HandballEuropameisterschaft der Frauen – Überraschungen, Enttäuschungen und nicht erfüllte Träume

Handball / Europameisterschaft der Frauen – Überraschungen, Enttäuschungen und nicht erfüllte Träume
Norwegens Handballerinnen bejubeln ihren achten EM-Titel Foto: AFP/Jonathan Nackstrand

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Am Sonntag fand das Finale der diesjährigen Europameisterschaft der Frauen statt. Die Rekordsiegerinnen aus Norwegen setzten sich mit 22:20 gegen Titelverteidiger Frankreich durch und bejubelten ihren achten EM-Erfolg. Die Überraschungsmannschaft aus Kroatien landete auf Platz drei. Die Niederlande und Deutschland blieben unterdessen hinter den Erwartungen.

Die Überflieger: Zum achten Mal haben sich Norwegens Handballerinnen bereits zum Europameister gekrönt. In den bisherigen 13 Ausgaben der Frauen-EM hieß der Sieger nur fünfmal nicht Norwegen. Der Rekordchampion blieb bei der diesjährigen Europameisterschaft ungeschlagen und dominierte die Vor- und Hauptrunde ohne Gegner auf Augenhöhe. Erst im Halbfinale mussten die Norwegerinnen ihre erste wahre Herausforderung bewältigen: Gegen Gastgeber Dänemark fiel der 27:24-Erfolg um einiges knapper aus, als dies in den vorigen Runden der Fall war. Im Finale besiegten die Handballerinnen aus dem Norden dann auch Titelverteidiger Frankreich mit 22:20. Bis in die Schlussphase blieb die Partie ausgeglichen, erst in den finalen drei Minuten konnte sich Norwegen mit zwei Toren absetzen und seinen achten Titel bejubeln. Unterdessen kämpften die Französinnen mit den Tränen, ihre Mission Titelverteidigung war kurz vor dem Ziel gescheitert.

Überraschend stark: Zweifelsohne ist Senkrechtstarter Kroatien die größte Überraschungsmannschaft der EM 2020. Die Kroatinnen hatten bisher weder bei einer EM noch bei einer WM eine Medaille gewonnen und reisten demnach auch diesmal ohne allzu hohe Erwartungen zur Europameisterschaft nach Dänemark. Doch die Delegation aus Kroatien machte einigen Gegnern einen Strich durch die Rechnung. Die Vorrunde schlossen die Kroatinnen auf dem ersten Platz der Gruppe C ab und ließen unter anderem die Weltmeisterinnen aus den Niederlanden hinter sich. Im direkten Duell besiegte die Mannschaft von Nenad Sostaric den Weltmeister sogar mit 29:25. Auch die Hauptrunde überstanden die Kroatinnen souverän, sie mussten sich lediglich gegen Norwegen geschlagen geben. Erst im Halbfinale scheiterte die Delegation aus Kroatien an Frankreich. Im späteren Spiel um den dritten Platz besiegte sie allerdings Gastgeber Dänemark mit 25:19 und konnte so die erste Medaille in einem internationalen Wettbewerb feiern. Unterdessen spielten auch Dänemarks Handballerinnen eine starke EM, der Gastgeber verpasste die Bronze-Medaille nur knapp.

Ziele verfehlt: Mit großen Hoffnungen war die deutsche Mannschaft zur Europameisterschaft gereist und wollte nach zwölf Jahren endlich wieder um eine EM-Medaille mitkämpfen. „Wir wollen als Team diese Medaille schaffen“, meinte Spielerin Emily Bölk bereits im Vorfeld. Am Ende blieb die deutsche Mannschaft aber deutlich hinter den Erwartungen und schied bereits in der Hauptrunde aus. Vor allem die 20:23-Niederlage gegen die Überraschungsmannschaft aus Kroatien schmerzte, da diese den Halbfinaleinzug unmöglich machte. Bereits zuvor mussten sich die DHB-Frauen allerdings von einigen Rückschlägen erholen. Das 21:21-Unentschieden gegen Polen in der Vorrunde war einer davon. Gegen die späteren Siegerinnen aus Norwegen kassierten die Deutschen zudem eine 23:42-Klatsche – die höchste Niederlage einer deutschen Mannschaft, die es je in einem Länderspiel gab. „Bei den Großturnieren wird deutlich, wo unsere Grenzen sind. Wir sind noch nicht so weit, wie wir gehofft hatten, und nicht wirklich vorangekommen“, so Deutschlands Trainer Henk Groener. 

Hinter den Erwartungen: Auch die Handballerinnen aus den Niederlanden wurden den Erwartungen nicht gerecht. Im vergangenen Jahr krönte sich Mannschaft von Trainer Emmanuel Mayonnade noch zum Weltmeister. Bei der EM scheiterten die Niederländerinnen genau wie Deutschland bereits in der Hauptrunde. Am Ende musste sich die Oranje-Truppe sogar im Spiel um den fünften Platz auch noch mit 33:27 gegen Russland geschlagen geben und beendete das Turnier an sechster Position. Der amtierende Weltmeister träumte sicherlich von einem besseren Resultat.

Der zweite WM-Finalist vom Vorjahr konnte ebenfalls nicht überzeugen. Spanien musste sich 2019 im Finale der Weltmeisterschaft mit nur einem Tor gegen die Niederlande geschlagen geben. Bei der EM schieden die Spanierinnen bereits in der Hauptrunde aus.

Neben den Niederlanden und Spanien hat auch Russland enttäuscht. Der Olympiasieger konnte sich zwar gegen die Niederlande noch den fünften Platz sichern und hat zuvor auch beim 28:28-Unentschieden gegen Frankreich überzeugt. Gegen Dänemark haben die Russinnen allerdings mit 23:30 verloren und somit etwas überraschend den Einzug in die Finalrunde verspielt.

Nach Quarantäne: Wirtz siegt mit Rimpar Wölfen

Trotz eines dezimierten Kaders und sechs verworfener Siebenmeter gewannen die Rimpar Wölfe mit dem luxemburgischen Nationalspieler Tommy Wirtz ihr letztes Heimspiel des Jahres gegen Eisenach mit 26:23. Ein etwas überraschender Sieg nach der einwöchigen Zwangspause. Nach insgesamt drei Corona-Fällen im Team mussten sich die Wölfe in eine zehntägige häusliche Isolation begeben. Auch deshalb lobte Trainer Klatt seine Mannschaft und beglückwünschte sie für die gute Leistung trotz widriger Umstände. Wirtz war mit vier Toren an dem wichtigen Sieg beteiligt, der den Wölfen den Sprung vom zwölften auf den siebten Tabellenplatz der zweiten Handballbundesliga erlaubte. Mit einem hohen 31:17-Erfolg gegen Bietigheim baute der VfL Gummersbach die Tabellenführung in der zweiten HBL aus. Der Tabellenführer scheint auf dem besten Weg zurück in die erste Bundesliga. Die Mannschaft von Trainer Sigurdsson feierte damit den achten Sieg in Folge. Joé Schuster stand erneut nicht im Aufgebot. (fs)