LeichtathletikLyles und Jackson mit 200-Meter-Show: „Als wäre man ein Rockstar“

Leichtathletik / Lyles und Jackson mit 200-Meter-Show: „Als wäre man ein Rockstar“
Shericka Jackson verpasste den 200-Meter-Weltrekord nur knapp Foto: AFP/Carmen Mandato

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Fabelzeiten: Shericka Jackson fehlte nicht viel zum 200-Meter-Weltrekord von Florence Griffith-Joyner, auch Noah Lyles lieferte ein Spektakel.

Noah Lyles riss sich das Trikot vom Leib, er hämmerte mit der Hand auf die Bahn und reckte triumphierend die Faust in den Himmel. „Es ist, als wäre man ein Rockstar“, sagte Lyles nach seiner spektakulären 200-Meter-Show, die auch die Sprintlegenden Tommie Smith und John Carlos auf der Tribüne staunen ließ.

Bei den Frauen kratzte die Jamaikanerin Shericka Jackson sogar am Weltrekord der sagenumwobenen Florence-Griffith Joyner.

„Ich war wirklich in Form für einen Weltrekord, aber ich bin mit dem amerikanischen Rekord zufrieden“, sagte Lyles, der bei der Heim-EM in Eugene in 19,31 Sekunden zur Titelverteidigung gerannt war – und damit eine Hundertstelsekunde schneller war als Michael Johnson 1996 in Atlanta. „Ich wollte unbedingt gewinnen“, sagte Lyles und die Fans brüllten: „USA, USA, USA.“ Wie über 100 m gingen alle Medaillen an die große Leichtathletik-Nation, Lyles triumphierte vor seinen Landsleuten Kenneth Bednarek (19,77) und Erriyon Knighton (19,80).

Während bislang nur Weltrekordler Usain Bolt (19,19) und sein jamaikanischer Landsmann Yohan Blake (19,26) jemals schneller waren als Lyles, stürmte Jackson auf Rang zwei der ewigen Weltbestenliste. Die 28-Jährige trommelte die halbe Stadionrunde in 21,45 Sekunden entlang – nur elf Hundertstel fehlten ihr zur „Flo-Jo“-Bestmarke aus dem Jahr 1988. Nur zehn Jahre nach ihrem Fabellauf war Griffith-Joyner verstorben.

„Ich habe mich großartig gefühlt“, sagte Jackson, die ihr erstes großes Gold gewann: „Die schnellste Frau der Welt, der nationale Rekord und der Meisterschaftsrekord, ich kann mich nicht beklagen.“

Wie Jackson genoss auch Lyles seinen großen Moment – und das vor den Augen von Carlos und Smith, seit ihrem Black-Power-Protest bei den Olympischen Spielen 1968 gegen Rassendiskriminierung und für Bürgerrechte absolute Legenden. Auch Lyles reckte vor einem Rennen schon die Faust in einem schwarzen Handschuh in den Himmel, engagiert sich für die Rechte von Schwarzen in den USA und scheut sich nicht, öffentlich über seine Dämonen zu reden.

Es sei ein „außergewöhnlicher Tag“ gewesen, sagte Lyles, der nicht erst seit der Corona-Pandemie mit Depressionen zu kämpfen hat: „Ich habe gezeigt, dass ich in einen Sturm aus düsteren Gedanken geraten und wieder herauskommen kann.“ Auf diesen 200 m von Eugene hat dann einfach alles gepasst. „So viel Spaß hatte ich noch nie bei einem Leichtathletik-Wettkampf“, sagte Lyles.