Schwimm-Nationaltrainer vor Weihnachten gefeuert„Der Zeitpunkt ist sehr stilvoll gewählt“

Schwimm-Nationaltrainer vor Weihnachten gefeuert / „Der Zeitpunkt ist sehr stilvoll gewählt“
Ingolf Bender störte die Art und Weise, wie er seine Kündigung mitgeteilt bekam Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Diese Weihnachtspost war wohl nicht in Geschenkpapier eingepackt. Vergangene Woche wurde der langjährige Schwimm-Nationaltrainer Ingolf Bender per Brief über seine Kündigung informiert. Anzeichen einer Trennung hatte es für den Deutschen nicht gegeben. Beim Verband hält man sich bedeckt.

Wie das Luxemburger Wort am Dienstag berichtete, bekam Ingolf Bender den Kündigungsbrief an seine deutsche Adresse in Darmstadt zugestellt. „Ich hatte das Schreiben selbst noch nicht in der Hand. Es ist in Französisch und jeder im Verband weiß, dass ich diese Sprache nicht beherrsche. Der Zeitpunkt ist auf jeden Fall sehr stilvoll gewählt … so kurz vor Weihnachten“, sagte der 63-Jährige gestern.

Für Bender kommt die Kündigung nach 15 Jahren als Nationaltrainer sehr überraschend. „Es gab keine Anzeichen, kein Gespräch und bisher auch keine Erklärung“, sagte Bender, der nicht glaubt, dass Unstimmigkeiten mit Athleten zum Rausschmiss geführt haben könnten: „Die Corona-Zeit war für jeden sehr belastend. Dass Akteure, die nur trainieren können und keine Wettkämpfe bestreiten dürfen, etwas die Motivation verlieren, kann man wohl kaum einem Trainer anlasten“, so der Deutsche weiter.

Die Kündigung könnte am 30. Juni 2021 in Kraft treten. Rund drei Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele in Tokio. „Der Zeitpunkt wurde bewusst gewählt. Aber ich kenne den Inhalt des Briefes und den genauen Zeitpunkt meines Abschieds wie gesagt noch nicht“, sagte Bender, der gestern noch am Beckenrand stand und seine Athleten trainierte. Ein Teil dieser Schwimmer hat kein Verständnis für die Entscheidung des Verbandes. 

FLNS-Präsident Marco Stacchiotti war gestern telefonisch nicht zu erreichen. Gegenüber dem Luxemburger Wort wollte er sich nicht zur Kündigung äußern.

Bender kann auf eine lange Erfolgsgeschichte zurückblicken. Seit er vor 15 Jahren beim luxemburgischen Verband als Nationaltrainer anheuerte, qualifizierten sich mindestens immer zwei Schwimmer für die Olympischen Sommerspiele. Auch das Leistungsniveau an der Spitze wurde dichter. Angeführt wurde die Elite in den vergangenen Jahren vor allem durch das Duo Raphäel Stacchiotti und Laurent Carnol sowie Julie Meynen. Zweitgenannter hat seine aktive Karriere beendet, während Stacchiotti vor zwei Jahren die tägliche Zusammenarbeit mit Ingolf Bender beendete und ab diesem Zeitpunkt unter dem Franzosen Christophe Audot trainierte. „Meine Entscheidung liegt bereits drei Jahre zurück und hat nichts damit zu tun, dass der Vertrag mit Ingolf Bender nicht verlängert wurde“, sagte der 28-Jährige gestern. Stacchiotti ist derzeit der einzige Schwimmer, der sich für Tokio 2020 qualifiziert hat.

Als Bender im Oktober 2005 die Nationalmannschaft übernahm, wurde er Nachfolger von Klaus-Jürgen Ohk. Sein Landsmann übernahm damals den Posten des Technischen Direktors. Drei Jahre später trat Ohk aufgrund von anhaltenden Problemen mit dem Ettelbrücker Verein zurück und ist heute Nationaltrainer in Island.

Ein Nachfolger für Bender ist offiziell noch nicht gefunden.

den Tutebatti
30. Dezember 2020 - 16.27

Wenn der Verband versagt, wird der Trainer entlassen. Ein schlechtes Zeichen, zumindest ein Zeichen der Schwäche seitens des FLNS -Präsidenten, dass er sich zu dieser Kündigung nicht äussern will. Stacchiotti hatte wohl noch eine persönliche Rechnung aus seiner aktiven Zeit mit Bender offen. Von moralischer Grösse nicht die Spur.

Erich
26. Dezember 2020 - 11.01

So kann es gehen. Da wurde sich vom Verband wohl in letzter Minute gegen ihn entschieden und dann schnell schnell noch vor der 6 monatigen Kündigungsfrist ein standard Brief auf Französich verfasst. Da hat sich mal wieder keine mit Ruhm bekleckert. Stillos und ohne Größe wird hier wieder mal ein Trainer zu dem degradiert als was er angesehen wird. Als Material, Mittel zum Zweck. Das Herr Stacchiotti sich hier so billig davon macht ist eher als fraglich zu werten und wird mit Sicherheit eine schalen Beigeschmack hinterlassen. Hoffentlich hat er zumindest mit Herrn Bender telefoniert und diesen nicht auch noch so nach Dresden entlassen um zu "feiern". Falls der Verband dann noch etwas an Größe hat dann werden sie helfen - bestens vernetzt sind sie ja - ihm eine neue Arbeitsstelle zu beschaffen.