BasketballIvan Delgado und der Wunsch einer Profikarriere

Es ist ein ganz anderes Bild als noch vor zwölf Monaten: Mit drei Siegen – gegen Bartringen, Contern und den Racing – ist der Doublesieger aus dem Jahr 2019, die Etzella Ettelbrück, in die Saison 2020/21 gestartet und untermauert früh seine Favoritenrolle. Nichts ist mehr von der Verunsicherung zu sehen, mit der die Spieler im vergangenen September zu kämpfen hatten, als sie die ersten beiden Begegnungen verloren und lange mit der Besetzung der beiden Profi-Posten haderte.

Mit dem US-Amerikaner Henry Pwono, der bereits Erfahrung in Finnland, Italien, Australien und der deutschen Bundesliga mitbringt, ist der Etzella dieses Mal ein wahrer Glücksgriff gelungen. Der 29-Jährige, der kongolesische Wurzeln hat, erzielte bisher durchschnittlich 33 Punkte pro Partie und lässt seine Mitspieler auch durch etliche Assists immer wieder gut aussehen. Einer, der von Pwono einiges lernen möchte, ist Ivan Delgado, der sich in der neuen Saison in einer ganz anderen Rolle wiederfindet. 

Der 21-Jährige hat zu Beginn des Jahres die Grundausbildung bei der Armee absolviert und geht nun in seine erste Saison als Sportsoldat. Für Ivan Delgado sieht der Alltag nun plötzlich komplett anders aus, denn aktuell trainiert er nicht mehr nur abends mit der gesamten Mannschaft, sondern macht sich gleich mehrmals pro Tag auf den Weg in die Ettelbrücker Sporthalle: „Bei mir stehen zwei bis drei Trainingseinheiten pro Tag auf dem Programm, das gefällt mir wirlich sehr gut“, erklärt er. Neben einem eigenen „Work-out-Programm“ trainiert der 1,98 Meter große Spieler nun vor allem mit den beiden US-Spielern, zu denen in dieser Saison neben Pwono auch der 27-jährige Austin Burgett zählt. Und wer Etzella-Coach Kresimir Basic kennt, der weiß, dass diese Trainingseinheiten alles andere als ein Zuckerschlecken sind: „Das ist wirklich intensiv, vor allem am Anfang war es nicht einfach, da die Pause nach dem Saisonabbruch echt lang war“, lacht der 21-Jährige.

Das Ziel von Ivan Delgado ist ganz klar, er will im kommenden Jahr einen Profivertrag ergattern und somit in der nächsten Saison wie seine Nationalmannschaftskollegen Alex Laurent, Thomas Grün und Ben Kovac im Ausland auf Korbjagd gehen. Dass es nicht wie bei Ben Kovac – der mit Delgado zusammen die Grundausbildung absolvierte und inzwischen in den Niederlanden bei den Den Helder Suns unter Vertrag steht – schon in diesem Jahr zu einer Profikarriere im Ausland reichte, ist für den Ettelbrücker Spieler nicht nur auf den frühen Saisonabbruch und Corona zurückzuführen. Denn anstatt im März wieder richtig aufs Basketballparkett zurückzukehren, half er erst einmal beim Aufbau von Zelten für die Behandlung während der Corona-Pandemie: „Das war wirklich eine interessante Erfahrung. Hinsichtlich des Basketballs stand sowieso erst einmal der Plan, noch ein Jahr in Luxemburg zu bleiben, mich voll und ganz auf Basketball zu konzentrieren und mich zu verbessern“, meint der 21-Jährige.

Und so sieht das jüngste Delgado-Mitglied im aktuellen Herrenkader seine Rolle im Team in diesem Jahr auch etwas anders: „Ich versuche, Sticky (Aufbauspieler Philippe Gutenkauf, d.Red.) zu helfen, den Ball auch mal hochzubringen oder versuche, öfters freie Würfe zu nehmen.“ Gegen den Racing am Sonntag gelangen ihm so etwa 13 Punkte, zwei Tage vorher gegen Contern kam Ivan Delgado auf sieben Assists und zu Beginn der Saison in Bartringen auf sechs Rebounds. Auch mehr Verantwortung würde Ivan Delgado in den kommenden Monaten gerne übernehmen: „Im Moment ist dies noch nicht so der Fall, doch ich hoffe, dass ich mich in dieser Saison so weiterentwickele, dass ich dies auch beweisen kann. Die Saison ist ja noch lang.“

Dass Ivan Delgado das Potenzial besitzt, bestätigt Trainer Kresimir Basic: „Dass er aufgrund der Armee nun mehr Zeit hat, sich auf den Basketball zu fokussieren, wird ihm auf jeden Fall helfen. Fortschritte sind bereits zu sehen. Ich würde mir mehr Spieler wünschen, die dies könnten.“ Wo sich der 21-Jährige noch verbessern muss, weiß der kroatische Meistercoach ganz genau: „Ivan ist in Sachen Basketball ein sogenannter ’late bloomer’, vor allem im taktischen Bereich muss er noch dazulernen. Wichtig wird es jedoch sein, sich zu fokussieren, hart zu arbeiten und Geduld zu haben.“ Dass der Weg ins Ausland kein einfacher ist, betont Basic ebenfalls: „Es ist toll, zu träumen, doch man darf sich nicht darin verlieren. Man muss sich bewusst sein, dass die Konkurrenz aus Nordamerika groß ist und niemand auf einen Spieler aus Luxemburg wartet. Man muss bereit sein, alles zu geben, einfach 30 Prozent mehr als andere Spieler.“

Dass der 21-Jährige, der es in der Saison 2017/18 von anfänglich null Spielminuten bis in die Starting Five schaffte, durchaus ehrgeizig sein kann, zeigt er nicht zuletzt, als er auf die Saisonziele der Etzella in diesem Jahr angesprochen wird: „Wir haben die ersten drei Spiele gewonnen, das bringt vielleicht etwas Ruhe rein, doch man darf nicht vergessen, dass wir vorletzte Saison überhaupt nur zwei Partien verloren haben. Hier wollen wir unbedingt wieder dran anknüpfen.“ Und so will man sich im Ettelbrücker Lager auch am heutigen Samstag nicht von den Musel Pikes überraschen lassen: „In den letzten Jahren haben wir uns gerade gegen sie oft sehr schwergetan. Sie hatten wegen ihres verletzten Amis einen schweren Saisonstart, doch die Luxemburger sind stark und sollten nicht unterschätzt werden.“

Und so will Ivan Delgado seinen Teil in einem starken Etzella-Kollektiv dazu beisteuern und zeigen, dass er bereit ist, in dieser Saison mehr Verantwortung auf dem Parkett zu übernehmen und der Traum von einem Profivertrag nicht nur ein Traum bleibt.