Paralympics22 Sportarten, 4.400 Athleten: Fragen und Antworten zu den Sommerspielen in Tokio

Paralympics / 22 Sportarten, 4.400 Athleten: Fragen und Antworten zu den Sommerspielen in Tokio
Am Dienstag beginnen die XVI. Paralympischen Spiele in Tokio mit der Eröffnungsfeier Foto: AFP/Joe Toth

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Traditionell finden inzwischen kurz nach den Olympischen die Paralympischen Spiele statt. Doch wie lange gibt es dieses Event inzwischen schon? In welchen Sportarten werden Medaillen vergeben und wie viele Athleten nehmen überhaupt teil? Ein Überblick über die wichtigsten Fragen.

Was steht an?

Am Dienstag werden in Tokio die XVI. Paralympischen Sommerspiele mit einem Jahr Verspätung eröffnet. Japans Hauptstadt ist zum zweiten Mal nach 1964 Gastgeber. Die Veranstaltung dauert bis zum 5. September. Erstmalig wurden „Paralympic Games“ 1960 in Rom ausgetragen. Die Tradition eines Weltsportfestes für Menschen mit Behinderung wurde 1948 im englischen Aylesbury mit den Stoke Mandeville Games begründet.

Sind Fans zugelassen?

Angesichts der explodierenden Corona-Zahlen in Japan werden auch die Paralympics ohne Zuschauer stattfinden. Eine Ausnahme vom Zuschauerausschluss soll es lediglich für einige Schulkinder im Rahmen eines integrativen Erziehungsprogramms geben. Diese dürfen sich Wettkämpfe vor Ort anschauen, sofern ihre Eltern bei den lokalen Schulbehörden den entsprechenden Wunsch hinterlegen.

Wie viele Athleten nehmen teil?

Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) erwartet die Rekordzahl von 4.400 Sportlerinnen und Sportlern aus 160 Ländern. 1960 in Rom waren es 400 Athleten aus 23 Nationen. Dazu werden in Tokio noch rund 12.000 Offizielle und Helfer dabei sein. Das bekannteste Gesicht dürfte der deutsche Weitsprung-Weltrekordler Markus Rehm sein, der von sich selbst nichts anderes als die Goldmedaille erwartet, gerne mit einer besseren Weite als der Olympiasieger. Das wäre nach seinem gescheiterten Antrag auf Teilnahme eine süße, späte Genugtuung. Luxemburg wird durch einen Sportler, den Leichtathleten Tom Habscheid, vertreten. Der 35-Jährige wird am 4. September im Kugelstoßen im Einsatz sein.

Was kommt auf die Sportler zu?

Sie müssen sich wie schon bei den Olympischen Spielen an das strenge Hygiene-Konzept aus dem Playbook halten. Bei einem positiven Test ist eine 14-tägige Quarantäne vorgesehen. Eine besondere Herausforderung stellt wie schon bei Olympia auch das Klima dar mit Temperaturen um die 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit bis zu 80 Prozent.

In wie vielen Sportarten werden Medaillen vergeben?

Es werden in 22 Sportarten Medaillen vergeben. Insgesamt stehen 539 Wettbewerbe an. Die Medaillen wurden wie bei Olympia aus gespendetem Elektroschrott hergestellt.

Was ist neu in Tokio?

Bei den Medaillen wurde erstmals der Rand mit runden Prägungen für Sehbehinderte versehen – eine Vertiefung steht für Gold, zwei für Silber, drei für Bronze. Auf der Vorderseite ist der Schriftzug „Tokyo 2020“ zusätzlich in Braille-Schrift geprägt.

Welche Sportarten gibt es bei den Paralympics?

5er-Blindenfußball, Badminton, Boccia, Bogenschießen, Dressursport, Gewichtheben, Goalball, Judo, Kanu, Leichtathletik, Radsport, Rollstuhlbasketball, Rollstuhlfechten, Rollstuhlrugby, Rollstuhltennis, Rudern, Schwimmen, Sitzvolleyball, Sportschießen, Taekwondo, Tischtennis, Triathlon.

Eines der bekanntesten Gesichter der Paralympics dürfte der deutsche Weitsprung-Weltrekordler Markus Rehm sein 
Eines der bekanntesten Gesichter der Paralympics dürfte der deutsche Weitsprung-Weltrekordler Markus Rehm sein  Foto: dpa/Michael Kappeler

Welche Besonderheiten bieten die Paralympics?

Es gibt in gleichen Disziplinen verschiedene Sieger. Dies liegt an der Einstufung der Athleten, die nach dem Grad ihrer Behinderung klassifiziert werden. Insgesamt gibt es zehn Einstufungen.

Gibt es ein Maskottchen?

„Someity“ ist das Maskottchen der Paralympics 2020. Es ist eine futuristische, pink-weiß-farbene Figur mit Kulleraugen und Superkräften, über deren Design Schulkinder mit abgestimmt hatten. Someitys Name steht für die Kirschblütensorte „someiyoshino“ und das englische „so mighty“ (so mächtig).

Welche Sportstätten sind vorgesehen?

Die Paralympics nutzen größtenteils die Olympia-Sportstätten in der Heritage Zone und der Tokyo Bay Zone. Neu ist nur die Makuhari Messe Halle C, die keine Olympia-Wettkampfstätte war. Dort findet das Goalball-Turnier statt.

Wo kann man die Paralympics im Fernsehen sehen?

ARD und ZDF halten die Rechte. Geplant sind 62 Stunden Übertragung an 13 Tagen im TV. Live-Signale gibt es von 21 Sportarten. Zusätzlich bieten die öffentlich-rechtlichen Anstalten ausgewählte Livestreams, Videos und Infos auf sportschau.de und zdfsport.de an. Nach IPC-Angaben hatten die Spiele 2016 weltweit 4,1 Milliarden Zuschauer verfolgt. (SID/J.Z.)

Erfolgreichste Sportlerin

Schwimmerin Trischa Zorn ist die bislang erfolgreichste Sportlerin bei Paralympics. Die von Geburt an blinde US-Amerikanerin sammelte von 1980 bis 2004 bei sieben Teilnahmen insgesamt 41 Gold-, neun Silber- und fünf Bronzemedaillen, alleine 1988 in Seoul wurde sie zwölfmal Paralympicssiegerin. (SID)

Neue Sportarten

Badminton und Taekwondo stehen in Tokio erstmals im Programm der Paralympics. Während in den beiden Sportarten bereits seit über 20 Jahren olympische Medaillen vergeben werden, mussten die Para-Athleten seit der ersten Austragung der Sommerspiele 1960 in Rom auf ihre Chance warten. Die Segel-Wettbewerbe und die Wettkämpfe im 7er-Fußball sind hingegen aus dem paralympischen Programm gestrichen worden. Dem Segelsport mangele es laut des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) an internationaler Verbreitung, zudem seien grundsätzliche Kriterien nicht erfüllt worden. Segeln war seit 1996 in Atlanta paralympisch. Auch die traditionsreiche Variante 7er-Fußball musste weichen. Die Sportart war seit 1984 im Programm zu finden. (SID)

Vier Corona-Fälle unter den Athleten

Wenige Tage vor dem Start verzeichnen die Paralympics in Tokio die ersten vier Corona-Fälle unter den Athletinnen und Athleten. Namen oder Nationalitäten der Betroffenen wurden nicht genannt. Das Paralympische Dorf war am Dienstag eröffnet worden. Insgesamt meldeten die Organisatoren am Sonntag bislang 138 Infektionsfälle im Zusammenhang mit den Paralympics, die Mehrheit davon bei in Japan lebenden Auftragnehmern und Mitarbeitern der Spiele.

Aufgrund der sich verschlechternden Corona-Lage beschlossen die Organisatoren deshalb noch strengere Schutzmaßnahmen bei Mitarbeitern. Unter anderem wurden nun tägliche Tests (statt alle vier Tage) angeordnet. Dies sei „absolut notwendig“, betonte OK-Chef Toshiro Muto. In den vergangenen Tagen wurden in Japan täglich rund 25.000 Neuinfektionen registriert, mehr als je zuvor. Die Regierung hat den Notstand auf 13 Regionen ausgedehnt und bis zum 12. September verlängert. Die Maßnahme sieht vor, die Öffnungszeiten von Restaurants und Bars weitgehend zu verkürzen und ihnen den Verkauf von Alkohol zu untersagen. (SID)