Olympische Winterspiele100 Tage bis Peking: So stehen die Chancen der Sportler aus Luxemburg

Olympische Winterspiele / 100 Tage bis Peking: So stehen die Chancen der Sportler aus Luxemburg
Das olympische Feuer für die XXIV. Winterspiele in Peking ist bereits in der letzten Woche in China eingetroffen Foto: AFP/Aris Messinis

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In 100 Tagen findet in Peking die Eröffnungsfeier zu den XXIV. Winterspielen (4. bis 20. Februar) statt. Die vier Luxemburger Sportler des COSL-Elitekaders wären gerne in China dabei. Das Tageblatt wirft einen Blick auf ihre Chancen.

Wie auch zu den Sommerspielen wurde die traditionelle Fackel bereits vor neun Tagen im Tempel der Hera im antiken Olympia entzündet. Diese Fackel ist ähnlich designt wie jene von 2008, denn erstmals ist die gleiche Stadt Gastgeber von Winter- und Sommerspielen. Was Aktivisten mit Bannern wie „No Genocide Games“ wegen der Menschenrechtssituation im Tibet und gegenüber den Uiguren kritisierten. Aus Peking wird man jedoch keine Kritik hören, denn mit der Begründung der Pandemie ist eine noch restriktivere „Bubble“ als im Sommer in Tokio für die Athleten, Betreuer und Journalisten geplant und ausländische Zuschauer sind erneut nicht zugelassen.

Nachdem in den Vorkriegszeiten insgesamt acht Luxemburger an Olympischen Winterspielen teilnahmen – 1928 in St. Moritz im Viererbob und 1936 in Garmisch-Partenkirchen mit zwei Zweierbobs sowie Raoul Weckbecker zusätzlich in der alpinen Kombination – wurde es lange ruhig um luxemburgische Wintersportler. Erst Marc Girardelli weckte mit drei Teilnahmen und zwei Silbermedaillen von 1988 bis 1994 das Großherzogtum aus dem Winterschlaf. Mit dem Eiskunstläufer Patrick Schmit 1998, Fleur Maxwell 2006 in der gleichen Disziplin als bisher einzige Sportlerin, Kari Peters 2014 und Matthieu Osch 2018 schafften es in den letzten 80 Jahren immer nur Einzelsportler zu den Spielen. Bei seinen letzten Olympischen Spielen als technischer Direktor des COSL steht Heinz Thews dieses Mal jedoch möglicherweise einer größeren Delegation vor. Denn selbst für die junge Skifahrerin Gwyneth Ten Raa ist bis zum Stichdatum am 16. Januar eine Qualifikation nicht völlig unmöglich. 


Jeff Bauer wäre bei einer möglichen Olympia-Premiere bereits 48 Jahre alt
Jeff Bauer wäre bei einer möglichen Olympia-Premiere bereits 48 Jahre alt Foto: Tageblatt-Archiv

Jeff Bauer (Skeleton)

Viel exotischer als Jeff Bauer kann ein luxemburgischer Wintersportler kaum sein. Die Sportarten mit Schlitten werden von einigen wenigen Nationen dominiert und während die Bobsportler und Rodler wie die Luxemburger von 1928 und 1936 auf dem Allerwertesten die Eisbahn runtergleiten, stürzen sich die Skeletonpiloten seit 2002 bei den Spielen (und davor schon 1928 und 1948) kopfüber in die Eisrinne. Der sportverrückte ehemalige Basketballer der Jugendnationalmannschaft entdeckte seine Leidenschaft für diese Sportart spät, verfolgt seinen olympischen Traum seither aber denkbar konsequent. Da er bereits als Jugendlicher zehn Jahre im Großherzogtum lebte, erhielt Jeff Bauer 2018 die luxemburgische Nationalität und etablierte sich als 31. bei den Weltmeisterschaften 2019 und 2021 als Schnellster aus den „exotischen“ Ländern. Bei seiner Olympiapremiere in Peking wäre er bereits 48, aber mit seinem Einsatz überzeugte Bauer sowohl das COSL als auch den Verband FLSG und trainiert diesen Winter Vollzeit mit dem österreichischen Team. Als 57. der Weltrangliste hätte er letzte Saison knapp das Kriterium der weltweit besten 60 geschafft. Da die Skeletonfahrer 2022 aber fünf Startplätze an ihre Kolleginnen abgeben, muss der ehrgeizige Sportler einen von nur noch 25 Startplätzen für insgesamt 15 Nationen erreichen.


Peter Murphy möchte nach einem Bandscheibenvorfall erst einmal wieder sein altes Niveau erreichen
Peter Murphy möchte nach einem Bandscheibenvorfall erst einmal wieder sein altes Niveau erreichen Archivfoto: Gerry Schmit

Peter Murphy (Shorttrack)

Als bisher einziger Luxemburger hat Peter Murphy eine Goldmedaille von Winterspielen des IOC zu Hause hängen: 2017 gewann der Shorttracker beim olympischen Winterfestival der europäischen Jugend im türkischen Erzurum über 1.500 Meter die Goldmedaille. Mit 17 Jahren startete das Millenniumkind auch bereits bei ersten Weltcuprennen der Senioren und seine damaligen Ziele waren überaus ambitioniert: in Peking mit Medaillenchancen an den Start gehen und überhaupt irgendwann eine olympische Medaille gewinnen. Seit Februar 2020 bis zur EM ein knappes Jahr später konnte er aber bei keinem Wettbewerb starten und klassierte sich hier wie auch sechs Wochen später bei der WM nur auf hinteren Rängen. In seinem letzten Jahr an der Lunex-Universität hat Murphy wieder viel mit der polnischen Nationalmannschaft trainiert, wird aber zur entscheidenden Qualifikationszeit von einem Bandscheibenvorfall ausgebremst. Ohne die Wettbewerbe in Beijing und Nagoya in der zweiten Oktoberhälfte verbleiben nur noch die Rennen im ungarischen Debrecen und niederländischen Dordrecht in der zweiten Novemberhälfte, um auf den unterschiedlichen Distanzen unter die besten 32 bzw. 36 (1.500 m) vorzustoßen. Noch immer möglich, aber schwer, da die besten drei Resultate zählen. Natürlich gebe er sein Bestes, aber erst einmal will Peter Murphy wieder auf sein altes Niveau kommen.


Matthieu Osch hat von den luxemburgischen Wintersportlern die besten Chancen, in Peking an den Start gehen zu können
Matthieu Osch hat von den luxemburgischen Wintersportlern die besten Chancen, in Peking an den Start gehen zu können Archivfoto: AFP/Fabrice Coffrini

Matthieu Osch (Ski alpin)

Es sollte nur eine Formsache sein, dass Matthieu Osch neben dem dreifachen Olympiateilnehmer Girardelli und dem zweifachen Weckbecker (1928 und 1936) die Erfahrung von Olympischen Spielen wiederholen kann. Die Übergangszeit der Pandemie nutzte der junge Athlet für seine Grundausbildung zum Sportsoldaten im Herbst 2020 und einen Umstieg auf Material von Kaestle. Überraschend schnell konnte er bereits wieder bei der WM im Februar 2021 in Cortina d’Ampezo überzeugen: Am Ort der Winterspiele von 2026 fuhr Osch mit fehlerfreien Rennen statt den anvisierten Top 60 auf Platz 31 im Riesenslalom und Rang 28 im Slalom nach vorne. Ende März konnte der gerade einmal 23-Jährige im Slalom dann erstmals seine Punkte knapp unter die 50er-Schwelle drücken, um beim letzten Saisonrennen Ende April eine Karrierebestleistung von 42,88 Punkten zu schaffen. Mit einem Durchschnitt der fünf besten Ergebnisse von 77,99 im Riesenslalom und 54,05 im Slalom liegt er dabei deutlich unter der FIS-Norm. Trotz einiger Rückenprobleme im Sommer trainiert Osch seit dem 18. September bereits wieder fleißig auf den österreichischen Gletschern für die vom COSL geforderte Bestätigung seiner Form. Und um mittelfristig unter die besten 150 (im Slalom aktuell 26 Punkte) für einen Start im Weltcup zu fahren.


Kari Peters wurde in den letzten Jahren immer weider von gesundheitlichen Problemen oder Rennabsagen ausgebremst
Kari Peters wurde in den letzten Jahren immer weider von gesundheitlichen Problemen oder Rennabsagen ausgebremst Foto: Tageblatt-Archiv

Kari Peters (Skilanglauf)

Die Spiele in Peking sind möglicherweise seine letzte Möglichkeit, einer langen, aber nicht immer glückliche Karriere einen krönenden Abschluss zu setzen. 2014 nahm der demnächst 36-Jährige als bisher einziger Langläufer an den Spielen in Sotschi teil, wurde wegen einer Erkältung jedoch nur 79. im Sprint. Seitdem er im Januar 2005 in Innsbruck sein erstes FIS-Rennen gelaufen war, startete Kari Peters bei sechs Weltmeisterschaften und 13 Weltcups. Der mit Abstand dienstälteste Sportsoldat (seit Frühling 2008) hat in den letzten Jahren nach einer vielversprechenden Vorbereitungsphase immer wieder mit Verletzungs- und Erkältungspech, Rennabsagen oder auch Schneemangel an seinem Trainingsstandort Oberstdorf zu kämpfen. Nachdem er die Spiele 2018 unglücklich verpasst hatte, wechselte er vom Sprint auf die 10 und 15 Kilometer. Zwar bestätigte er Anfang 2019 mit vier Rennen zwischen 108 und 128 FIS-Punkten seinen COSL-Elitestatus, startete jedoch in den letzten beiden Wintern auch durch die Wirren der Pandemie bei gerade einmal fünf Rennen; im letzten Winter sogar nur in der Qualifikation zur WM vor der eigenen Haustür mit schwachen 215 Punkten, was aber für die niedrige 300er-Hürde der FIS für die Spiele reicht. Im Olympiajahr zeigt er auf Rollerski mit einem Sieg Mitte August in Serbien und zweimal knapp über 60 Punkten, dass wieder mit ihm zu rechnen ist.

Nomi
27. Oktober 2021 - 14.02

All 10 Johr Olympesch Summer an Wanter Spiller ! Wanter an Summerspiller mat engem Decallage vun 5 Johr ! Weinst dem Klima ass mei' Wanderzirkus net mei' ze vertrie'den !