SommerspieleIn Japan wächst der Widerstand gegen Olympia 

Sommerspiele / In Japan wächst der Widerstand gegen Olympia 
Der Widerstand gegen die Austragung der Olympischen Spiele wird immer größer Foto: dpa/Damon Coulter

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Die Sportler bereiten sich auf die Olympischen Spiele vor. Doch in Japan stößt das größte Sportfest der Welt auf immer mehr Widerstand. Angesichts der Corona-Pandemie wollen viele Japaner nicht, dass in ihrem Land in diesem Sommer Olympiasieger gekrönt werden.

In Japan werden die Rufe nach einer Absage der Olympischen Spiele in Tokio immer lauter. Der japanische Anwalt und Politiker Kenji Utsunomiya forderte gestern eine Absage der Spiele und überreichte Tokios Gouverneurin Yuriko Koike eine entsprechende Petition mit mehr als 350.000 Unterschriften. Der Schutz des Lebens der Menschen vor dem Coronavirus müsse oberste Priorität haben und nicht die Olympischen Spiele, heißt es darin.

Solche Spiele sollten von allen Menschen begrüßt werden, „aber das ist unter den gegenwärtigen Umständen nicht möglich“. Daher fordere man die Verantwortlichen auf, sie abzusagen, sagte Utsunomiya nach Überreichung seiner Petition. Auch Umfragen zeigen, dass eine Mehrheit der Bevölkerung für eine Absage oder erneute Verschiebung ist. Japans Olympia-Macher und das IOC wollen sie jedoch durchziehen.

IOC weiter zuversichtlich

Sie sei sich bewusst, dass viele Menschen wegen der Corona-Pandemie sehr besorgt über die Ausrichtung der Spiele in weniger als drei Monaten seien, sagte Japans Organisationschefin Seiko Hashimoto. Man nehme die Lage „sehr ernst“. Sie werde daher alles tun, damit alle notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und der aus dem Ausland kommenden Teilnehmer getroffen werden, „damit wir jede einzelne der Sorgen überwinden können“.

Auch das IOC zeigt sich ungebrochen zuversichtlich. Mithilfe der letzten Fassung der sogenannten Playbooks, die im Juni vorgestellt werden sollen, der Unterstützung durch die Weltgesundheitsorganisation und weiteren erfolgreichen Testevents wolle man „dem japanischen Volk das Vertrauen geben, dass diese Spiele auf eine sehr sichere Art und Weise abgehalten werden können“, sagte ein Sprecher.

Seine Forderung habe Utsunomiya auch an das IOC geschickt und er werde die Online-Petition so lange weiterlaufen lassen, bis die Spiele abgesagt seien. Die auf Japanisch, Englisch, Deutsch und Französisch gestaltete Petition war schnell über die sozialen Medien verbreitet worden und erhielt in rasantem Tempo immer mehr Unterschriften, auch von Menschen aus mehr als 130 Ländern, hieß es.

Steigende Infektionszahlen

In Japan haben inzwischen 45 Städte ihre geplante Gastgeberrolle für die Olympischen Spiele und die Paralympics aufgegeben, wie Olympia-Ministerin Tamayo Marukawa gestern bestätigte. 32 dieser Gemeinden seien von ausländischen Delegationen informiert worden, dass sie nicht kommen würden. Bis Ende April hatten sich 528 Gemeinden angemeldet, um Athleten aus 184 Ländern und Regionen willkommen zu heißen. Die japanische Regierung rief die Gemeinden auf, den kulturellen Austausch unter anderem online fortzusetzen.

Angesichts weiter steigender Infektionszahlen weitet Japan derweil den Corona-Notstand nochmals aus. In den Präfekturen Hokkaido, Okyama und Hiroshima müssten bis 31. Mai ebenfalls strengere Restriktionen umgesetzt werden, gab der zuständige Minister Yasutoshi Nishimura gestern bekannt. Die Regierung hatte erst kürzlich den Notstand für Tokio verlängert und auf sechs Regionen ausgeweitet.

Ein Lockdown ist der Notstand in Japan aber nicht: Restaurants und Bars sollen keinen Alkohol ausschenken und schon um 20.00 Uhr schließen, müssen das aber nicht. Die Bürger sind dazu aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Unternehmen sollen Heimarbeit ermöglichen. Große Komplexe wie Kaufhäuser und Kinos sollen entweder geschlossen bleiben oder früher schließen. Größere Veranstaltungen in Kultur und Sport sind zwar inzwischen wieder erlaubt, allerdings mit höchstens 5.000 Zuschauern. (dpa)