Deutschland / Wie der Baerbock-Hype die Grünen zum Wahlerfolg bringen kann

Kommt hier Deutschlands nächste Regierungschefin? Annalena Baerbock, Kanzlerkandidatin der Grünen
Die Ausrufung von Annalena Baerbock zur grünen Kanzlerkandidatin hat die Umfragewerte für die Partei weiter beflügelt. Doch wie lange hält der Baerbock-Hype? Ein warnendes Beispiel ist der Aufstieg und Fall des einstigen SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz.
28 Prozent für die Grünen – sechs Prozentpunkte mehr als für die Union. So hat zuletzt das Forsa-Institut die politische Stimmung in Deutschland gemessen. Wer prominente Grüne auf solche Traumwerte anspricht, bekommt allerdings eher nüchterne Reaktionen zu hören. „Keiner geht davon aus, dass die Kurve immer nach oben geht“, heißt es da. Gern wird auch eine Bemerkung des baden-württembergischen Ministerpräsidenten und grünen Erfolgsgaranten Winfried Kretschmann zitiert: „Wir bleiben auf dem Teppich, auch wenn er fliegt“.
Tatsächlich waren die Grünen schon öfter im Höhenflug. Doch am Tag der Bundestagswahl kam es häufig zur Bruchlandung. Auch die SPD kann ein trauriges Lied davon singen. Als ihr damaliger Chef Sigmar Gabriel im Januar 2017 Martin Schulz die Kanzlerkandidatur antrug, standen die Sozialdemokraten bei gut 20 Prozent in den Umfragen. Im März, also nur wenige Wochen später, hatten sie die 30-Prozent-Marke geknackt. Doch danach ging es wieder abwärts. Der grüne Aufstieg verlief zuletzt ähnlich. Mitte Januar sah Forsa die Partei noch bei 19 Prozent. Jetzt sind es neun Prozentpunkte mehr. Doch wie geht die Geschichte nun weiter?
Baerbock dagegen kann nicht mal umfallen, so umringt ist sie von den Unterstützern in ihrer eigenen ParteiPolitikwissenschaftler
Nach Einschätzung der grünen Bundestagsabgeordneten Ekin Deligöz wird sich das Schulz-Szenario bei ihrer Partei nicht wiederholen. „Annalena Baerbock ist einfach ein Kontrast zu den anderen Kandidaten und damit interessant“, erklärt Deligöz. Wichtig sei aber, dass die Partei geschlossen bleibe. „Das ist für uns wahrscheinlich die wichtigste Lehre aus dem damaligen Schulz-Hype“, so Deligöz. Auch der Berliner Politikwissenschaftler Gero Neugebauer sieht keine Anhaltspunkte für einen Baerbock-Absturz. „Schulz war in der SPD eine Verlegenheitslösung, nachdem Gabriel auf die Kanzlerkandidatur verzichtet hatte.“ Auch habe Schulz „kein Programm und kein eingeschworenes Team“ zu seiner Unterstützung gehabt. „Baerbock dagegen kann nicht mal umfallen, so umringt ist sie von den Unterstützern in ihrer eigenen Partei“, merkt Neugebauer an.
Bis zum Wahltag im September sind allerdings noch fünf Monate Zeit. Und wie schnell man ins öffentliche Fettnäpfchen treten kann, hatte kürzlich der grüne Fraktionschef Anton Hofreiter mit streitbaren Bemerkungen über die ökologische Zweifelhaftigkeit von Einfamilienhäusern bewiesen. Vergleichbar polarisierende Äußerungen sind von Baerbock zwar nicht bekannt. Aber noch ist ja auch nicht das grüne Wahlprogramm verabschiedet. In unguter Erinnerung haben Parteistrategen den Wahlkampf 2013, als die Grünen mit einem durchgerechneten Steuerkonzept für sich warben, das vor allem die eigene Wählerschaft zusätzlich belastet hätte. Auf eine solche „Detailschärfe“ werde man diesmal verzichten, heißt es.
„Schwimmen auf der Woge des Zeitgeistes“
Nur im Ungefähren kann Baerbock aber trotzdem nicht bleiben. Geplant ist dem Vernehmen nach, dass sie in den kommenden Wochen zum Beispiel wirtschaftspolitisch verstärkt Akzente setzen wird. In der allgemeinen Wahrnehmung ist dieses Thema kaum mit den Grünen verbunden. Aber es hat zweifellos große Bedeutung, um die „Breite der Gesellschaft“ zu erreichen, wie es Baerbock als Anspruch ihrer Partei formulierte. „Wichtig ist, Vertrauen zu schaffen, dass wir es können“, sagt die Abgeordnete Deligöz. Letztlich gehe es darum, „Vorurteile gegenüber den Grünen abzubauen“.
Für den Politologen Neugebauer liegt die Stärke der Grünen vornehmlich darin, dass sie mit dem Klimaschutz ein Thema besetzen, welches nach der Pandemie wieder stärker an Bedeutung gewinnen werde. „Sie schwimmen auf der Woge des Zeitgeistes und haben eigentlich nur noch den Corona-Schaum über sich.“ Die Union, so Neugebauer, habe „kein vergleichbar mobilisierendes Thema auf der Pfanne“. Jedenfalls noch nicht.
Wie sagte eine Journalistin in einer Talkshow:“Wer als Kanzler/In gewählt werden will,der sollte wissen und nicht erst lernen.“ Es wird wohl kein Weg an Söder vorbeiführen bei den Schwarzen,denn die Nullaura eines Laschet kommt nicht an und der Mann kann ein Auditorium in Sekunden in den Tiefschlaf reden.. Und Frauen wählen weil „Quote“ gerade gefragt ist kann ja auch ins Auge gehen.