LeichtathletikBereit für die EM in Torun: Bei Grethen und Co. ist der „Kick“ da

Leichtathletik / Bereit für die EM in Torun: Bei Grethen und Co. ist der „Kick“ da
Charel Grethen strotzt nach der erfolgreichen EM-Vorbereitung vor Selbstvertrauen Foto: Gerry Schmit

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Vier FLA-Leichtathleten mit unterschiedlichen Ambitionen: so lässt sich die Ausgangslage vor der Europameisterschaft ab Donnerstag in Torun (Polen) beschreiben. Die größten Hoffnungen liegen auf den Schultern von Läufer Charel Grethen und Kugelstoßer Bob Bertemes. Die Mittelstreckenläufer Vera Hoffmann und Bob Bertemes wollen ihrerseits über sich hinauswachsen.

Seit dem CMCM-Meeting sind über zwei Wochen vergangen, in denen an dem letzten Feinschliff für die Europameisterschaft gearbeitet wurde. Bei Charel Grethen, der in der Coque seinen dritten Landesrekord 2021 über 1.500 Meter aufgestellt hat (3:38.65 Minuten), ging es vor allem darum, die Kraft für den letzten „Kick“ zu sammeln. Mitte Februar hatte er auf diese Weise auch die komplette Konkurrenz in der Luxemburger Halle stehen lassen, als er auf den letzten 300 Metern eine beeindruckende Tempoverschärfung diktierte. „Es gab ein paar spezifische Trainingseinheiten. Ich bin jedenfalls mehr als bereit für den Start, denn die Formkurve zeigte in den zwei Wochen noch einmal nach oben.“

Klingt also, als wäre er mit seiner Vorbereitung vollends zufrieden. Am vergangenen Montag ging es beispielsweise bei seinen Runden darum, die ersten 1.200 Meter im Wettkampfrhythmus durchzulaufen, um danach noch auf 500 bzw. 300 Metern den besagten „Kick“ herauszukitzeln. „Zudem bin ich wirklich froh, nicht alleine trainieren zu müssen.“ Erstmals qualifizierte sich nämlich auch Celtic-Athlet Bob Bertemes für die Hallen-EM. Auf der gleichen Distanz. „Wir haben zwar verschiedene Trainer, aber manchmal absolvieren wir unsere Dauerläufe zusammen. Wenn wir gemeinsam in der Coque trainieren, hilft das definitiv, auf den letzten 100 Metern noch einmal Gas zu geben und sich gegenseitig zu motivieren.“

Ob er diesmal auch seine Landsleute in Torun anfeuern kann, wusste der Olympionike noch nicht: Die strengen Bedingungen werden bei dem Turnier dominieren. Ob und wann er das Hotel verlassen kann, wird er vor Ort erfahren. Am Freitag und am Montag wurde in Luxemburg getestet, beim Betreten des polnischen Flughafens wird heute Abend ein obligatorischer Schnelltest durchgeführt. „Das nimmt man gerne in Kauf, wenn man die Meisterschaften auf diese Weise austragen kann.“ 

Eine Glückssache

Dass die Delegation erst am Tag vor den 1.500-Meter-Vorläufen der Herren anreist, könnte sich als kleiner Nachteil gestalten. Es wird wohl keine Zeit bleiben, sich mit der Laufstrecke anzufreunden. „Jede Halle ist anders, besonders bei den Neigungen oder den Kurven.“ Der 28-Jährige geht eher davon aus, dass der Morgenlauf am Wettkampftag die einzige Vorbereitung vor Ort sein wird. Dennoch ist Grethen überzeugt, dass die unbekannte Piste nicht den größten Einfluss auf seine EM haben wird, sondern das Glück bei der Einteilung der Vorläufe. Es sind 56 Leute gemeldet, von denen sich neun für das Finale qualifizieren werden. „Es wird also sehr hart werden, wenn von vier Serien nur die Sieger und die fünf Zeitschnellsten ihr Finalticket bekommen. Die andere Möglichkeit wäre, dass sich die beiden Ersten und der Nächstschnellste qualifizieren. So oder so hat man mehr Chancen, wenn man in einer schnelleren Serie läuft.“

Aber auch möglicherweise das Pech, gleich neben den Topstars der Branche starten zu müssen. Von den 56 Läufern auf der Meldeliste haben zehn in der laufenden Saison eine schnellere Zeit aufzuweisen als die Luxemburger Nummer eins. Dazu zählen Lokalmatador und Titelverteidiger Marcin Lewandowski, dessen Personal Best bei 3:35.71 Minuten liegt. Auch der Norweger Jakob Ingebrigtsen, der 2019 hinter dem Polen landete, stellte bereits in dieser Saison einen neue Bestleistung auf (3:31.80 Minuten). Dass es bei einer EM aber nicht um Rekorde geht, wurde 2019 auf der gleichen Distanz deutlich: Damals wurde Lewandowski in 3:42,85 Minuten Europameister. Grethen könnte neben einem dieser Favoriten starten müssen, will trotzdem keinen bestimmten Wettkampfplan aufstellen, sondern intuitiv an die Mission Finale herangehen. „Das Ziel, das ich mir gesteckt habe, ist hoch. Aber ich habe Erfahrung und ein gutes Gefühl, wenn es darum geht, mich auf den letzten Metern zu platzieren. Es wird schwer, aber ich habe das Potenzial.“

21 Meter

Eine Einstellung, die er mit Kugelstoß-Ass Bob Bertemes teilen dürfte. Der zukünftige Olympia-Teilnehmer will in Torun 21 Meter stoßen, wie er es bereits in der Coque angekündigt hatte. 2019 hatte er die EM mit 20,70 Metern auf Platz fünf abgeschlossen. Diesmal trifft er auf 15 Konkurrenten aus 12 Nationen. Mit dabei ist erneut Titelverteidiger Michal Haratyk aus dem Gastgeberland Polen, der in diesem Jahr bereits eine 21,83-Meter-Weite aufzuweisen hat. Genau wie bei Grethen wird auch Bertemes auf hochkarätige Konkurrenz treffen. Dazu gehört der Tscheche Tomas Stanek, dessen persönliche Bestleistung bei 22,17 Metern liegt.

Für Vera Hoffmann und den zweiten Bob Bertemes des FLA-Aufgebots geht es darum, sich bei der großen Konkurrenz so teuer wie möglich zu verkaufen. Die beiden Celtic-Läufer hatten sich gemeinsam beim CMCM-Meeting qualifiziert. „Er hat einen großen Sprung nach vorne gemacht“, bestätigte auch Grethen, „das motiviert mich auch selbst.“ So oder so, den „Kick“ werden in Torun alle spüren wollen. 

Der Zeitplan

Am Donnerstag um 20.20 Uhr: Vorläufe der 1.500 Meter (Herren) mit Bob Bertemes und Charel Grethen
Am Freitag ab 11.18: Kugelstoßen mit Bob Bertemes
Am Freitag um 11.50: Vorläufe der 1.500 Meter (Damen) mit Vera Hoffmann
Am Freitag um 20.35: Finale des Kugelstoßens
Am Freitag um 21.35: Finale der 1.500 Meter (Herren)
Am Samstag um 19.50: Finale der 1.500 Meter (Damen)