Direktor des LIHPS: „Ein absoluter Traumjob“

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Am kommenden Freitag, den 1. Juni, wird Alwin de Prins seine Tätigkeit als Direktor des LIHPS („Luxembourg Institute for High Performance in Sports“) aufnehmen. Ein Posten, den noch niemand vor ihm hatte. Das Tageblatt hat sich mit dem 39-jährigen ehemaligen Schwimmer darüber unterhalten, wie sein erster Arbeitstag wohl aussehen wird, was so eine Förderstruktur ihm in seiner aktiven Laufbahn gebracht hätte und wieso der Hochleistungssport überhaupt gefördert werden soll.

Es sind derzeit stressige Tage für den dreifachen Olympioniken (2000, 2004, 2008) Alwin de Prins. Der ehemalige Schwimmer wird am 1. Juni den Posten des LIHPS-Direktors übernehmen. Bis zum 31. Mai arbeitet er noch bei BGL BNP Paribas und wie es sich für einen Sportler gehört, lassen sein Ehrgeiz und seine Disziplin es nicht zu, seinen aktuellen Job nicht bis zum letzten Tag gewissenhaft auszuüben. Am 1. Juni beginnt dann ein komplett neues Kapitel, denn de Prins bekommt die Aufgabe, das LIHPS, also die neue Förderstruktur für den Spitzensport in Luxemburg, aufzubauen.

Tageblatt: Haben Sie bereits eine Idee, wie Ihr erster Arbeitstag aussehen wird? Einarbeiten kann Sie ja niemand.
Alwin de Prins: Das stimmt, aber es ist auch nicht so, dass ich mich am 1. Juni ganz alleine in ein leeres Büro setzen werde und im stillen Kämmerlein mit meiner Arbeit beginne. Das LIHPS hat seine Räumlichkeiten in der „Maison de sports“ in Strassen. Mit Laurent Carnol, der sich vor allem um den Aspekt duale Karriere kümmert, gibt es ja bereits einen Angestellten. Außerdem ist das Nationale Olympische Komitee (COSL) in der „Maison des sports“ angesiedelt, sodass ich nicht auf mich allein gestellt bin.

Eine neue Struktur aufzubauen, geht nicht von heute auf morgen. Wo werden Sie zuerst ansetzen?
Das Konzept, wie das LIHPS funktionieren soll, steht ja bereits. Die ersten Aufgaben werden von struktureller Natur sein. Es geht darum, wie wir das, was wir uns vorgenommen haben, mit der kleinen Anzahl an Angestellten umsetzen können. Dafür müssen wir festlegen, welche Athleten gefördert werden sollen und in welchen Bereichen. Dann müssen wir die Abstimmung mit unseren Partnern, wie zum Beispiel dem „Sportlycée“ oder der Armee, abklären. Das sind alles Bereiche, wo wir relativ schnell vorankommen müssen.

Was hat für Sie persönlich den Ausschlag gegeben, sich für diesen Posten zu bewerben?
Für mich ist ein absoluter Traumjob. Man bekommt nicht oft die Möglichkeit, etwas Neues mit aufzubauen und zu gestalten. Wenn das dann auch noch in einem Bereich ist, der einen das ganze Leben lang begleitet und geprägt hat, dann muss man diese Chance einfach ergreifen.

Auf dem COSL-Kongress 2017 wurde angedeutet, dass das LIHPS-Projekt bereits im Sommer stehen sollte. Dann hat es doch etwas länger gedauert. Mussten Sie es sich auch länger überlegen, ob Sie sich für den Posten bewerben sollten?
Wir haben Ende Januar 2018 das LIHPS im Detail vorgestellt und da lief dann auch der Rekrutierungsprozess an. Es ist nicht so, dass die Entscheidung zu meinen Gunsten bereits von vornherein feststand. Es gab noch andere Kandidaturen, die in Betracht gezogen werden mussten. Die definitive Entscheidung fiel dann im April. Eine Frist von drei Monaten finde ich aber ganz akzeptabel.

Welche Voraussetzungen muss ein LIHPS-Direktor Ihrer Meinung nach mitbringen?
Zum einen ist es eine Arbeit, die Qualitäten im Management fordert, wenn es darum geht, Konzepte auszuarbeiten, Prioritätsstufen festzulegen oder aber Mitarbeiter zu rekrutieren. Das ist ein Bereich, den ich von meiner Arbeit bei der Bank relativ gut kenne. Zum anderen ist es der sportliche Aspekt, der den Ausschlag gegeben hat. Es geht darum, die Gegebenheiten in Luxemburg zu kennen und gut in der Sportwelt vernetzt zu sein. Durch meine eigene Karriere als Schwimmer sowie mein Mandat im Verwaltungsrat des COSL denke ich, dass ich den luxemburgischen Sport relativ gut kenne. Ich war zweimal „Chef de mission“ bei den Spielen der kleinen europäischen Staaten, wo ich sehr eng mit den Verbänden, aber auch den einzelnen Sportlern zu tun gehabt habe. Von den Voraussetzungen her passt es meiner Meinung nach ganz gut.

Im Gegensatz zu den Nachbarländern ist Luxemburg ein kleines Land mit dementsprechend wenigen Hochleistungssportlern. Kann man sich beim Aufbau des LIHPS überhaupt an Beispielen aus dem Ausland inspirieren?
Ich denke schon, dass man sich inspirieren kann und soll. Man muss das Rad ja nicht jedes Mal neu erfinden. „High Performance“- Strukturen sind mittlerweile in den meisten Ländern Standard, auch in kleineren. Ein paar Länder arbeiten da sehr effektiv, wenn man die Zahl der Olympiateilnehmer proportional zur Gesamtbevölkerung betrachtet. Ich denke da an Dänemark oder Neuseeland zum Beispiel. An solchen Modellen können wir uns sicherlich inspirieren, auch wenn man sie nicht eins zu eins übernehmen kann.

Wenn Sie jetzt an Ihre eigene Karriere zurückdenken, was hätte eine Struktur wie die des LIHPS Ihnen gebracht?
Ich denke, eine ganze Menge. Zu meiner Zeit haben wir Athleten uns darum bemüht, im Ausland von solchen Dienstleistungen zu profitieren beziehungsweise hatten einige überhaupt nicht zur Verfügung. Mir persönlich hätte eine solche Struktur vor allem im Bereich Krafttraining und Ernährung sehr viel geholfen. Da war die Konkurrenz damals bereits wesentlich weiter. Um im Bereich der Bio-Mechanik zu arbeiten, sind wir zum Beispiel nach Hamburg oder Estland gereist. Das war ein riesiger Aufwand, um am Ende trotzdem nur Informationen aus zweiter Hand zu erhalten. Die haben sich schon Mühe gegeben, aber ein luxemburgischer Athlet war sicherlich keine Priorität für die.

Luxemburg hat also noch großen Nachholbedarf?
Es hat sich in den letzten Jahren bereits enorm viel getan. Ich hatte zum Beispiel meinen ersten professionellen Trainer mit 18 Jahren, so etwas ist heute eigentlich unvorstellbar. Deshalb habe ich im Jugendbereich auch einiges verpasst.

Bedauern Sie es, dass der Hochleistungssport zu Ihrer Zeit noch nicht so intensiv unterstützt wurde?
Nein, das würde ich nicht sagen. Natürlich stellt man sich die Frage, ob noch mehr drin gewesen wäre, wenn man von der heutigen Unterstützung hätte profitieren können. Auf der anderen Seite denke ich aber, dass die Athleten aus meiner Generation mit ihren Leistungen dazu beigetragen haben, dass die Unterstützung des Hochleistungssports heute so ist, wie sie ist.

In Sportlerkreisen gibt es eigentlich keine zwei Meinungen. Die große Mehrheit ist vom Sinn und Zweck einer Struktur wie des LIHPS überzeugt. Was würden Sie aber den Menschen sagen, die sich schwer damit tun, dass der Spitzensport mit öffentlichen Geldern gefördert wird?
Der Hochleistungssport bringt immer noch viele Leute zum Träumen und er verbindet. Wie zum Beispiel bei den Erfolgen eines Gilles Muller, Bob Jungels oder auch anderer Athleten. Wenn wir dann noch von Nation Branding reden, da hat der Sport ebenfalls eine große Bedeutung. Der Hochleistungssport ist es noch immer, der viele Menschen erst dazu animiert, selbst Sport zu treiben. Zudem darf man nicht vergessen, dass die Erkenntnisse, die wir jetzt durch das LIHPS bei Kaderathleten gewinnen, auch für Breitensportler durchaus interessant sein können. Ob das nun Erkenntnisse trainingswissenschaftlicher, biomechanischer oder medizinischer Natur sind. Auch wenn das LIHPS in erster Linie von den Hochleistungssportlern genutzt wird, kann von dem gewonnenen Know-how auch die breite Öffentlichkeit irgendwann vielleicht profitieren.


So funktioniert das LIHPS

Das „Luxembourg Institute for High Performance in Sports“, kurz LIHPS, soll den luxemburgischen Hochleistungssportlern eine Rundum-Betreuung garantieren.
Trainings- und Sportwissenschaften, medizinische und psychologische Betreuung, Unterstützung im biomechanischen Bereich, Ernährungberatung und vieles mehr sollen dazu beitragen, dass der Athlet ein paar Prozent mehr an Leistung bringen kann und näher an die internationale Spitze herankommt.

Es erfüllt also einen ähnlichen Zweck wie ein Olympiastützpunkt, ist in der Form allerdings eher seltener vorzufinden. „Das LIHPS ist eine Struktur ohne Infrastruktur. Der Sportler kommt zu uns und wir suchen für ihn die optimalen Dienstleister in den verschiedenen Bereichen aus“, erläuterte Alwin de Prins.

Der Staat unterstützt die neue Förderstruktur bis 2021 mit rund 1,65 Millionen Euro. Zudem fließen bis 2021 noch 1,42 Millionen Euro in den „Sports, Spa and Health Club“ der Coque, wo die Sportler eine Vielzahl der Dienste in Anspruch nehmen werden, die das LIHPS ihnen organisiert.


De Prins gibt an Hoffmann ab

Durch seine neue Stelle als LIHPS-Direktor muss Alwin de Prins auch ein paar Mandate im Nationalen Olympischen Komitee abgeben. Der ehemalige Schwimmer bleibt weiterhin Mitglied des Verwaltungsrats, um auch den direkten Austausch zwischen LIHPS und COSL zu fördern. Allerdings hat der 39-Jährige sein Mandat als Präsident des „Bureau technique“ niedergelegt, womit er dann auch aus dem „Bureau exécutif“ ausscheidet. „Wir wollen somit jedem möglichen Interessenkonflikt aus dem Weg gehen“, erklärte De Prins.

Seinen Platz wird Marie-Paule Hoffmann einnehmen. „Marie-Paule war bislang Präsidentin der Sportkommission A und hat auch bereits die Athletenkommission geführt. Es ist also eine absolut logische Entscheidung, dass sie meinen Platz einnehmen wird.“ Ob De Prins in Zukunft noch fürs COSL als „Chef de mission“ bei internationalen Sportevents agieren wird, bleibt abzuwarten. „Der Posten des ‚Chef de mission‘ wird ohnehin vor jeder Veranstaltung im Verwaltungsrat diskutiert. Wir werden sehen, welche Missionen ich in Zukunft noch für das COSL erfüllen kann. Meine Aufmerksamkeit gilt jetzt erst mal dem LIHPS.“