Abseits der FelderJames kontert „politischen Berater“ Ibrahimovic: „Werde niemals meinen Mund halten“

Abseits der Felder / James kontert „politischen Berater“ Ibrahimovic: „Werde niemals meinen Mund halten“
LeBron James ist für seine politischen Aussagen bekannt Foto: Harry How/AFP

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Zlatan Ibrahimovic hat zu einem Rundumschlag gegen politisch aktive Sportler ausgeholt. Doch als Ziel seiner Kritik hat er sich den Falschen herausgepickt: LeBron James. Die Retourkutsche folgte prompt.

Auf die gut gemeinten Ratschläge von Zlatan Ibrahimovic hätte LeBron James gut verzichten können. „Ich werde niemals meinen Mund halten bei Dingen, die falsch sind“, sagte das Basketballidol des NBA-Champions Los Angeles Lakers und konterte den Angriff des schwedischen Starkickers ganz kühl. Ungerechtigkeiten akzeptieren? Klein beigeben? Schweigen? Für James absolut indiskutabel.

Natürlich hatte sich Ibrahimovic das Ziel ganz bewusst rausgepickt, um mal seine Sicht der Dinge darzustellen und Kritik zu üben. „Mach, worin du gut bist. Bleib dabei“, sagte der Stürmer des AC Mailand in einem UEFA-Interview für Discovery+ in Schweden. Er wusste, dass der Pieks sitzen würde, denn er polarisiert gern, und James ist nicht nur das Gesicht der Profiliga NBA – er ist das Gesicht der Sportlerproteste in den USA.

Er bewundere James für das, was er auf dem Spielfeld mache, sagte Ibrahimovic. „Er ist phänomenal, aber ich mag es nicht, wenn Leute einen bestimmten Status haben und dann losgehen und Politik machen“, meinte der 39-Jährige mit dem großen Ego, „ich spiele Fußball, weil ich der Beste dort bin. Ich mache keine Politik. Wenn ich das wollte, würde ich in die Politik gehen.“

„Zlatan ist ein bisschen anders“

Eine (ziemlich plumpe) Steilvorlage, die James zu nutzen wusste. „Ich spreche von einem gebildeten Standpunkt aus. Ich bin der falsche Typ, um angegriffen zu werden, denn ich mache meine Hausaufgaben“, sagte der viermalige NBA-Champion. Er predige unter anderem über „Ungleichheit, soziale Ungerechtigkeit, Rassismus und systematische Unterdrückung von Wählern“.

Dass er gut informiert ist, unterstrich er auch. Ibrahimovic sei schließlich „derselbe Typ, der gesagt hat, dass er in Schweden Rassismus auf dem Platz gespürt hätte, weil sein Nachname kein typischer Nachname war.“ 2018 war von Ibrahimovic in diesem Zusammenhang zu hören gewesen, er heiße halt „nicht Andersson oder Svensson“.

Sein deutscher Teamkollege Dennis Schröder sprang James zur Seite. „Jeder Athlet kann seine Plattform nutzen und versuchen, Veränderungen in dieser Welt herbeizuführen“, sagte der Nationalspieler. Die Kommentare aus Italien konnten ihn nicht überraschen. „Zlatan ist ein bisschen anders. Einzigartiger Spieler, einzigartiger Charakter.“

James ist Attacken gewohnt 

James kennt solche Attacken schon, sie prallen an ihm ab. So wie der Kommentar von Fox-Nachrichtensprecherin Laura Ingraham, die ihm vor Jahren „Shut Up And Dribble“ zugerufen hatte. Also, frei übersetzt, Klappe halten, Ballspielen. „Auf keinen Fall würde ich mich nur auf Sport beschränken. Ich weiß, welche Kraft meine Stimme hat“, betonte James nach dem Spiel gegen Portland (102:93).

Mit seiner Meinung zum politischen Engagement von Sportlern dürfte Ibrahimovic ziemlich alleine dastehen. Zunehmend thematisieren Athletinnen und Athleten Missstände. Wie James, der auch in der Black-Lives-Matter-Bewegung aktiv ist. Dazu wehrte er sich regelmäßig gegen den früheren US-Präsidenten Donald Trump.

Ibrahimovic ist jüngst erneut Opfer einer rassistischen Beleidigung geworden. Beim Europa-League-Spiel der Mailänder bei Roter Stern Belgrad war er laut Fernsehaufnahmen mehrmals als „stinkender Balija“ beleidigt worden. Es ist ein Schimpfwort, das von serbischen Nationalisten für bosnische Muslime verwendet wird. Ibrahimovics Vater stammt aus Bosnien. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) hat Ermittlungen eingeleitet. (SID)