Nach Olympia-VerschiebungCorona zwingt auch vier Triathleten in die Warteschleife

Nach Olympia-Verschiebung / Corona zwingt auch vier Triathleten in die Warteschleife
Stefan Zachäus (r.) hatte die Olympia-Qualifikation schon in der Tasche, Gregor Payet (l.) glaubt noch an seine Chance  Foto: Le Quotidien/Luis Mangorrinha

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Die Welt steht still, auch die der Triathleten. Die vier Olympia-Kader-Sportler Oliver Gorges, Bob Haller, Gregor Payet und Stefan Zachäus harren der kommenden Dinge und halten sich unterschiedlich fit.

Der letzte große internationale Wettkampf war der Weltcup am 14. März in Mooloolaba, mit einem 21. bzw. 31. Platz für Haller und Payet. Zachäus erreichte in Australien Rang 13 und kletterte damit auf einen Startplatz für die Olympischen Spiele. Der 30-Jährige wähnte sich mit diesem Ergebnis bereits in Tokio. Doch dann kam alles ganz anders. Sämtliche noch ausstehenden Rennen wurden ausgesetzt, das Klassement eingefroren und Olympia um ein Jahr verschoben.

Der Weltverband handelte schnell, legte am 9. April alle Veranstaltungen bis zum 30. Juni auf Eis und unterbreitete dem IOC neue Kriterien für die Olympia-Qualifikation. Eine Antwort steht noch aus – bis dahin müssen sich die Athleten mit vielen Fragezeichen begnügen. So auch das luxemburgische Quartett, das im Gespräch mit dem Tageblatt oft die gleichen Ansichten vertrat.

Beispielsweise bei der Frage, ob der 1. Juli für einen Neustart realistisch ist. „Auf keinen Fall“, glaubt Stefan Zachäus. „Allerhöchstens kleinere, lokale Rennen. Bei Weltcups wären, wie der Name es sagt, Athleten aus der ganzen Welt vertreten und das wird nicht möglich sein.“ „Die Pandemie wird noch in vielen Teilen der Welt verbreitet sein“, meint auch Bob Haller. „Viele Menschen werden nicht reisen dürfen und jenen Athleten gegenüber wäre es nicht fair, Rennen auszutragen.“ Fairplay ist auch das oberste Gebot für Gregor Payet, der es nicht begrüßen würde, in Risikogebiete reisen zu müssen. Oliver Gorges glaubt eher an einen Termin ab Ende August bis in den Winter hinein, wünscht sich aber auch kleinere Wettkämpfe, um Praxis sammeln zu können.

Gesundheit geht vor

Einig waren sich die vier Triathleten auch bei der Frage, ob sie bei einem frühen Neustart Angst um ihre Gesundheit hätten. Die Viererbande sah sich nicht als Risikopatienten. „Aber um meine Mutter würde ich mir Sorgen machen“, schiebt Haller ein. „Sie begleitet mich immer auf Reisen und müsste wohl öfters zu Hause bleiben.“ Gorges will ebenfalls Rücksicht auf seine Familie nehmen: „Auch auf die anderen Sportler. Ich werde nicht gleich in jedes Flugzeug steigen, die Gesundheit geht vor.“ Zachäus sieht sich nicht gefährdeter als sonst: „Ich bin eh das ganze Jahr weltweit unterwegs und damit immer Risiken ausgesetzt.“ Könnte Payet in Europa bleiben, sähe er kein Problem. „Andere Kontinente zu bereisen, sehe ich aber als problematisch“, sagt er. „Ich will niemanden infizieren.“

Für Bob Haller kann die Olympia-Verschiebung zur zweiten Chance werden
Für Bob Haller kann die Olympia-Verschiebung zur zweiten Chance werden Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Bis es so weit ist, halten sich die vier fit, um zum Stichtag in Form zu sein. „Cäsar“ Zachäus genießt dabei den Vorteil, sich in Noosa aufzuhalten und unter der australischen Sonne zu trainieren: „Ich habe das große Glück, in einem schönen Meer schwimmen zu können.“ Die anderen drei haben ihr Trainingslager in heimischen Gefilden aufgeschlagen. Leider entfällt die Möglichkeit des Schwimmtrainings, sodass man auf andere Mittel zurückgreift, zum Beispiel ein Band, um Schwimmen zu simulieren. Um das Risiko auf einen Unfall zu minimieren, wird das Radtraining zum Teil auf die Rollen im Haus oder Garten verlegt.

„Unterbrechung kam nicht ungelegen“

Neben dem Zeitpunkt, wann wieder Rennen ausgetragen werden, steht das größte Fragezeichen hinter der Handhabung der Qualifikation für die Olympischen Spiele. Das bisherige Ende dieses Zeitraums war für den 11. Mai 2020 vorgesehen. Der Corona-Krise fielen aber acht Qualifikationsrennen zum Opfer. Dementsprechend interessant ist es, an welche Olympia-Kriterien die Athleten glauben und welche ihnen entgegenkommen. Stefan Zachäus (Olympia-Ranking 58) hat zwei Szenarien vor Augen: dass man 2021 mit einem Qualifikationsrennen anfängt oder aber nach der Pause dort beginnt, wo man nach Mooloolaba aufgehört hat. „Mir sind alle Entscheidungen recht. Ich stehe aktuell auf einem Startplatz und habe nach hinten noch etwas Luft. Selbst wenn mehr Wettkämpfe ausgetragen werden hätte ich keine Probleme damit, ich könnte mich sogar besser profilieren.“

Gregor Payet (Olympia-Ranking 82) hofft vor allem auf Fairplay und dass alle Athleten noch die Chance bekommen, sich zu qualifizieren. „Der Idealfall wäre, dass man die Saison Ende des Jahres wiederaufnimmt, damit alle wieder auf ihr Level herankommen und die Frist bis 11. Mai 2021 verlängert. Die Unterbrechung kam für mich nicht ungelegen. Nach gutem Saisonstart lief es zuletzt nicht rund. Jetzt kann ich mich neu finden und auch etwas abschalten.“

Bob Haller (Olympia-Ranking 91) hofft vor allem, dass das eingefrorene Klassement nicht als letzte Wertung genommen wird: „Für mich wäre es die zweite Chance, nachdem ich wegen Verletzung etliche Rennen verpasst habe. Ab wann wieder um Punkte gekämpft wird, ist nicht abzusehen, weil eventuell nicht alle Nationen 2020 Sport wieder ermöglichen. Ich hoffe aber, dass man ab September kontinentale Wettkämpfe erlaubt. Ich würde mein Aufbautraining beispielsweise gerne auf eine EM konzentrieren.“ Damit verbliebe dem 26-Jährigen genügend Zeit, sich in Form zu bringen, zumal er nach Mooloolaba lange an einer Erkältung litt und danach Rückenprobleme hatte. Oliver Gorges (ohne Olympia-Ranking) fände es am logischsten, wenn man die ausgefallenen Rennen eins zu eins ersetze, sei es Ende 2020 oder Anfang 2021. „Natürlich kommt auch mir die Pause entgegen. Ich kann weiter an mir arbeiten, um mich dann mit den Besten messen zu können.“

Perspektive für 2024

Der Youngster des Olympia-Kaders glaubt aber nicht daran, dass ihm nachgeholte Quali-Rennen etwas bringen. Gorges sieht seine Perspektive vielmehr für 2024: „Ich arbeite auf Paris hin. Und auf die Olympischen Spiele 2028.“ Zachäus glaubt hingegen fest an einen Start in Tokio: „Zumindest ist es sehr realistisch, ich habe einen Startplatz und bin durchaus in der Lage, diesen zu verteidigen.“ Auch Payet strahlt Zuversicht aus: „Wenn die Rennen nachgeholt werden, darf ich mir berechtigte Hoffnungen machen. Ich habe noch drei Wettkämpfe offen und in diesen Rennen muss ich 250 Punkte sammeln. Das traue ich mir zu.“ Nicht ganz so hoch werden die Aktien von Haller gehandelt: „Es wird schwer, noch das Ticket zu erhaschen, aber ich werde nie aufgeben, daran zu glauben. Bis zum letzten Rennen und zur kleinsten Chance werde ich darum kämpfen.“

Oliver Gorges hat den Blick auf die Olympischen Spiele von Paris im Jahr 2024 gerichtet 
Oliver Gorges hat den Blick auf die Olympischen Spiele von Paris im Jahr 2024 gerichtet  Foto: Le Quotidien/Luis Mangorrinha

Zum Abschluss des Interviews wurde die gute Fee hinzugezogen und das Quartett durfte in der Covid-Krise einen Wunsch äußern. Bei dieser Frage kam es zu den unterschiedlichsten Aussagen. Bob Haller wünschte sich ein beheiztes 25-m-Schwimmbecken im eigenen Garten, Gregor Payet, dass er sich so schnell wie möglich wieder mit Freunden treffen darf. Oliver Gorges äußerte den Wunsch, dass alle Menschen das Virus gesund überstehen und Stefan Zachäus, dass die Menschen aus der Krise ihre Lehren ziehen und die Gesellschaft wieder enger zusammenrückt.