12. November 2025 - 6.56 Uhr
Akt.: 12. November 2025 - 6.57 Uhr
Basketball„2029 fest im Blick“: Gespräch mit dem neuen Damennationaltrainer Patrick Unger
Tageblatt: Mitte September wurden Sie als Nationaltrainer vorgestellt, am Montag hatten Sie zum ersten Mal überhaupt alle Spielerinnen zusammen. Wie kriegt man es hin, in so kurzer Zeit alle kennenzulernen, vor allem da viele inzwischen im Ausland spielen?
Patrick Unger: Das war natürlich mit viel Arbeit verbunden. Mit den Leuten, die in Luxemburg sind, habe ich mich persönlich getroffen, während ich mich mit denen, die im Ausland leben, online ausgetauscht habe. Ich habe versucht, mir so gut wie möglich einen Überblick zu verschaffen. Alles war sehr kurzfristig und ziemlich hektisch, aber ich glaube, wir haben es insgesamt ganz gut hinbekommen. Perfekt ist es natürlich nie – es hätte vielleicht sogar besser laufen können. Aber wir haben ja hoffentlich noch ein bisschen Zeit und werden im März noch einmal die Gelegenheit haben, uns weiter kennenzulernen und uns besser aufeinander einzuspielen.
Wie stressig waren denn die letzten Wochen?
Im Moment ist es wirklich eine Menge Arbeit. Wie man auch im Training gesehen hat, ist vieles neu für die Spielerinnen. Sie müssen sich erst einmal an uns gewöhnen, an den neuen Coaching-Staff und an die neuen Inhalte, die wir gerade versuchen, zu implementieren. Natürlich wäre eine längere Vorbereitungszeit ideal gewesen, aber das ist bei den anderen Nationen genauso – daran können wir also nichts ändern.
Magaly (Meynadier) kannten Sie noch aus Ihrer Zeit in Marburg. War Sie da jetzt auch eine Hilfe, um ein wenig eine Brücke zwischen Ihnen und dem Team zu sein?
Ich habe mich auf jeden Fall vorher mit ihr ausgetauscht, und das war für mich sehr hilfreich. Zufälligerweise haben wir uns auch in Marburg getroffen, als sie dort ein Vorbereitungsspiel mit ihrem Verein hatte – noch bevor hier alles endgültig feststand. Das hat natürlich geholfen. Außerdem habe ich, auch weil sie unsere Teamkapitänin ist, schon vorher viel mit ihr kommuniziert, unter anderem über die Themen, die uns jetzt hier beschäftigen. Insofern war sie auf jeden Fall eine große Unterstützung.
Magaly meinte, dass in ihrer gesamten Karriere in Deutschland bei keinem Team eine so gute Stimmung herrschte wie zu ihrer Zeit in Marburg. Wenn man Sie beobachtet, bekommt man den Eindruck, dass Sie auch hier großen Wert auf Teamchemie legen …
Die Mädels spielen für Luxemburg, wir arbeiten alle für Luxemburg und da muss man auch mit dem Herzen dabei sein. Ich glaube, das funktioniert nur gemeinsam, nicht alleine. In Marburg hatten wir zusätzlich den Vorteil, dass wir von außen ein paar Spielerinnen rekrutiert haben, die auch vom Charakter her gut ins Team passten. Hier versuche ich ebenfalls, das Team ein Stück weit danach zusammenzustellen, wie die Stimmung ist. Natürlich zählen die Leistungen, aber vor allem spielt der Charakter eine Rolle: Wer bin ich, und was kann ich dem Team geben? Energie und Kommunikation sind mir dabei besonders wichtig.
Wie ist jetzt hier der endgültige Kader zustande gekommen? Natürlich fehlen einige, aber war es Ihnen auch wichtig, Spielerinnen wie etwa Julie Mangen oder Alana Krings eine Chance zu geben?
Ja, klar, es gibt Themen wie College oder Verletzungen, die eine Rolle spielen. Eigentlich hatten wir letzte Woche geplant, die erste Trainingswoche mit 15 Spielerinnen zu absolvieren, aber das hat aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert – sei es Urlaub bei den Jugendlichen oder Verletzungen, die dazwischenkamen. Am Ende waren wir nur zu siebt, und so hat sich der Kader letztlich zusammengestellt. Wir hatten noch einen Platz zu vergeben, und Alana war die ganze Woche über dabei, hat sich gezeigt und angeboten. Es war dann ein klarer Fall, dass sie sich den Platz verdient hat. Hier wird einem nichts geschenkt – man muss sich alles erarbeiten.
Das Nationalteam kommt aus einer Qualifikationskampagne, die für Luxemburg historisch war. Merken Sie, dass die Erwartungshaltung aktuell hoch ist?
Ich weiß, dass die Erwartungen hoch sind. Mitbekommen tue ich das aber nicht wirklich, ich krieg’s eher erzählt. Die Frage stellt sich zwischendurch natürlich immer mal, aber ehrlich gesagt möchte ich mich gar nicht so sehr mit der Vergangenheit beschäftigen – ich war ja nicht dabei. Klar, historisch war da einiges, und ich habe mir das natürlich angeschaut, zum Teil auch, weil ich Magaly in der Zeit betreut habe.
Alles in allem beginnt jetzt aber diese neue Kampagne, ein neuer Zyklus. Es sind neue Spielerinnen, ein neuer Coaching-Staff, und wir haben mit Bosnien und Israel zwei Gegner vor der Brust, die sich ebenfalls verstärkt haben. Beide Teams haben Spielerinnen eingebürgert, die in der WNBA spielen, also sind es nicht dieselben Teams, die wir früher kannten. Sicherlich war es damals auch ein bisschen glücklicher Zufall, ohne die Leistung schmälern zu wollen, dass Bosnien mit einem schwächeren Team angetreten ist.
Wir sind uns bewusst, dass das alles sehr tricky wird und die Erwartungen hoch sind. Gleichzeitig konzentriere ich mich auf das Hier und Jetzt und darauf, das Beste aus diesem Team herauszuholen. Was dabei am Ende herauskommt, kann ich jetzt noch nicht sagen. Die Ansätze sind gut, jetzt müssen wir sehen, ob wir sie auch erfolgreich umsetzen können.
Statt immer über die Spielerinnen zu reden, die nicht dabei sind, lasst uns doch mal über die reden, die hier sind. Ich finde es sehr angenehm, dass man darüber spricht, denn die Gruppe muss sich wirklich nicht verstecken.
Das heißt, eine bestimmte Zielsetzung haben Sie für diese Kampagne erst einmal nicht?
Wir haben bereits einen Vier-Jahres-Plan. Unser Ziel ist klar, wir haben 2029 fest im Blick. Wir nehmen alles, was kommt, mit, aber wir richten uns gezielt darauf aus. Ich bin ein großer Fan davon, eine Vision zu haben, und unsere Vision ist es, 2029 auf jeden Fall dabei zu sein – ohne dabei unnötigen Druck aufzubauen. Dafür brauchen wir aber ein gewisses Commitment: von den Spielerinnen, vom Coaching-Staff und auch vom Office. Wir werden alles daransetzen, dass wir jetzt zunächst an den Basics arbeiten – viel über Verteidigung sprechen, an den grundlegenden Dingen feilen – und darauf im März und dann im Sommer aufbauen. So sollten wir uns über die Zeit kontinuierlich verbessern.
Und was diesen sogenannten Umbruch angeht, von dem alle reden: Ich weiß gar nicht, ob es wirklich ein so großer Umbruch ist, aber es ist auf jeden Fall eine neue Zeit, ein neues Kapitel. Neuer Trainer, neue Ansätze – das ist eine Veränderung, aber nichts, wovor man Angst haben müsste.
Wie sehen Sie das Team, das Sie jetzt für dieses Zeitfenster zur Verfügung haben?
Das ist wirklich spannend, weil wir viele Spielerinnen im Team haben, die so wahrscheinlich noch nicht zusammenspielten und in dieser Konstellation noch nicht viel Erfahrung haben. Gleichzeitig haben wir aber auch Spielerinnen mit sehr viel Erfahrung, wie Maggy oder Anne (Simon), die bereits im Ausland gespielt und viel erlebt haben, sowie Dionne (Madjo), die auf einem sehr hohen Level agiert. Ich habe dem Team vorhin auch schon gesagt: Statt immer über die Spielerinnen zu reden, die nicht dabei sind, lasst uns doch mal über die reden, die hier sind. Ich finde es sehr angenehm, dass man darüber spricht, denn die Gruppe muss sich wirklich nicht verstecken. Natürlich gibt es noch viel Raum für Verbesserungen, aber insgesamt bin ich gespannt, wie sich alles entwickelt.
De Maart



Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können