September und November vor leeren Rängen im Stade Josy Barthel ausgetragen? Eine Möglichkeit, die FLF-Präsident Paul Philipp gestern nicht ausschloss: „Eine Garantie haben wir nicht. Es weiß niemand, wie es bis dahin aussieht. Vor einer Woche hatte beispielsweise noch niemand damit gerechnet, dass heute wieder so viele Zweifel aufkommen würden.“ Der nationale Fußballverband hat aus diesen Gründen noch keinen Vorverkauf gestartet und wartet auf Ansagen des europäischen Verbands. „Die UEFA hat sich dazu noch nicht geäußert. Deren Priorität ist jetzt erst einmal, die Champions League abzuschließen. Es kann sein, dass sie uns eine Zahl, beispielsweise 1.000, vorgeben.“ Doch auch die erste Reise nach Baku gestaltet sich aufgrund der Pandemie äußerst kompliziert. „Wir können absolut nichts planen“, fasste das Verbandsoberhaupt zusammen. 

Zwei Unterschriften

Sportminister Dan Kersch und FLF-Präsident Paul Philipp haben im neuen „Stade de Luxembourg“ zwei Verträge unterzeichnet. Einerseits wird das Sportministerium den Fußballverband finanziell unterstützen und einen Betrag – der nicht genannt wurde – für administratives Personal übernehmen. Nachdem teilweise die Hälfte der FLF-Angestellten im „chômage partiel“ war, ist vor zwei Wochen wieder Normalität in Monnerich eingekehrt. Die zweite Unterschrift betrifft die Partnerschaft „Luxembourg – Let’s make it happen“.