OlympiaMailand und Peking hoffen auf Winterspiele ohne Corona-Rückschläge

Olympia / Mailand und Peking hoffen auf Winterspiele ohne Corona-Rückschläge
Diese Ringe halten keinen Abstand: Geht demnächst Olympia? Fabio Ferrari/Lapresse.Lapresse/Lapresse via ZUMA Press/dpa

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Italien und China haben einiges gemeinsam: In beiden Ländern werden Olympische Winterspiele vorbereitet. Beide kämpfen gegen Imageschäden der Corona-Krise. In Mailand geben sich die Macher entspannt – in China wird es früher ernst.

Gut eineinhalb Jahre sind es noch bis zu den Olympischen Winterspielen 2022 in Chinas Millionen-Metropole Peking. Norditalien, mit den Hauptorten Mailand und Cortina d’Ampezzo, kann sich noch fünfeinhalb Jahre vorbereiten, bis Skisportler, Rodler und andere Asse dort 2026 ihre Olympia-Medaillen gewinnen wollen. Eines haben beide Regionen gemein: Die Länder wurden von der Corona-Krise besonders heftig getroffen. Ihr Image weist tiefe Schrammen auf. Ein erfolgreich organisiertes Welt-Event könnte da Wunder wirken.

Norditalien erhielt vor einem Jahr – am 24. Juni 2019 – den Zuschlag. „Wir haben die Chance, das beste Gesicht Italiens zu zeigen“, sagte damals Ministerpräsident Giuseppe Conte. Mailand hatte sich gegen Stockholm durchgesetzt. Anders als in manchen weiteren Staaten stand das Land mehrheitlich hinter dem Plan. Selbst anfängliche Gegner der Großveranstaltung, Politiker der in Rom mitregierenden Fünf-Sterne-
Bewegung zum Beispiel, hatten die Euphorie geteilt.

Ab Februar 2020 dann traf der Ausbruch der Lungenkrankheit Covid-19 besonders die Austragungsregionen Venetien und Lombardei. Eigentlich hätte zu dieser Zeit die Planungsphase voll anlaufen sollen. So jedoch konnte eine wichtige Vorstandssitzung der Organisatoren Ende Februar nur als Videokonferenz stattfinden. Kurz danach schickte die Regierung in Rom ganz Italien in einen harten Lockdown. „Unsere Büros waren dicht. Aber rund 30 bis 40 Mitarbeiter haben zu Hause weitergearbeitet“, hieß es auf Anfrage aus dem Nationalen Olympischen Komitee Italiens.

Die meisten Olympia-Sportstätten seien jedoch ohnehin vorhanden. „Kurz vor dem vollen Corona-Ausbruch war die Biathlon-WM im Februar in Antholz ein absolut gelungener Testlauf“, sagte ein Sprecher. In Südtirol sollen die Biathlon-Wettbewerbe 2026 steigen. Und im Februar 2021 stehe schon das nächste Testevent an: die alpine Skiweltmeisterschaft in dem für Skisport legendären Cortina d’Ampezzo. „Das wird alles laufen.“

Mitte April jedenfalls votierte die Abgeordnetenkammer, die größere von zwei Parlamentskammern in Rom, fast einstimmig für ein Olympia-Gesetz. Geld, gesetzliche Grundlagen, bewährte Wintersport-Anlagen – das Fundament existiert.

In Peking dürfte unterdessen der Zeitdruck schon etwas spürbarer sein. Trotz der Corona-Krise laufen dort die Vorbereitungen für 2022 auf Hochtouren. Nachdem China den Ausbruch der Lungenkrankheit, die zuerst in Wuhan aufgeflammt war, weitgehend in den Griff bekommen hatte, gehörten die olympischen Bauprojekte zu den ersten, die wieder gestartet wurden. Und der neue Infektionsherd in Peking zeigte allen, wie unsicher die Lage noch ist.

Die Koordinierungskommission des Internationalen Olympischen Komitees war bei einer Videokonferenz am 9. Juni jedenfalls voll des Lobes gewesen. Der Vorsitzende, Juan Antonio Samaranch junior, sagte, China habe in den vergangenen Monaten unglaubliche Schwierigkeiten zu bewältigen gehabt, aber trotzdem Meilensteine erreicht. Es sei ein Beweis für Chinas Entschlossenheit, „in weniger als zwei Jahren eine perfekte Bühne für die Athleten der Winterspiele zur Verfügung zu stellen“.

Stadien bis Jahresende fertig

Trotz der Pandemie sollen alle Stadien bis Jahresende fertig werden, versprach der Vizepräsident des Organisationskomitees, Pekings Vizebürgermeister Zhang Jiandong. Im Mittelpunkt stehe jetzt die Frage, wie wichtige Ausrüstung und Experten etwa zum Herstellen von künstlichem Schnee und Eis nach China gebracht werden könnten.

Peking ist die erste Stadt, die sowohl Sommerspiele als auch Winterspiele austrägt. Und das, obwohl in der trockener Hauptstadt im Winter kaum Schnee fällt. Die Wettbewerbe sollen in städtischen Stadien sowie weit außerhalb in zwei Zonen in den Hügeln von Zhangjiakou und Yanqing auf Kunstschnee ausgetragen werden. Dafür wurde eine Hochgeschwindigkeitsbahn gebaut. Die Fahrtzeiten werden mit 50 beziehungsweise 20 Minuten angegeben – plus Busfahrten zur Bahn.

Im knapp 200 Kilometer entfernten Zhangjiakou, wo einst die Kamel-Karawanen aus der Mongolei und Russland endeten, wird es Ski Freestyle, Snowboard, Langlauf, Nordische Kombination, Skispringen und Biathlon geben. Die zweite Zone liegt auf halbem Wege in Yanqing, wo Alpin-Ski und Bob, Rodeln und Skeleton stattfinden sollen. Erste Probeläufe mit Skirennen und auf den Bobbahnen mussten wegen des Covid-19-Ausbruchs aber abgesagt werden.

Unterdessen hat ein Touristikverband in den Dolomiten – in der Provinz Belluno, wo auch Cortina d’Ampezzo liegt – die Regierung in Peking angezeigt: wegen zu später Information über die Coronavirus-Pandemie Ende 2019 an die Weltgesundheitsorganisation WHO. Deshalb sei der Flugverkehr nicht ausreichend kontrolliert worden.

Nachdem das Virus in Italien entdeckt wurde, hätten die Dolomiten einen Teil ihrer Wintersport-Einnahmen verloren. Künftige Großveranstaltungen könnten betroffen sein. Wie die Nachrichtenagentur ANSA schrieb, setzte das Gericht in Belluno für den 21. Dezember 2020 eine Anhörung an. (dpa)