Handball: Nationalspielerin Kim Wirtz zieht positive Bilanz

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„Die Schonzeit ist vorbei, nun beginnt der Ernst des Lebens. Wir haben die Damen- Nationalmannschaft für einen europäischen Wettbewerb angemeldet“ – das waren damals die Worte von Verbandspräsident Romain Schockmel. Nun hat diese ernste Phase begonnen.

Von Fernand Schott

Mit zwei Testspielen gegen die USA startete die Luxemburger Damen-Nationalmannschaft am Wochenende in die Vorbereitung auf ihre erste Teilnahme an einem offiziellen EHF-Wettbewerb, nämlich der Vorqualifikation zur EM 2020. Bei dieser Vorqualifikation, die zwischen dem 31. Mai und 2. Juni im griechischen Veria stattfindet, trifft das Luxemburger Team auf Griechenland, Finnland und Israel. Und so konnte man bei diesen beiden Testspielen eine erste Bestandsaufnahme machen. Ein Remis (25:25) und eine knappe Niederlage (29:30) kamen dabei für die Truppe von Trainer Adrian Stot heraus. Die Luxemburgerinnen waren bei beiden Spielen ein ebenbürtiger Gegner und haben der USA alles abverlangt.

Nach der guten Partie am Samstag gab der Trainer Dautaj, Kirtz, Soberano und Frauenberg, die in der Vorsaison noch in der U18-Auswahl gespielt hatten, in Mersch vermehrt Einsatzzeit. Und das wussten diese zu nutzen: Dautaj war mit acht Treffern beste Werferin. Und somit hat die Stot-Truppe bewiesen, dass sie bereit ist für die schweren Aufgaben Ende Mai. Das Tageblatt sprach mit der Nationalspielerin Kim Wirtz, die in den letzten Jahren zu einer Führungspersönlichkeit in der Damenmannschaft wurde, über die beiden Länderspiele und diese für den Damenhandball wichtige EM-Qualifikation. Unsere Gesprächspartnerin stand im zweiten Spiel gegen die USA nur ganz kurz auf dem Platz. Beim ersten Angriff knickte sie um und zog sich eine Verletzung am Sprunggelenk zu, sodass sie für den Rest der Partie ausfiel.

Tageblatt: Hat Ihr Ausfall die knappe Niederlage im zweiten Spiel bewirkt?

Kim Wirtz: Nein, das sicher nicht, denn die junge Lena Kirtz musste nun Verantwortung übernehmen und sie hat ihre Sache ganz hervorragend gemacht. Und so hatte mein Ausfall eigentlich sogar etwas Gutes, denn wir brauchen für die EM-Quali einige junge Spielerinnen, die voll integriert sind.

Im ersten Spiel gab es ja eine recht gute Leistung. Wie verlief dieses zweite Spiel?
Wir hätten gewinnen müssen. Eigentlich war es lange Zeit eine enge Partie. Wir konnten uns aber in der zweiten Halbzeit absetzen und führten nach 45′ sogar mit fünf Toren. Doch die Damen aus den USA gaben nicht auf und kämpften sich zurück. Unsere jungen Spielerinnen hatten lange Zeit alles gegeben, doch in der Schlussphase schwanden ihre Kräfte. Fünf Minuten vor Schluss waren die USA wieder dran. Leider haben wir es nicht geschafft, diesen durchaus möglichen Sieg über die Runden zu bringen, und mussten am Ende sogar eine knappe Niederlage hinnehmen. Trotzdem waren beide Partien für uns enorm wichtig.

Was hat am Samstag gefehlt?

Der Trainer wollte einigen unserer jungen Spielerinnen, die am Freitag nicht zum Einsatz kamen, mehr Einsatzzeit geben. Und sie haben dieses Vertrauen auch voll gerechtfertigt. Sie wollten sich natürlich beweisen, haben super gespielt und auch im richtigen Moment die Würfe genommen. An sich haben sie alles richtig gemacht, nur dass am Ende die Kraft fehlte. Zum Schluss hätte man vielleicht einige erfahrene Spielerinnen wiederbringen können.

Was muss vor der EM-Quali noch verbessert werden?

Es ist im Moment so, dass wir zwei Teams in einer Mannschaft haben. Die „Alten“, also die Erfahrenen, und die Jungen. Der Zusammenhalt fehlt noch ein bisschen und daran müsste noch gearbeitet werden. Wir müssen noch einen besseren Mix finden. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir das noch vor der Qualifikation hinbekommen.

Die Meisterschaft endet am 19. Mai, das Turnier beginnt schon am 31. Mai, reicht diese Zeit zur Vorbereitung?

Also ehrlich, egal wie lange eine Vorbereitung dauert, uns Spielerinnen und dem Trainer reicht das doch nie. Natürlich ist es so, dass bei uns die älteren Spielerinnen aus einer Generation kommen und immer miteinander gespielt haben, genau wie das bei Jüngeren ebenfalls der Fall ist. Dazwischen klafft ein riesiges Loch, das entstand, weil die Damen-Nationalmannschaft über einen längeren Zeitraum auf Eis gelegt wurde. Wir müssen versuchen, dieses Loch zu schließen – und das braucht eben etwas länger. Es bleibt also immer noch etwas zu verbessern. Wir werden die letzten zwei Wochen vor dem Abflug noch einige Trainingseinheiten absolvieren und haben noch das Spiel gegen Belgien. Das muss genügen. Wir haben leider noch ein anderes, typisch luxemburgisches Problem. Vier unserer Spielerinnen, Aline Huremovic, Lena Kirtz, Deja Dautaj und Sharon Dickes, haben in diesem Jahr Abitur und eine Prüfung fällt genau aufs Datum der Qualifikation. Es ist ja so, dass sie eine Prüfung verlegen können; ob sie dieses Risiko eingehen, ist ihnen freigestellt. Ich bin gespannt, wofür sie sich entscheiden.

Wie sehen Sie die Luxemburger Chancen in diesem Turnier?

Wir rechnen eigentlich damit, dass Israel die stärkste Mannschaft in diesem Turnier sein wird. Da müssten wir schon über uns hinauswachsen, um sie zu besiegen. Gegen Griechenland und Finnland sehe ich durchaus eine Möglichkeit, ein positives Resultat zu erzielen. Wir sind uns aber bewusst, dass in allen drei Partien vieles passen muss, um zu gewinnen. Motivation braucht uns keiner einzubläuen. Alle unsere Spielerinnen werden alles geben, um diese Erfahrung positiv zu gestalten. Aber auch um dem Verband die Bestätigung zu geben, dass er alles richtig gemacht hat, als er der Damenmannschaft neues Leben einhauchte.

Und wenn Sie und Ihr Team weiterkommen?

Dann würden wir mit Holland, Spanien und Österreich auf die absolute Weltklasse treffen. Durch die Europapokal-Begegnungen beim HBD weiß ich, dass gegen die Spitzensportlerinnen kein Blumentopf zu gewinnen ist. Trotzdem helfen solche Spiele weiter und sind eine fantastische Erfahrung. Wenn du diese Spielerinnen dann im Fernsehen siehst, kannst du behaupten: „Gegen die habe ich auch schon gespielt“ – und diese Erfahrung will keine Sportlerin missen.

Sind Sie und Ihr Team zufrieden mit Projekt „Stratégie Horizon 2020“, das der Verband für den Damenhandball im Jahr 2016 gestartet hat?

Seit die neue Führungsmannschaft in der FLH im Amt ist, hat sich im Damenhandball vieles zum Positiven verändert. Nicht nur die Nationalmannschaft, die meiner Meinung nach viel zu lange auf Eis lag, wurde reaktiviert. Und man kann heute feststellen, dass durch diese Entscheidung eine neue Dynamik entstanden ist. Ich bin schon lange dabei, doch wenn ich sehe, wie motiviert meine jungen Mitspielerinnen an die Aufgaben herangehen, dann kann es nur bergauf gehen mit unserer Sportart. Der Verband hat außerdem dafür gesorgt, dass wir für die EM-Qualifikation „congé sportif“ bekommen. Somit hat man die Türen aufgemacht für junge Handballerinnen, damit diese die Möglichkeit haben, im „Sportlycée“ aufgenommen zu werden. Dinge, die vor Jahren unmöglich schienen. Und ich bin sicher, die kleine Welt des Damenhandballs weiß das zu würdigen. Der Verband hat vorgelegt und den Damenhandball gefördert. Nun müssten noch die Vereine nachziehen.