FLH-AuswahlHandball-Nationaltorhüter Chris Auger nimmt Abschied von den „Roten Löwen“

FLH-Auswahl / Handball-Nationaltorhüter Chris Auger nimmt Abschied von den „Roten Löwen“
Chris Auger spielte am vergangenen Donnerstag ein letztes Mal für die „Roten Löwen“ vor heimischem Publikum Foto: Fernand Konnen

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Nach elf Jahren ist Schluss. Am Samstag stand Torhüter Chris Auger ein letztes Mal für die Handball-Nationalmannschaft zwischen den Pfosten. Seine Karriere im Trikot der „Roten Löwen“ hat der 38-Jährige mit einem emotionalen Abschied beendet. 

„Es war im Juni 2011 auf den Färöer Inseln. Ich erinnere mich genau. Das tut eigentlich jeder, der damals dabei war. Es war eine furchtbare Reise mit 14 Stunden Verspätung. Das Wetter war sehr schlecht, sodass das Flugzeug nicht starten konnte“, erzählt Chris Auger lachend. Die Rede ist von seinem ersten Spiel mit der Nationalmannschaft. Eine Anekdote, die ihm, wie so viele, bis heute in Erinnerung bleibt. Neue werden nicht hinzukommen, denn der Torwart hat sich dazu entschieden, seine Karriere im Trikot der „Roten Löwen“ nach elf Jahren zu beenden.

Mehr Zeit für die Familie

Am Samstag hütete er ein letztes Mal das Tor der Nationalmannschaft. Mit 14 Paraden gegen Belgien lief er noch einmal zu Höchstform auf. Für einen Sieg zum Abschied reichte es knapp nicht – Augers letztes Spiel für die FLH-Auswahl endete mit einem 27:27-Unentschieden. „Hauptsache keine Niederlage. Das Unentschieden fühlt sich sogar fast wie ein Sieg an, weil wirklich jeder alles, was in ihm steckte, gegeben hatte. Es war ein gutes Ende“, sagt Auger, der während der Begegnung ganz auf sein Spiel konzentriert war und nicht an seinen Abschied dachte. Die Emotionen kamen erst danach hoch.

„Ich bin das Spiel nicht anders angegangen als alle anderen davor. Immer wenn ich das Trikot der Nationalmannschaft trug, habe ich alles gegeben“, so Auger: „Als wir nach dem Spiel in einem Kreis auf dem Platz zusammenstanden und der Trainer gesprochen hat, sind die Emotionen erst hochgekommen. Ich bekam Tränen in die Augen.“

In der Kabine gab Nationaltrainer Nikola Malesevic dann auch seinem Torwart, der am Samstag in der Abwesenheit von Tommy Wirtz als Mannschaftskapitän auflief, das Wort. „Ich habe mich verabschiedet und dem Team alles Gute für die Zukunft gewünscht. Da ist es mir dann erst richtig klar geworden. Es war sehr emotional“, erzählt Auger mit zwei Tagen Abstand: „Während einiger Minuten ging es mir nicht gut. Ich war traurig, dass es nun vorbei ist.“

Die Entscheidung, das Trikot der „Roten Löwen“ künftig nicht mehr überzustreifen, hat sich Auger nicht leicht gemacht, denn der Spaß am Spiel ist immer noch groß. „Für die Nationalmannschaft zu spielen ist mit Stolz verbunden, aber auch zeitaufwändig. Mittlerweile habe ich eine Familie mit zwei kleinen Kindern. Wenn ich unterwegs bin, muss meine Frau sich alleine um sie kümmern. Sie hat mich immer unterstützt und nie davon abgehalten, für die Nationalmannschaft zu spielen. Jetzt ist einfach der Moment gekommen, um aufzuhören“, erzählt Auger. „Ich bin 38 Jahre alt und fühle mich jetzt noch gut. Die nächsten offiziellen Spiele finden aber erst im Januar 2023 statt. Wie meine Form dann sein wird, kann ich jetzt nicht sagen. Ich spürte einfach, dass jetzt der richtige Moment dafür ist.“ 

In seiner Nationalmannschaftskarriere wurde Auger für fast 70 Spiele in den Kader der „Roten Löwen“ berufen. Auf die Frage, welcher Moment ihm in bester Erinnerung bleibt, sagt er: „Die Erfahrung betrachte ich als ein Ganzes. Besonders auf menschlicher Ebene hatte ich immer viel Spaß. Wir haben viel zusammen gelacht, aber auch gut zusammen gespielt.“ Müsste er einen Augenblick auswählen, fällt seine Entscheidung auf die Qualifikationsspiele der letzten Woche.

Zwei Nachfolger

„Eine solche Einstellung, wie sie jetzt in der Mannschaft herrscht, habe ich zuvor noch nie erlebt. Die Jungs haben alles gegeben und mit Stolz gespielt. Es war eine große Freude, mit ihnen zu spielen und zu reisen“, so der 38-Jährige: „Wenn man nur die sportliche Leistung auf dem Platz betrachtet, dann gehört der Sieg gegen die Slowakei (28:27 am 14.1.2018, Anm. d. Red.) auch zu den schönsten Erinnerungen.“

Enttäuscht ist Auger dagegen, dass er sich mit dem FLH-Team nie für die guten Leistungen belohnen konnte. In den entscheidenden Momenten – die Türen für Begegnungen mit stärkeren Qualifikationsgegnern geöffnet hätten – verlor die FLH-Auswahl immer knapp. „Es nervt mich, dass uns dies nie gelungen ist.“

Sorgen um die Zukunft der Nationalmannschaft macht sich Auger aber keine. Die Defensive sei aktuell die beste, die er in seiner Zeit bei den „Roten Löwen“ gesehen habe. Auf seiner Position gebe es mit Mika Herrmann und Scott Meyers ebenfalls zwei starke Torhüter. „Mika ist noch jung, hat aber schon viel internationale Erfahrung. Er ist schon seit sechs, sieben Jahren bei der Nationalmannschaft dabei und gehört zu den besten Torhütern der Meisterschaft. Auch Scott zeigt mit Berchem tolle Leistungen. Ich bin mir sicher, dass die beiden ein solides Paar in der Nationalmannschaft bilden werden.“

In der Meisterschaft wird Auger weiter für die Red Boys spielen – sein Vertrag läuft noch bis Saisonende –, er ist aber nicht abgeneigt, noch ein Jahr dranzuhängen.

Seit 2011 spielte Auger in der Nationalmannschaft, hier hütete er das Tor in der EM-Qualifikation 2013 gegen Zypern
Seit 2011 spielte Auger in der Nationalmannschaft, hier hütete er das Tor in der EM-Qualifikation 2013 gegen Zypern Archivbild: Editpress/Gerry Schmit