„Eine große Last ist weg“Interview mit Vera Hoffmann nach ihrem Hallen-Landesrekord über 1.500 Meter

„Eine große Last ist weg“ / Interview mit Vera Hoffmann nach ihrem Hallen-Landesrekord über 1.500 Meter
Die Konkurrenz in der Coque war groß: So startete Vera Hoffmann neben der ehemaligen Europameisterin (2016, 2018) Gesa Felicitas Krause (D) Foto: Gerry Schmit

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Vera Hoffmann war mit großen Ambitionen beim heimischen Meeting an den Start gegangen – und hat sich gleich doppelt belohnt. Neben einem neuen Landesrekord unterbot sie ebenfalls die Norm für die Europameisterschaft in Torun Anfang März. Besonders erfreulich: Auch ihr Freund Bob Bertemes wird sie nach Polen begleiten können. 

Als Vera Hoffmann am Samstag zum zweiten Mal in der Arena der Coque erschien, hatte sie ihr EM-Ticket bereits in der Tasche – aber ganz andere Gedanken. Sie kümmerte sich nämlich zuerst um ihren Freund Bob Bertemes, der total erschöpft zu Boden ging und sein Glück gleichzeitig kaum fassen konnte – denn auch er hatte über 1.500 Meter die Norm für Torun (POL) in der Coque geschafft. „Er war selbst etwas überrascht“, lachte die Celtic-Athletin. „Für ihn ist es das erste Mal, dass er sich für die Senioren-EM qualifiziert.“

Obschon es bei dem Männer-Rennen ein Loch gegeben hat, kämpfte sich Bertemes mit den letzten Kraftreserven ins Ziel. Er unterbot die Norm (3:45.00 Min.) um über eine Sekunde (3:43.89). Dass seine Freundin ein paar Minuten zuvor den Landesrekord unterboten hatte und damit auch die EM-Qualifikation in der Tasche hatte, konnte Bertemes zu diesem Moment noch nicht wissen. Dementsprechend groß war die Freude, als beide ihre Zeiten auf dem Bildschirm ablesen konnten.

Die 24-jährige Mittelstreckenläuferin musste ihrerseits eine Zeit von 4:17 Minuten knacken. Als Sechste des Laufs erreichte sie das Ziel nach 4:14,86 Minuten. Sie stellte damit den Landesrekord von Charline Mathias aus dem Jahre 2018 ein. „Ich hatte die Zeit immer wieder im Blick und war mir bewusst, dass ich es schaffen würde“, sagte Hoffmann. Die Konkurrenz war groß und die COSL-Athletin noch in der Lage, das scharfe Tempo in der letzten Runde mitzugehen.  

Eine kleine Feier

Eine große Party gab es nach diesem Doppelerfolg zu Hause in Corona-Zeiten zwar nicht, dennoch ging Hoffmann bei den Interviews in der Coque davon aus, dass so ein Tag doch „sportleradäquat“ gefeiert werden würde. Besonders, da ihre Planungen der Wintersaison auf das CMCM-Meeting ausgerichtet waren. „Mit dieser Norm ist mir ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Ich hatte viel auf dieses Rennen gesetzt. In meinem Plan waren zwei Rennen vorgesehen, um die Norm zu schaffen.“ Jetzt bleiben nämlich drei Wochen, um das eigentliche Highlight vorzubereiten: „Jetzt, da ich das Ticket in der Tasche habe, kann ich einen guten Trainingsblock vorsehen vor der Europameisterschaft.“

Auf dem Rennen vom Samstag lasse sich auf jeden Fall aufbauen, fügte Hoffmann zufrieden hinzu. „Es ist ein guter Schritt in die richtige Richtung. Bislang ist es mir nie wirklich gelungen, die Leistungen vom Sommer auch in der Halle zu bestätigen. Ich habe den Landesrekord im Sommer geknackt und deshalb war es wichtig für mich, dass ich jetzt auch hier an diese Zeiten anknüpfen kann.“ Im Juli war sie in Regensburg über 3.000 Meter gestartet. Es war das erste Rennen nach vier Monaten Corona-Pause und es reichte damals gleich für eine Verbesserung des Landesrekords von Danièle Kaber aus dem Jahre 1986 (um immerhin zehn Sekunden). 

Die COSL-Elitesportlerin will sich vor der Reise nach Torun aber nicht zu ,viel Druck machen. Die Ziele sind nicht an Zahlen gebunden, sondern an die Leistung, wie sie erklärte: „Es ist schwierig eine Zeit vorherzusagen. Um vorne dabei zu sein, muss noch eine bessere Zeit rausspringen.“ Das alles, um „nicht nur dabei, sondern konkurrenzfähig zu sein. Und wer weiß, vielleicht reicht es, um dann eine Runde schaffen.“ Mit der großen Portion Selbstvertrauen, das sie am Samstag in der Coque gesammelt hat, steht der Vorbereitung jedenfalls nichts mehr im Wege. 

Bob Bertemes hat seine eigene Bestleistung um fünf Sekunden verbessert
Bob Bertemes hat seine eigene Bestleistung um fünf Sekunden verbessert Foto: Gerry Schmit