Badminton / Die Luxemburgerin Kim Schmidt lässt Hoffnungen auf Olympia aufkeimen

Kim Schmidt zeigte zuletzt starke Leistungen in Süd- und Mittelamerika
Mit erst 19 Jahren darf sich die luxemburgische Badmintonspielerin Kim Schmidt Hoffnungen auf Olympia 2024 in Paris machen. Zuletzt zeigte sie starke Leistungen Süd- sowie Mittelamerika und hat damit eine neue luxemburgische Bestmarke erzielen können: In der Weltrangliste steht sie aktuell auf Platz 123. So weit oben rangierte bislang noch kein luxemburgischer Badmintonspieler.
Bei den Europaspielen in Krakau (Polen) Ende Juni zeigte Kim Schmidt zum ersten Mal einem breiten Publikum, welches Potenzial in ihr steckt. In Badminton-Kreisen dagegen ist ihr außergewöhnliches Talent schon seit etwa zehn Jahren bekannt. Damals hatte sich der langjährige Cheftrainer Hargiono darum bemüht, die Nachwuchsspielerin aus Junglinster in die Jugendkader zu integrieren. Einige Jahre später machte ihr die Doppelbelastung durch Schule und Sport zu schaffen. Die zwei täglichen Trainingseinheiten ließen sich nur schwer mit den vielen Unterrichtsstunden am Sportlyzeum vereinbaren. Heute gehört sie mit 19 Jahren bereits zur erweiterten europäischen Elite.
Die Entwicklung nahm richtig Fahrt auf, als Schmidt nach der 3e auf die eBac-Ausbildung umstieg und die Schule besser mit dem Sport verbinden konnte. Bei ihren ersten Einsätzen bei den Erwachsenen erbrachte sie sofort gute Leistungen. Ihr bisher bestes Ergebnis erzielte sie in Botswana, wo sie zum ersten Mal das Finale eines internationalen Turniers erreichte, indem sie unter anderem im Viertelfinale Doha Hany, die Nummer eins Afrikas, bezwang. Anschließend schlug sie in der Qualifikation für die Europameisterschaften in Schottland Katerina Tomalova (Tschechische Republik), eine europäische Top-15-Spielerin. Es folgten weitere beachtliche Leistungen, wie ein Viertelfinale in Kasachstan und ein neunter Platz bei den European Games im Mai dieses Jahres.
Mit 19 auf Platz 123 weltweit
„Ich habe vor genau drei Jahren als Nationaltrainer angefangen, damals figurierten außer Robert Mann, der seine Karriere langsam ausklingen ließ, nur Jugendspieler im Nationalteam“, erinnert sich Trainer Alen Roj. „Vom ersten Tag an sah ich viel Potenzial in der Trainingsgruppe, drei oder vier Athleten fielen mir schnell ins Auge. Kim war damals mit ihren 17 Jahren ein Rohdiamant, sie zeigte im Training stets ansprechende Leistungen und setzte sich bei ihren ersten Auftritten bei großen internationalen Turnieren sofort in Szene. Aber wir wussten, dass es ein langer Prozess werden würde. Langsam entwickelte sie ihren eigenen Spielstil und erhöhte zudem ihr Spieltempo deutlich. Das ist angesichts der Spielstärke ihrer heutigen Gegnerinnen unerlässlich.“
Schmidt und Roj kehrten am vergangenen Sonntag von einer erfolgreichen Amerika-Tournee zurück. Derzeit nehmen alle Topspieler der Welt vermehrt an den zahlreichen internationalen Turnieren teil, weil sie eine Olympiaqualifikation anpeilen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Schmidt in Mittelamerika auf harte Konkurrenz traf. Umso bemerkenswerter ist, dass sie bei den vier Turnieren, an denen sie teilgenommen hat, zweimal das Viertel- und zweimal das Achtelfinale erreicht hat. Damit steht sie nun auf Platz 123 der Weltrangliste, was noch keinem Luxemburger vor ihr gelungen ist. Die Bestmarke hielt bisher Robert Mann mit Platz 134 aus dem Jahr 2018. Damals war er bereits über 30 Jahre alt, Schmidt hat mit ihren 19 Jahren ihre Karriere noch vor sich. Roj erklärt: „Nach dem Erfolg bei den Europaspielen habe ich umgeplant und die Turniere in Trinidad & Tobago, Mexiko, Guatemala und Peru integriert. Kims Leistungen dort haben meine Erwartungen teilweise übertroffen. Sie hat beispielsweise Ines Castillo Salazar (Peru, WR 80) geschlagen, die zuvor ein hochdotiertes Challenge-Turnier gewonnen hatte. Kim hat bewiesen, dass sie nun das Niveau hat, um mit vielen Spielerinnen der Top 100 der Welt auf Augenhöhe zu sein.“
Hohes Tempo und Ausdauer
Schmidt selbst ist ebenfalls zufrieden mit dem, was sie bisher erreicht hat, weiß aber, dass noch viel Arbeit vor ihr liegt und der Weg in die Top 100 kein Selbstläufer sein wird. „Mit Hargiono und später mit Frédéric Mawet habe ich viel an meiner Schlagtechnik gearbeitet, sodass ich heute über ein großes Repertoire an Schlägen verfügen“, sagt die junge Sportlerin. „Auch kann ich das hohe Tempo, mit dem bei diesen Turnieren gespielt wird, mitgehen, da ich sehr schnell auf den Beinen bin. Allerdings steigt meine Fehlerquote mit der Geschwindigkeit, mit der meine Gegnerinnen die Bälle zurückschlagen. Daran muss ich noch mehr arbeiten, ebenso wie am taktischen Verständnis. Voraussetzung, um auf hohem Niveau zu bestehen, ist außerdem, dass die körperliche Fitness außergewöhnlich gut ist. Schnelligkeit, Ausdauer und Muskulatur müssen top sein. Ist dies bei mir der Fall, bin ich früh am Ball, kann das Tempo selbst bestimmen, das Netz kontrollieren und so die Gegnerin unter Druck setzen. Im Spiel gegen Salazar hat alles gepasst, diese Leistung möchte ich in naher Zukunft öfter abrufen.“
Erschwerend kommt hinzu, dass Reisemüdigkeit und Jetlag die Leistungsfähigkeit von Spitzensportlern verringern. „Es ist nicht möglich, bei jedem Spiel im fernen Ausland in Topform zu sein. Zudem sind die Bedingungen sehr unterschiedlich. Temperatur und Luftfeuchtigkeit wirken sich auf die Flugeigenschaften der Bälle aus. Da man nicht viel Trainingszeit bekommt, macht man in der Regel beim Auftaktspiel mehr Fehler als sonst. Die zum Teil ungewohnte Ernährung in weit entfernten Ländern stellt einen vor weitere Probleme. Beim vierten Turnier in Peru hatte ich eine Magenverstimmung, sodass mir im Viertelfinale, das über drei Sätze ging, die Kräfte ausgingen“, sagt Schmidt.
Mit der positiven Entwicklung der letzten Wochen setzt das gut harmonierende Team Schmidt/Roj seine „Road to Paris“ fort. Roj ergänzt: „Bis zum Ende des Kalenderjahres stehen noch acht Turniere in Afrika, Asien und Europa an, bei denen wir versuchen müssen, weitere Punkte zu sammeln. Und solange wir eine Chance haben, uns für Paris zu qualifizieren, werden wir dranbleiben. Anfang Mai werden wir wissen, ob es gereicht hat. Aber es gibt keinen Druck, denn Kim ist erst 19 Jahre alt und sie wird eine zweite und dritte Chance bekommen.“
Technischer Direktor Mawet über finanzielle Engpässe
Der technische Direktor Frédéric Mawet steht vor einem Dilemma: Kim Schmidts Erfolgsgeschichte stellt den Verband vor finanzielle Probleme. „Vor zwei Jahren hatten wir die langfristige Planung, Kim für die Olympischen Spiele 2028 zu qualifizieren“, sagt er. „Sie sollte während der aktuellen Qualifikationsphase für Paris häufiger an Turnieren teilnehmen, um Erfahrungen zu sammeln. Nun hat sie uns aber mit erstklassigen Leistungen überrascht. Wir glauben, dass Kim sich mit ihrem derzeitigen Potenzial sogar schon für die nächste Olympiade qualifizieren kann, sie müsste einen Platz unter den besten 33 in der Rangliste des ,Race to Paris‘ erreichen. Kim muss so viele Turniere wie möglich bestreiten und das eine oder andere Mal besser abschneiden als ihre direkten Konkurrentinnen, allesamt Top-100-Spielerinnen. Am Ende werden dann die zehn besten Ergebnisse in die Wertung einfließen. Neben dem rein sportlichen Unterfangen, das im Badminton ohnehin schon schwierig ist, gibt es noch den finanziellen Aspekt. Viele Auslandsturniere sind mit hohen Reisekosten verbunden. Das COSL und das Ministerium sind ausgezeichnete Partner, aber ihre Unterstützung reicht bei weitem nicht aus. Der größte Teil muss von unserem Verband abgedeckt werden. Es wäre schade, wenn wir Kim nur aus finanziellen Gründen nicht qualifizieren könnten. Wir hoffen insbesondere, dass die staatlichen Sportbudgets endlich erhöht werden und damit auch unseres.“
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