Neuseeland im LockdownWegen eines Covid-Falls müssen alle Inselbewohner mindestens drei Tage zu Hause bleiben

Neuseeland im Lockdown / Wegen eines Covid-Falls müssen alle Inselbewohner mindestens drei Tage zu Hause bleiben
Erst vor wenigen Tagen kündigte Premierministerin Jacinda Ardern Pläne an, die neuseeländischen Grenzen für internationale Reisende ab Anfang nächsten Jahres vorsichtig wieder zu öffnen Foto: dpa/Nick Perry

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Neuseeland ist für seine No-Covid-Politik bekannt. Nun handelt die Premierministerin des Landes erneut entschieden: Nachdem eine einzige Covid-Infektion im Land festgestellt wurde, sollen alle mindestens drei Tage zu Hause bleiben.

Wegen gerade mal einer Covid-19-Infektion geht Neuseeland mit seinen rund fünf Millionen Einwohnern in den Lockdown. Mindestens drei Tage soll sich das Land im sogenannten Alert Level 4 befinden. Neuseelands größte Stadt Auckland und eine weitere Region auf der Nordinsel müssen sogar sieben Tage lang eine Ausgangssperre befolgen.

Die Restriktionen sind streng: Außer den essenziellen Geschäften müssen sämtliche andere Läden, Restaurants, Cafés, Fitnessstudios und Orte, an denen sich Menschen normalerweise zusammenfinden, schließen. Auch die Schulen des Landes stellen auf Online-Unterricht um. Wer derzeit nicht zu Hause ist, hat 48 Stunden, um dorthin zurückzukehren.

Neuseeland will es besser als Australien machen

Ausgelöst wurde der Lockdown wegen der Infektion eines 58-jährigen Mannes. Noch ist unklar, ob es sich um die Delta-Variante des Coronavirus handelt, doch die Behörden gehen derzeit davon aus. Der Mann war nicht geimpft, seine Partnerin jedoch schon. Sie hat bisher negativ auf die Viruserkrankung getestet. Neuseelands Regierungschefin Jacinda Ardern sagte, es sei besser, streng und schnell zu reagieren, anstatt die Phase des Lockdowns durch zu lockere Restriktionen länger hinauszuzögern. „Wir müssen uns nur Australien anschauen, um die Alternative zu sehen“, betonte sie. Australien kämpft derzeit an der Ostküste des Landes mit einem Ausbruch der Delta-Variante.

Michael Plank, ein Mathematiker und Statistiker der Universität von Canterbury in Christchurch, betonte in einem Twitter-Post, dass der strenge Lockdown „definitiv die richtige Entscheidung“ sei. Dies gebe dem Land die beste Chance, den Ausbruch zu bekämpfen, bevor er sich zu sehr auswachsen würde. „Obwohl der Fall in Auckland lebt, könnte das Virus überall im Land sein“, sagte er. Der strenge Lockdown verschaffe den Gesundheitsbehörden nun Zeit, um die Ergebnisse von Tests und Kontaktverfolgung auszuwerten und um zu beurteilen, wie weit sich das Virus ausgebreitet hat.

„Bei Delta gibt es keine zweite Chance“

Plank verwies dabei – wie auch Ardern – auf das Nachbarland Australien. Dort zeige die Situation in Sydney, wo derzeit täglich mehrere hundert Fälle verzeichnet werden, wie „schnell halbe Sachen zu einer Katastrophe führen können“. Es sei besser, am Anfang hart zu reagieren und sich dann zu entspannen. „Bei Delta gibt es keine zweite Chance“, sagte er.

Einer der Gründe, warum die Regierung mit so extremen Maßnahmen reagiert hat, ist, dass der infizierte Mann keinerlei Kontakt nach außen hatte – also zu Quarantänehotels, den Häfen oder Flughäfen des Landes. Außerdem ist die Impfquote in Neuseeland nach wie vor relativ gering. Bisher hat nur etwa ein Drittel der knapp fünf Millionen Neuseeländer eine Impfdosis erhalten, rund 20 Prozent sind vollständig geimpft.