Schach-WMCarlsen geht dank zwei Weißsiegen 5:3 in Führung und legt Grundstein für fünften Titel

Schach-WM / Carlsen geht dank zwei Weißsiegen 5:3 in Führung und legt Grundstein für fünften Titel
Magnus Carlsen ist auf dem besten Weg zur Titelverteidigung Foto: AFP/Giuseppe Cacace

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Im dritten Block des WM-Duells in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) hat Magnus Carlsen (Norwegen) mit zwei gewonnenen Weißpartien den vielleicht entscheidenden Schritt in Richtung Titelverteidigung zur 5:3-Führung gegen Herausforderer Jan Nepomnjaschtschi (Russland) gemacht und zwingt seinen Gegner zu mindestens zwei Siegen aus den sechs restlichen Partien.

Dabei entwickelte sich die sechste Partie am Freitag zu einem wahren Highlight und zog gar Rekorde mit sich. Nach einem ungewöhnlich fehlerhaften Mittelspiel mit Chancen auf beiden Seiten war Carlsen mit seinen zwei weißen Türmen gegen die schwarze Dame immer mehr am Drücker und zwang seinen russischen Widersacher in die Defensive. In der Folge entschied sich der Norweger zum entscheidenden Kniff, als er mit einem vermeintlichen Opfer ein Endspiel mit nur noch Turm, Springer und zwei Bauern gegen die schwarze Dame erzwang. Die theoretische Remis-Stellung stellte sich hierbei als Herkulesaufgabe für Nepomnjaschtschi dar, da beide Spieler mittlerweile bei weniger als fünf Minuten Restbedenkzeit angekommen waren und der 30 Sekunden Bonus pro Zug nur bedingt weiterhalf. Dem Russen gelang es so auch nicht, in „Unterzahl“ die weißen Bauern zu stoppen und so wurde die schwarze Stellung immer kritischer.

Währenddessen wurde der bisherige Rekord in WM-Spielen von 124 Zügen gebrochen. Um 0:15 Uhr Ortszeit gewann der Titelverteidiger nach 7:45 Stunden und 136 Zügen und fügte seinem Gegner eine schmerzhafte Niederlage zu. Carlsen erklärte nach der Partie die ausgenutzte Schwäche seines Gegners: „Jan hat am Ende die Geduld verloren und nicht mehr so fokussiert wie über lange Zeit gespielt.“ Der Russe zeigte sich hingegen als fairer Verlierer: „Das Endspiel sollte Remis sein, aber im Blitzschach ist es immer schwieriger, die richtigen Züge zu finden. Magnus ist ein Topspieler und braucht halt nicht viele Chancen, um Kapital daraus zu schlagen.“ Auf die Nachtschicht angesprochen meinte ein gut aufgelegter Weltmeister hingegen nur: „Natürlich stört das den Tagesablauf. Aber dafür sind wir hier.“

Wie sehr die Marathon-Partie Körner gekostet hatte, merkte man jedoch am Folgetag, als die beiden Kontrahenten schnell abtauschten und sich lediglich über die notwendigen 40 Züge retteten zum friedlichen Remis. Am Sonntag erhielt der bekennende Real-Madrid-Fan Carlsen, welcher nach seinem ersten WM-Titel gar den Anstoß im Santiago Bernabéu ausführen durfte, Extramotivation als Ex-Real-Star Michel Salgado seinen ersten Zug ausführte. Den psychologischen Vorteil sicherte sich der Norweger gleich mit, als der Rechtsverteidiger ihm den ersten Zug e4 dahin stellte und dabei, im Gegensatz zu einigen weniger schachaffinen Starauftritten, seinem „Teamkollegen“ den punktgenauen Assist lieferte und vom üblichen d4 abwich.

Nepomnjaschtschi reagierte bereits in der Eröffnung ungenau und versuchte sich in der Folge mit einer interessanten Zugfolge zu retten. Bereits im 21. Zug unterlief dem Russen jedoch ein grober Schnitzer, den Carlsen ausnutzte und souverän zum zweiten Sieg unterbrachte. Nach der Partie entschuldigte sich der Herausforderer für eine unterirdische Leistung, die nicht mal auf Großmeisterniveau gewesen sei. Aufgeben will der Russe trotz des Spielstandes allerdings noch nicht, da er mit Ausnahme der letzten Partie keinesfalls unterlegen war.